Japanisch spricht im Polizeirevier in der Ostendstraße niemand. Trotz der Sprachbarriere konnten die Beamten einer in Not geratenen Frau, die aus dem Land der aufgehenden Sonne stammt, helfen. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Irgendwie japanisch muss es den Polizeibeamten im Revier der Ostendstraße am vergangenen Dienstag vorgekommen sein. Sie wurden zu einer japanischen Frau mit ihren zwei Kindern gerufen, die scheinbar orientierungslos war und weder deutsch noch englisch sprach. Dank glücklicher Umstände konnte ihr dennoch geholfen werden. Sie wurde sicher und wohl behütet mit ihren Kindern in einem Hotel unterbracht.

Von Erdem Gökalp

Bei Polizeieinsätzen muss es nicht immer um Kapitalverbrechen gehen. Daher hat die Polizei Stuttgart vergangene Woche einen besonderen Einsatz gleich auf Facebook geteilt und die Sympathien der Nutzer gewonnen. „Wir können alles außer Hochdeutsch und ... Japanisch“, hieß es auf der Facebook-Seite der Polizei Stuttgart. Denn trotz Sprachbarrieren konnten Beamten einer Frau aus Japan aus ihrer Not helfen - dank eines glücklichen Zufalls.

Die Polizisten wurden Dienstagabend zu der schwangeren Frau gerufen. Sie war bei Nieselregen und Dunkelheit mit zwei Kleinkindern scheinbar orientierungslos unterwegs und wusste nicht wohin. Die Kinder waren drei Jahre alt und sechs Jahre alt. Ein aufmerksamer Passant bemerkte die Gruppe und rief die Polizei. Auch die Beamten versuchten, sich zunächst mit ihr zu verständigen - jedoch noch ohne Erfolg.

Daher nahmen die Polizisten die Frau mit aufs Revier in der Ostendstraße. „Dort versuchten sie dann, mit Händen und Füßen zu kommunizieren“, sagte ein Sprecher der Polizei. Zusätzlich wurden verschiedene Hilfsmittel hinzugezogen, beispielsweise die Übersetzer-Funktion auf Google. „Es gibt auch speziell eine Hotline mit Übersetzern, die man hinzuziehen kann.“ Jedoch waren zunächst alle Bemühungen vergeblich. Durch einen glücklichen Umstand kam dann doch eine Kommunikation zustande. Denn gegen 21.30 Uhr kam eine Frau auf die Dienststelle, die ihren verlorenen Geldbeutel abholen wollte. Sie war ebenfalls Japanerin und wurde daher kurzerhand als Dolmetscherin hinzugezogen. Dadurch erfuhren die Beamten dann die Geschichte der schwangeren Frau. Sie gab an, dass sie erst seit wenigen Tagen in Deutschland sei. Sie habe sich hier mit dem Vater des ungeborenen Babys gestritten und wolle auch nichts mehr mit ihm zu tun haben. Daher bat sie die Polizeibeamten um Hilfe. Sie hatte all ihre persönlichen Gegenstände bereits bei sich. Die Beamten halfen der hilflosen Frau dann beim Buchen eines Hotelzimmers. Außerdem haben sie ihr zusätzlich die Adresse des japanischen Honorarkonsulats gegeben.

Überraschungseier für die Kinder

Doch damit hat der Einsatz der Polizisten noch immer nicht geendet. Bevor es ins Hotel ging, machten die Beamten mit der Japanerin und ihren Kindern einen Zwischenstopp im Supermarkt. Dort halfen sie ihr noch beim Einkaufen. Sie wurde mit Verpflegung und Windeln eingedeckt. Für die Kinder gab es sogar noch zwei Überraschungseier. Seitdem hat der Beitrag der Polizei auf Facebook einige positive Reaktionen ausgelöst. „Da sieht man mal wieder, dass unsere Beamten das Herz am rechten Fleck haben“, schreibt ein Facebook-Nutzer in einem Kommentar in dem sozialen Netzwerk. „Respekt Damen und Herren“, schreibt ein anderer. Bleibt jetzt zu hoffen, dass die Frau es wieder wohl behütet in die Heimat schafft.