Der Beruf des Mechatronikers steht bei jungen Menschen hoch im Kurs. Foto: dpa - dpa

Thomas Höflinger, Chef der Handwerkskammer region Stuttgart, zeigt sich zufrieden mit der Ausbildungsbilanz im vergangenen Jahr.

StuttgartDie Zahl der Jugendlichen, die eine berufliche Ausbildung und die Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk als attraktiven Karriereweg wählen, hat im vergangenen Jahr zugenommen. Das Plus in der Region Stuttgart liegt bei 1,3 Prozent. Damit werden 4283 Schulabgänger (Vorjahr 4228) in einem der 130 Ausbildungsberufe ausgebildet. Über alle Ausbildungsjahre hinweg sind derzeit in der Region 10 574 Azubis im Handwerk beschäftigt.

„Immer mehr Betriebe erkennen aufgrund des Fachkräftebedarfs, dass sie ihre Nachwuchssuche verändern und auf junge Menschen aktiv zugehen müssen“, betont Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart. „Unternehmer lassen sich von unserer Ausbildungs- und Personalberatung dabei begleiten, ein Nachwuchsmanagement aufzubauen. Sie spüren immer mehr, dass ihre Qualität als Arbeitgeber gefragt ist und ein entsprechendes Ausbildungsmarketing entwickelt werden muss. Die Handwerksbetriebe bewerben sich nun intensiver und gezielter um die Jugendlichen“, so das Fazit des Kammerchefs. Die Zahl der neuen Ausbildungsverträge im Handwerk dokumentiere die große Bedeutung der beruflichen Bildung, wenn es darum gehe, den Fachkräftebedarf zu sichern. „So erfreulich die Entwicklung ist, bleibt es weiter eine Herausforderung, möglichst alle Lehrstellen mit ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Schulabgängern zu besetzen“, so Thomas Hoefling. „Keine Lehrstelle darf zu einer Leerstelle werden – das können wir uns definitiv nicht erlauben.“ Immerhin blieben 2018 über 500 Ausbildungsplätze alleine in der Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer als vakant zurück.

Eine wichtige Rolle übernimmt die duale Ausbildung auch bei der Integration junger Geflüchteter. „Handwerksbetriebe bringen sich hier mit besonderem Engagement ein“, so der Kammer-Chef. Die Zahl der Azubis mit Staatsangehörigkeit aus Asylzugangsstaaten wie Afghanistan, Syrien, Iran oder Irak hat sich fast verdoppelt und liegt nun bei 656. Hoefling: „Wichtig ist allerdings der Unterstützungsbedarf auch nach dem Übergang in eine duale Ausbildung.“ Deshalb stelle die Kammer den Betrieben ein Beratungsteam zur Seite. „Klar ist aber auch: Sprachliche Förderung ist der zentrale Schlüssel, wenn die Integrationspfade erfolgreich weitergeführt werden sollen. Begleitende Deutschkurse an den Berufsschulen gibt es viel zu wenige. Jetzt ist die Politik am Zug, hier rasch Angebote zu schaffen“, erklärt der Hauptgeschäftsführer.

Nach wie vor rekrutiert sich der Handwerkernachwuchs hauptsächlich aus Schulabgängern mit der Mittleren Reife (2018: 1831, minus 1,4 Prozent). Leicht zugenommen hat die Zahl der Abgänger von Hauptschulen. Das Plus liegt bei 3,3 Prozent (1441). Für die Karriereleiter im Handwerk waren wie im Vorjahr 640 Abiturienten zu begeistern. Mit noch mehr ansprechenden Angeboten für diese Zielgruppe soll die Attraktivität des Handwerks weiterentwickelt und in die Fläche getragen werden. Kammer-Hauptgeschäftsführer Hoefling baut deshalb auf die „höhere Berufsbildung“, also der systematisch miteinander verzahnten Aus- und Fortbildung im Handwerk. „Mit unserem sehr praxisnahen Angebot wollen wir deutlich machen, dass ein weiterführender Schulbesuch oder ein Studium nicht immer der Königsweg im Hinblick auf eine erfolgreiche Karriere darstellt.“

Entscheidende Partner bei der Berufsorientierung seien Lehrer, die in der Schule die Bedeutung einer betrieblichen Ausbildung vermitteln. Hoefling: „Noch wichtiger sind die Eltern. Deshalb appellieren wir an alle Mütter und Väter, das Thema Berufswahl und Ausbildung möglichst früh anzusprechen und ihre Kinder zu ermutigen, die Angebote der Berufsorientierung anzunehmen.“ uli