Der Galeriesaal in Kornwestheim war beim Infoabend zum umstrittenen Nord-Ost-Ring bis auf den letzten Platz gefüllt. Foto: Jochen Brust (z) - Jochen Brust (z)

Beim Infoabend bezeichneten die Bürgermeister Peter Pätzold (Stuttgart), Beatrice Soltys (Fellbach) und Daniel Güthler (Kornwestheim) den Nord-Ost-Ring als „Großprojekt aus der Mottenkiste“.

MühlhausenDer Nord-Ost-Ring erregt seit Jahren die Gemüter der Menschen in der Region, was sich erneut am Dienstagabend im Galeriesaal der Stadt Kornwestheim zeigte. Geladen hatte der Bürgerverein Kornwestheim, um mit sieben weiteren Veranstaltern einen Infoabend zum Thema auszurichten. Der Saal sowie das Foyer waren bis auf den letzten Platz mit mehr als 400 Bürgern gefüllt.

Den Auftakt gestaltete Joseph Michl von der Arge Nord-Ost, der die Planungen, Hintergründe und verkehrsbedingten Folgen des Nord-Ost-Rings mit viel Fachwissen darstellte und so zeigte, dass durch den Nord-Ost-Ring rund 51 000 zusätzliche Fahrzeuge in den Stuttgarter Norden angezogen würden. Anschließend stellten die Baubürgermeister Daniel Güthler für Kornwestheim, Beatrice Soltys für Fellbach und Peter Pätzold für Stuttgart die Thematik aus Sicht ihrer Kommunen dar. Für alle drei ist der Nord-Ost-Ring ein „Großprojekt aus der Mottenkiste“ und nicht in der Lage, die Verkehrsprobleme in Stuttgart sowie dem nördlichen Umland zu lösen. Im Gegenteil: Bei Realisierung würde dieser die Verkehrsmengen deutliche erhöhen und spürbare Einbußen für die Lebensqualität der Bürger mit sich bringen.

„Massive Flächenverluste und zerstückelte, schwer zu bearbeitende Äcker wären die Folge“, sagte Rolf Bayha, der Landwirtschaftliche Obmann aus Kornwestheim. Dass die gefährdeten Böden nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Bevölkerung vor Ort aufgrund ihrer Funktion im Naturhaushalt höchst wichtig und absolut schützenswert sind, beschrieb der Bodenkundler und Landwirt Jochen Brust aus Mühlhausen. „Die Flächen dienen unter anderem dem Hochwasserschutz, wirken sich positiv auf das Klima in den angrenzenden Gemeinden aus und binden Luftschadstoffe“, so Brust. Er verdeutlichte, dass nur ein natürlicher, über Jahrtausende gewachsener Boden diese Aufgaben erfüllen kann und eine Beeinträchtigung durch Baumaßnahmen jeglicher Art die Böden irreparabel zerstört. Klaus Lachenmaier vom Landesjagdverband verwies darauf, dass sich die kleinstrukturierte Landschaft aus Feldern, Wiesen und Böschungen positiv auf den Bestand vieler selten gewordener Arten wie Feldlerchen, Rebhühner, Feldhasen oder Rehe auf den Freiflächen zwischen Kornwestheim, Mühlhausen und Remseck auswirkt.

Werner Gottstein vom BUND Ostalb sprach über aktuelle Verkehrsprojekte im Remstal und Ostalbkreis. „Momentan wird an den Straßen von Schwäbisch Gmünd über Aalen bis nach Nördlingen bereits geplant oder gebaut.“ Somit wäre der Nord-Ost-Ring das letzte Verbindungsstück, um über die B 10 und B 29 eine durchgängige Parallelautobahn zur A 8 und A 6 zu erhalten, was den Verkehr auf dieser Strecke steigern würde. red