Links vorne sind die Mauerreste der Kelter zu sehen, die vor ein paar Tagen hier entdeckt wurden. Foto: Peter Harrer (z) - Peter Harrer (z)

Bei den Umbauarbeiten des Kelterplatzes sind Reste der Grundmauer der alten Kelter entdeckt worden. Der Bürgerverein Hofen freut sich über den Fund.

HofenAm Kelterplatz ist in der vergangenen Woche ein besonderer Fund gemacht worden. Darüber freuen sich Sabine Schick-Kurfeß, Vorsitzende des Bürgervereins Hofen und Raimund Stetter vom Bürgerverein Hofen. „Es sind Mauern der alten Kelter entdeckt worden“, berichtet Stetter. Auch Vertreter des Denkmalamts seien vor Ort gewesen. Das weiß auch der Hofener Peter Harrer. Dass Reste der Kelter bei der Umgestaltung des Platzes zutage treten, hatte Stetter gehofft, der dort die Arbeiten für die neue Platzgestaltung auch für den Bürgerverein beobachtet.

Mit dieser Entdeckung werde deutlich, welch besondere Bedeutung der Weinbau für den Stadtteil Hofen hatte. Der Bürgerverein Hofen hat sich seit Jahrzehnten um diese Geschichte gekümmert, insbesondere auch Ortshistoriker Wolfgang Zwinz. Auch im Rundgang durch Alt-Hofen, der Wegweiser zu Interessantem und Wissenswerten verweist er auf die historischen Zusammenhänge. Dort ist der Kelterplatz auch als Nummer eins markiert. Und dort, wo bislang nur per Schild auf die historische Kelter verwiesen wurde, sind jetzt vermutlich die tatsächlichen Reste der Kelter gefunden worden.

Keine Straßenbezeichnung

Von Seiten des Denkmalamtes oder der Stadt Stuttgart gab es bislang noch keine offizielle Mitteilung zu dem Fund. Der Kelterplatz ist in Hofen keine offizielle Straßenbezeichnung. Doch war er Jahrhunderte lang einer der wichtigsten Plätze Hofens, heißt es im Wegweiser. Schon zur Römerzeit, um 150 nach Christus wurde in der Gegend Weinbau betrieben. Für Cannstatt sei das erstmals für das Jahr 708 belegt.

Der Bürgerverein verweist auf die Entwicklung des Weinbaus als ein Verdienst der Kirche. So hätten sich im 11. und 12. Jahrhundert das Kloster St. Gallen in der Schweiz und das Staufer-Kloster Lorch im Remstal um den Ruhm gestritten. Als so genannte „Weinheilige“ seien St. Urban, St. Florian, St. Kilian und auch St. Barbara, die Patronin der Pfarrkirche Hofens verehrt. Kirche und Klöster brauchten den Wein für liturgische Zwecke. Bis 1870 waren große Teile Neugereuts Weinberge laut Wegweiser des Bürgervereins Hofen.

Weinbau gefördert

Unter Herzog Friedrich I (1593 bis 1608) entstand 1595 die erste Kelterordnung für das Herzogtum Württemberg. Um 1600 war laut Bürgerverein die Blütezeit des Weinbaus. Die württembergischen Grafen und Herzöge hätten den Weinbau und den Weinhandel gefördert, er sei immerhin die wichtigste Steuereinnahme des Landes gewesen und im 15. und 16. Jahrhundert sei der Wein Württembergs wertvollster und wichtigster Ausfuhrartikel gewesen. „Erst um das Jahr 1680 wurde wieder begonnen, die Weinberge, ebenso wie die Äcker die jahrelang aus Mangel an Arbeitskräften brach geblieben waren, wieder neu anzulegen. Dies ist vermutlich auch die Zeit, in der die Hofener Kelter am heutigen Kelterplatz neu gebaut wurde“, erklärt Ortshistoriker Wolfgang Zwinz vom Bürgerverein Hofen. Zuvor waren die Keltern in den Weinbergen respektive in den Weingärten und das Lesegut wurde zur Kelter getragen.

Durch das Zehntablösegesetz von 1848 und der Rebenkrankheit, der Reblaus, sei der Weinbau in Hofen um 1890 zum großen Teil zum Erliegen gekommen. 1882 gab es eine in Ertrag stehende Weinbaufläche von 12,1 Hektar und 1892 waren es nur noch 3,3 Hektar. Im einstöckigen Keltergebäude standen laut Bürgerverein zwei Pressen. Die Kelter wurde laut Verein bis zu ihrem Abriss 1926 noch als Feuerwehrgerätehaus und teilweise sogar als Leichenhaus genutzt. Die Kelter wurde 1926 von der Gemeinde Hofen um 1800 Reichsmark an Anton Werner zum Abbruch verkauft laut Gemeinderatsprotokoll vom 21. April 1926. Der Kelterplatz erfuhr eine weitere wechselhafte Geschichte. So wurde dort um 1920 der Bau eines Rathauses geplant. Aus Geldmangel konnte der Plan nicht verwirklicht werden. 1926 wurde dort ein Feuerwehrgerätehaus eingeweiht, das Stützpunkt war bis zum Bezug des neuen Feuerwehrmagazins 1974 in der Walchenseestraße. Dann stand da von 1932 bis 1969 eine Schulbaracke. 1983 wurde der Platz umgestaltet. Heute wird er einmal mehr erneuert.