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(erg) - Dass Graffiti-Kunst nicht nur Schmiererei sein muss, hat der Jugendrat Bad Cannstatt unter Beweis gestellt. Bei einer Verschönerungsaktion haben sie zusammen mit dem Künstler Bernard Sakic den grauen Abfallbehältern am Wilhelmsplatz ein neues, buntes Aussehen gegeben. Aber mit einem ernsten Hintergrund. Durch diese Aktion soll zu Sauberkeit aufgerufen werden.

Der Wilhelmsplatz ist der wichtigste Verkehrsknoten in Bad Cannstatt. Doch schön ist er nun wirklich nicht. Von vielen Seiten kommt daher der Wunsch, den tristen Platz optisch aufzuwerten. Die Freien Wähler hatten bereits die Idee, die hässliche Wasser- zu einer Infosäule umzufunktionieren. Und die Zukunftswerkstatt hat ihn als ein zentrales Zukunftsthema auf ihre Agenda gesetzt. Das alles kostet jedoch jede Menge Geld. Der Jugendrat Bad Cannstatt hat nun mit wenig Mitteln einen kleinen Beitrag zur Verschönerung beigetragen: Sie haben den Mülleimern zu neuem Aussehen verholfen.

Die Idee zu dieser urbanen Kunstaktion ist nicht neu. Die Jugendräte in Stuttgart-Süd und -West haben bereits den grauen Stromkästen ein neues Aussehen gegeben. Auch das Zeppelin-Gymnasium in der Neckarstraße hat im vergangenen Jahr das Potenzial von Abfallbehältern als Kunstobjekte im Kampf gegen Müllsünder erkannt.

Ähnlich verhält es sich jetzt am Wilhelmsplatz. Die kleinen Kunstwerke haben Aufschriften wie „Fütter mich“. Eine klare Botschaft an die vielen Passanten, ihren Abfall nicht in die Brunnen, sondern in die Müllbehälter zu werfen. Zu übersehen sind sie auf jeden fall nicht, denn bei der Bemalung haben sich die Jugendräte besonders viel Mühe gegeben, auffällige Muster zu wählen.

Die Kunstart, die sie gewählt haben, nennt sich „Stencil“. Es stammt aus dem Englischen und bedeutet Schablone. Die Motive werden nicht frei gemalt, sondern anhand von Vorlagen auf ein Objekt gebracht. Dadurch kann das selbe Symbol an verschiedenen Stellen wiederholt werden. Berühmte Straßenkünstler wie der Brite Banksy haben dieser Kunstform zu Popularität verholfen.

Die Technik haben die Nachwuchspolitiker bei einem Seminar mit dem Stuttgarter Künstler Bernard Sakic gelernt. Gemeinsam haben sie sich die Bildmotive überlegt und die passenden Schablonen dazu entworfen. Dazu zählen berühmte Symbole der Landeshauptstadt. Sei es der Elefant, das Wahrzeichen der Wilhelma, oder die Stuttgarter Skyline. „Wir wollen mit dem Projekt zeigen, dass der Jugendrat etwas bewirken kann“, sagt Ramón Haaf. Der 19-jährige macht ein Freiwilliges Soziales Jahr im Bezirksamt und betreut die „Politiker von morgen“. Dabei habe man bewusst diesen frequentierten Platz gewählt. „Denn es ist nicht gerade der schönste Ort in Bad Cannstatt“, sagt Haaf.