Das ökumenische Zentrum in Neugereut feiert am 19. Januar seinen 40. Geburtstag. Foto: Iris Frey - Iris Frey

Das ökumenische Zentrum wird 40 Jahre alt und feiert dieses Jubiläum mit einem ökumenischen Gottesdienst am 19. Januar. Beide Pfarrer blicken auf die bewegte Zeit des Hauses und in die Zukunft.

NeugereutDas ökumenische Zentrum (Öku) im Flamingoweg wird 40 Jahre alt. Gefeiert wird das am Jubiläum mit einem ökumenischen Gottesdienst und Fest am 19. Januar. Die evangelische Pfarrerin Dorothee Niethammer-Schwegler und der katholische Pfarrer Ludwig Frank Mattes beschreiben jeweils die Entwicklung des Zentrums, welches für beide wichtig und unabdingbar ist.

Pfarrerin Niethammer-Schwegler erlebt, wie sie sagt, „mit Spannung die Entwicklungen der letzten Jahre, manchmal auch mit Anspannung und Ungeduld, weil es gefühlt etwas zu langsam vorangehe mit dem Zukunftssicher-Machen“. Sie nehme eine deutliche Belebung wahr, seit die katholische „homebase“ die Räume mit bespiele. Das sei sehr erfreulich. „Das praktische Zusammenleben im Haus ist unkompliziert und angenehm, das schätzen wir.“ Andererseits sei die theologische Ausrichtung der neu hinzugekommenen Gruppen schwerer kompatibel mit denen der evangelischen Kirchengemeinde NeuSteinHofen. „Homebase“ sei, so die evangelische Pfarrerin, ein sehr bewusst katholisches und charismatisches Angebot. Das ökumenische gemeinsame Weiterdenken auf der inhaltlichen Ebene habe da weniger Raum als in den Anfangsjahren der Neugereuter Ökumene. Der Wunsch der „Anfangs-Ökumeniker“ in den 80er-Jahren, ökumenische Themen miteinander voranzubringen, beispielsweise der Feier-Abendmahle miteinander feiern zu können, sei kaum noch vorhanden. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn diese Themen wieder präsenter wären“, sagt Niethammer-Schwegler.

Sie ist seit 1. März 2013 in Neugereut Pfarrerin. Damals hatte sie noch die Pfarrkolleginnen Linda Lee Zipperle in Hofen und Pfarrerin Ulrike Sill in Steinhaldenfeld. Dann kam die Kirchenfusion. Mit der Fusion am 1. Januar 2018 hat der Pfarrplan 2018 gegriffen, durch den Pfarrerin Zipperle ging. Seither sind Kollegin Sill und sie die Pfarrerinnen von NeuSteinHofen. „Leider verabschiedet sich Pfarrerin Sill ja demnächst. Dann wird die zweite Stelle wieder ausgeschrieben“, sagt Niethammer-Schwegler.

Als das Öku im Januar 1980 eingeweiht wurde, war Karl Martell der evangelische Ortspfarrer und Monsignore Joachim Schmitt der katholische Pfarrer. Er hat die Idee für das Ökumenische Zentrum mit Martell und Frau Weismann von der Stadt Stuttgart entwickelt. „25 Jahre lang hat Schmitt die Arbeit im Öku geprägt“, sagt der katholische Pfarrer Ludwig-Frank Mattes. Einschneidend sei der Tod von Pfarrer Schmitt gewesen. Danach habe sich die Gemeinde erst einmal neu aufstellen müssen.

„Ich halte das Öku Neugereut in jedem Fall für sehr wichtig, auch für die Landeskirche. Hier ist das ökumenische Gespräch, die gemeinsamen Gottesdienste und Arbeitsgruppen über alle Höhen und Tiefen der offiziellen Ökumene der Großkirchen weitergegangen. Diese Basis-Zusammenarbeit braucht meines Erachtens auch weiterhin Pflege, Unterstützung und Förderung, die wir vor Ort durch Dekan Schultz-Berg und andere auch haben. Das freut uns sehr“, sagt Niethammer-Schwegler. „Heute wie damals freuen wir uns über die lebendige Gemeinde, in der Ökumene ganz selbstverständlich gelebt wird“, so Mattes.

Niethammer-Schwegler kennt viele Hochs und Tiefs des Ökus und durch die Größe des Baus auch immer wieder Überlegungen, das Ökumenische Zentrum zu verkleinern, zu teilen. Es habe viele Zukunftswerkstätten gegeben. „Wichtig war und ist, dass wir im Gespräch bleiben und uns darüber austauschen, was für die jeweilige Kirche Ökumene bedeutet und was wir dafür investieren wollen – finanziell, ideell und geistlich. Der Wille zum Gemeinsamen und zur Auseinandersetzung - auch über kirchenpolitische, theologische und gesellschaftliche Themen - ist meines Erachtens die entscheidende Voraussetzung“, sagt die Pfarrerin.

2012 wurde das Öku im Rahmen des Prozesses Aufbrechen überprüft und bewertet, wie stadtweit alle kirchlichen Immobilien in der katholischen Kirche, angesichts rückläufiger Kirchenmitglieder und Kirchensteuereinnahmen. Ein Verkauf sei nicht geplant gewesen, so Mattes. Stattdessen wurde die Idee einer Kita-Nutzung entwickelt. Der Sanierungsbedarf im Öku sei hoch, die energetische Situation schwierig. „Um die Kita einrichten zu können, müssen Räume im Untergeschoss umgebaut werden“, so Mattes. Deshalb und zur Frage der Sanierung sei die katholische Kirche seit einigen Monaten in konstruktiven Verhandlungen mit der evangelischen Kirche. Gemeinsam sei ein externes Gutachten in Auftrag gegeben worden. Dieses soll im Frühjahr vorliegen, erst dann könnten die nächsten Schritte besprochen und geplant werden. Wann ein Ergebnis präsentiert werden könne, sei noch unklar.

Die evangelische Kirche ist sehr froh über die Kita-Pläne der katholischen Kirche, denn sie trügen dazu bei, das Öku auf feste Füße zu stellen und für die Zukunft zu erhalten, sagt Niethammer-Schwegler. „Wir werden in diesem Zug natürlich viel Fläche im Untergeschoss abgeben und oben alle noch enger zusammenrücken müssen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das gut hinbekommen. Die Modalitäten der Flächenübergabe sind im Moment noch in der Verhandlung.“ Wenn diese geklärt seien, rechnet sie mit einem schnellen Baubeginn. „Wir hoffen, dass dieser vor dem Sommer sein wird. Dass dann viele Kinder und Familien im Öku ein- und ausgehen werden, finde ich eine tolle Belebung für uns und das ganze Areal am Marktplatz“, so die Pfarrerin.

Pfarrer Mattes blickt auf eine seit 40 Jahren „freundschaftliche, vertrauensvolle und geschwisterliche Zusammenarbeit, die wir weiter vertiefen möchten“. Er nennt viele Beispiele für eine gut funktionierende Ökumene. Mattes hofft „auf viele weitere gute Jahre ökumenischer Zusammenarbeit, viele neue Ideen, die wir gemeinsam verwirklichen können. Das Ökumenische Zentrum ist ein Biotop für alle, unabhängig von ihrem Bekenntnis.“

Das Jubiläum wird am 19. Januar um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst im Ökumenischen Zentrum, Flamingoweg 22, gefeiert. Es wirken die Pfarrer und Mitglieder der Kirchengemeinden mit. Die ökumenischen Chöre singen.