Chilis der Sorte „Trinidad Scorpion Moruga Red“ hängen im Rahmen einer Ausstellung in der Wilhelma Foto: dpa Quelle: Unbekannt

(red) - Ob feuriges Rot oder tiefdunkles Lila, groß und rund oder klein und länglich, brennend scharf oder angenehm mild: Mehr als 100 Chilisorten werden in der Wilhelma präsentiert. Sieben Wochen können Besucher im Wintergarten des Botanischen Gartens die verschiedenen Sorten kennenlernen - Mutige können auch probieren, wenn Zierpflanzengärtnerin Fenja Krüger bei ihren Führungen die scharfen Beeren in winzigen Stückchen anbietet.

Das Interesse ist groß, haben Chili-Schauen der Vorjahre gezeigt. „Viele wollen die ganz Scharfen probieren“, sagt Krüger. Die schärfste, in der Wilhelma gezüchtete Chili ist die Sorte „Carolina Reaper“ mit 2,2 Millionen Einheiten auf der Scoville-Skala, die gängige Messskala für Schärfe. Zum Vergleich: Eine klassische Gemüsepaprika misst gerade einmal zehn Einheiten, Tabascosauce 2500 bis 5000 und reiner Cayenne-Pfeffer zwischen 30 000 und 50 000. Im Guinness-Buch der Rekorde ist die „Carolina Reaper“ momentan die schärfste Chili der Welt. Bald könnte sie jedoch von der im Frühjahr in Wales gezüchteten „Dragon‘s Breath“ (2,48 Millionen) abgelöst werden.

Probieren kann man die „Carolina Reaper“ in der Wilhelma in diesem Jahr allerdings nicht. Die Blüte der Pflanze wurde im vergangenen Jahr durch ein Insekt mit fremdem Pollen bestäubt, so dass nun eine Mischform heraus kam. „Die Frucht war dann plötzlich gelb statt rot“, sagt Krüger. Lediglich bei einer Pflanze hat die Aussaat funktioniert - aber an ihr hing bislang nur eine ausgereifte Frucht. Chili-Fans können dafür die zweitschärfste Sorte testen, die „Trinidad Scorpion Moruga Red“. Mit einem Wert von 2,1 Millionen auf der Scoville-Skala liegt sie knapp hinter dem Rekordhalter. Doch die Unterschiede kann man bei diesen Schärfegraden sowieso nicht mehr schmecken, sagt Chili-Expertin Krüger, die sich seit zwei Jahren um die Anzucht der scharfen Früchte in der Wilhelma kümmert.

Bei ihren 90-minütigen Führungen informiert die 33-Jährige auch über den Wachstumsprozess. So erntet sie im Spätherbst wochenlang die kleinen Samen, trocknet und verwahrt sie in kleinen Tüten, damit sie diese im Januar in Anzuchtskästen aussähen kann. Ab Mai sind die Früchte der etwas milderen Sorten reif, die scharfen zwei bis drei Monate später. Ob Krüger selbst auch gern scharf isst? „Nö, gar nicht.“ Aber die Formen- und Farbvielfalt gefallen ihr. Chili sei „einfach ‚ne schöne Pflanze“.

Interessant findet die Zierpflanzengärtnerin nicht nur besonders scharfe Chilis, sondern auch jene, die außergewöhnlich aussehen. Etwa die Sorte „Elefant“. Die rote Frucht ist überzogen von kleinen Rillen und daher so rau, dass sie sich wie ein Elefantenrüssel anfühlt. Besonders ist auch die „Bolivian Rainbow“, die so heißt, weil sich die Farben ihrer Früchte im Laufe der Reifung stetig ändern. Anfangs sind sie lila, dann hellbeige, gelb, orange und schließlich rot. Für einen Lacher sorgt stets die „Peter Pepper Red“ - ihre Form erinnert an ein männliches Geschlechtsteil.

Die Pflanze ist im Trend. Auch in anderen Städten gibt es Chili-Schauen, etwa in Hannover beim „Chili- und Barbecue-Festival“ oder in Berlin beim Event „Chili & Schokolade“, wo gleich mehrere mexikanische Klassiker vorgestellt werden. „Mittlerweile sind Chilis eben ein totaler Hype“, sagt Krüger. Trendforscher Peter Wippermann sieht den Trend nicht in der Chili selbst, sondern beim sogenannten Superfood. „Man achtet immer mehr auf die Inhalte des Essens“, sagt Wippermann. Vor allem Jugendliche und Menschen in Großstädten achteten verstärkt darauf, wie und was sie essen.

Dass die Chili überhaupt zum Superfood gehört, liegt am Inhaltsstoff Capsaicin, der sich in verschiedenen Weisen positiv auf den Körper auswirkt. Nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums in Baden-Württemberg sorgt er dafür, dass Endorphine ausgeschüttet werden. Auch wirkt er antibakteriell, durchblutungsfördernd und kurbelt die Verdauung an. Doch das Ministerium warnt vor übermäßigem Verzehr: Wer es übertreibt, muss mit Magenschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Sodbrennen und Bluthochdruck rechnen.