Auf dem Ex-Areal des Autohändlers soll ein neuer Wohnkomplex entstehen. Foto: Sebastian Gall - Sebastian Gall

Monatelang stand das Ex-Areal des Autohaus „Von der Weppen“ leer. Vor Kurzem ging es an den Privat-Projektplaner Bonava. Die Stadt will bei der Neubebauung dabei sein.

Stuttgart-OstAnfang des Jahres zog das Autohaus „Von der Weppen“ vom Stöckach – Ecke Sedan/Neckarstraße – an den Pragsattel. Seit dem steht das 3600 Quadratmeter große Gelände leer. Vor kurzem wurde das Areal nun an Bonava – ein Projektentwickler im Haus- und Wohnungsbau, der in Nordeuropa und Deutschland aktiv ist und in Berlin seinen deutschen Hauptsitz hat – verkauft. Das lässt erst einmal aufhorchen, denn die Landeshauptstadt propagiert allenthalben, neuen bezahlbaren Wohnraum schaffen zu wollen – etwa mit dem Konzept „Wohnen in Stuttgart“. Zudem besitzt sie in Stöckach, da dieses Areal ein Sanierungsgebiet ist, ein Vorkaufsrecht auf dortige Flächen. Das hat sie nun aber verstreichen lassen.

Für die Fraktiongemeinschaft FrAKTION (SÖS, Linke, Piraten- und Tierschutzpartei) ein Skandal: „Angesicht der dramatischen Wohnungsnot ist es skandalös, dass die Verwaltungsspitze – ohne Information an den Gemeinderat – die Gelegenheit verstreichen lässt, ein Grundstück in allerbester Lage zu kaufen“, sagt Fraktionssprecher Thomas Adler. Vor allem, da nebenan ein komplett neues Quartier entstehe. In der Hackstraße sollen in den nächsten Jahren auf dem EnBW-Gelände bis zu 800 Wohnungen geschaffen werden. 2020 soll das Areal geräumt sein. Weiter kritisiert die Fraktionsgemeinschaft, dass die Entscheidung zum Verkauf am Gemeinderat vorbei getroffen wurde. „Vor zwei Jahren hat der Gemeinderat einen Zielbeschluss gefasst, in dem steht, dass die Stadt vorhandene Vorkaufsrechte ausüben muss, um den kommunalen Bestand an Wohnungen und Flächen deutlich zu erhöhen“, so Adler. Abschließend fordert er, dass der Gemeinderat künftig über das Ziehen von Vorkaufsrechten entscheiden solle.“

Der Amtsleiter des Amtes für Stadtplanung und Wohnen, Detlef Kron, nimmt der Kritik den Wind aus den Segeln: „Das Vorkaufsrecht kommt nur zum Einsatz, wenn öffentliches Interesse an dem Gelände besteht“, sagt er. Der Verkauf des Geländes stehe laut ihm aber dem Interesse der Stuttgarter Bürger nicht entgegen. Denn: Die Gesellschaft Bonava sei mit einem schlüssigen Konzept auf die Stadt zugekommen, so Kron weiter. Der Angst, der Projektplaner könnte nach dem Kauf nur teure Wohnungen auf dem Areal bauen, schiebt er einen Riegel vor. „Wir werden uns mit Bonava auf einen städtebaulichen Vertrag einigen, der 30 Prozent geförderten Wohnraum beinhalten wird.“ Damit sind Wohnungen für Geringverdiener gemeint. Ob es einen Bebauungsplan geben wird, ist bisher nicht gesichert. „Wir werden bei der Bebauung aber mit am Ball sein“, sagt Kron. Unterdessen bezeichnet Bonava das Areal als „Filetstück“. „Das Wohnumfeld mit den vielen Grünflächen und dem nahen Zentrum ist für nahezu alle Zielgruppen vom Pendler bis zu Familien und Senioren hoch attraktiv. Dem wollen wir auch mit einer nachhaltigen und modernen Architektur gerecht werden“, sagt Projektleiterin Eldem Cetinkaya, die nun in die Konzeptplanung geht. Der Kaufpreis des Grundstücks ist nicht bekannt.