Die Landwirte machen bei ihrer Protestaktion aus ihrem Herz keine Mördergrube und sagen klipp und kar, was sie vom Nord-Ost-Ring halten. Foto: Brust - Brust

Im Bundesverkehrswegsplan tauchte vor zwei Jahren plötzlich wieder der Nord-Ost-Ring auf. Gegen den bau einer ein vierspurigen, autobahnähnlichen Straße protestieren Landwirte aus dem Nord-Osten der Landeshauptstadt vehement.

MühlhausenEigentlich war der Nord-Ost-Ring mausetot. Die grün-rote Landesregierung hatte einst die Autobahn übers Schmidener Feld vor sieben Jahren beerdigt und auch die Pläne für die sogenannte Andriof-Brücke ad acta gelegt. Der Nordostring gehörte damals ausdrücklich nicht zu den Verkehrsprojekten, die das Land Baden-Württemberg für die nächsten 15 Jahre mit Priorität auf der Agenda hatte. Kein Grund also, dieses seit Jahrzehnten umstrittene Projekt für den Bundesverkehrswegeplan (BVWP) anzumelden.

Doch kaum waren Landtagswahlen 2016 vorbei, präsentierte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt den neuen BVWP. Zum Schrecken für die Bewohner und Landwirte aus dem Nord-Osten Stuttgarts beinhaltet der auch eine 11,4 Kilometer lange und mehr als 200 Millionen Euro teure autobahnähnliche Bundesstraße von der A 81/B 27 in Kornwestheim zur B14/29 nach Waiblingen. Nach erstem ungläubigen Kopfschütteln der Arge Nord-Ost, die seit Jahren gegen das Bauprojekt vor ihrer Haustür ankämpft, regte sich erneut der Widerstand. Vor allem bei den vielen Landwirten.

Dementsprechend viel los war auch am Montag auf dem Mühlhäuser Feld, als das Bündnis „Bauern-miteinander“ sowie die landwirtschaftlichen Ortsvereine Mühlhausen/Hofen, Kornwestheim, Zazenhausen sowie Fellbach, Schmiden und Oeffingen einen Informationstermin veranstalteten. Thema war die wieder aufgeflammte Diskussion um den sogenannten Nord-Ost-Ring, der wie ein Damoklesschwert über der ganzen Region im Norden der Landeshauptstadt schwebt. Neue Nahrung erhielt die Debatte auch durch die Forderung der Stuttgarter CDU (wir berichteten). Der stellvertretende Kreischef Roland Schmid hatte vor wenigen Tagen noch einmal betont, wie wichtig der Bau unter anderem auch für die heimische Wirtschaft sowie im Kampf gegen Staus und Feinstaub sei.

„Durch den Bau dieser Straße am Ortsrand von Mühlhausen, welche nach ihrer Fertigstellung ein Verkehrsaufkommen von weit über 60 000 Fahrzeuge pro Tag – rund um die Uhr – hätte, würde die facetten- und artenreiche Landschaft im Stuttgarter Norden unwiederbringlich zerstört“, sagt Jochen Brust vom Landwirtschaftliche Ortsvereine Mühlhausen und Hofen. Zusätzlich werde dadurch die Lebensqualität von rund 100 000 Anwohnern entlang der diskutierten Trasse durch Lärm, Schmutz und Feinstaub massiv beeinträchtigt. Jochen Brust ist sich auch sicher, dass diese autobahnähnliche Straße noch mehr Verkehr in die Region ziehen würde. „Denn sie ist keine Umfahrung von Stuttgart oder Remseck, sondern das zentrale Teilstück einer kreuzungsfreien Verbindungsachse vom Rheintal bis in den Raum Augsburg/Ingolstadt für den Fern- und Schwerlastverkehr.“

Für die landwirtschaftlichen Betriebe, welche allesamt seit mehreren Generationen diese Flächen bewirtschaften, wäre dies das Ende ihrer Existenz: „Beste Ackerböden für die regionale und nachhaltige Lebensmittelproduktion würden geopfert.“ Um die Bevölkerung zu sensibilisieren, werden in den kommenden Monate von den Landwirte individuell gestaltete Banner am Straßenrand präsentiert, die auf ihr Problem und die Tragweite eines Nord-Ost-Ringes aufmerksam machen sollen. „Jedes der Banner zeigt ein individuelles Motiv, welches auf den Betrieb vor Ort zugeschnitten ist, und soll so die Vielfalt der Landwirtschaft nördlich von Stuttgart verdeutlichen“, so Brust. uli

Die Banner, geplant ist eine zweite Auflage, verweisen auf die Homepage „www.bauern-miteinander.de“. Hier kann man sich über die Hintergründe der Thematik informieren.