Damit der Schmalzmarkt größer wirkt, sollen die Mauer und der kleine Kanal verschwinden. Foto: Steegmüller - Steegmüller

Gablenberg soll schöner werden. Der Siegerentwurf eines Ideenwettbewerbs sieht vor, dass für mehr Aufenthaltsqualität zahlreiche Parkplätze an der Petruskirche geopfert werden, außerdem schwebt den Architekten der Umbau des Schmalzmarktes vor. Die beiden Handels- und Gewerbevereine sind wenig begeistert und haben sich an den Gemeinderat gewandt.

GablenbergWie könnte der Schmalzmarkt und die Gablenberger Hauptstraße künftig aussehen? Diese Frage wurde in einem Ideenwettbewerb im vergangenen Jahr gestellt. Die Antwort, die der Siegerentwurf des Büros Scala gibt, stößt im Stuttgarter Osten auf Kritik.

So sehr, dass sich die beiden Handels- und Gewerbevereine Gablenberg und Stuttgart-Ost schriftlich an die Mitglieder des Umwelt- und Technikausschusses gewandt haben. Sie sehen in den Vorschlägen „Schwächen und Gefahren“ für den Standort.„Wir halten es für die noch in Gablenberg existierende Vielfalt an Geschäften und Dienstleistern für sehr problematisch, wenn in dem Entwurf systematisch Parkplätze an wichtigen Stellen ersatzlos wegfallen sollen.“

Von insgesamt 180 Stück sei die Rede, besonders der Erhalt der schrägen Parkbuchen sei notwendig. „Sowohl das Ärztehaus in der Gablenberger Hauptstraße 77 als auch die BW-Bankfiliale und die gegenüberliegende Petruskirche sind wichtig für einen lebendigen Stadtteil. Aber sie sind auch auf Parkmöglichkeiten für ihre Besucher und Kunden angewiesen“, sagt der Gablenberger HGV-Vorsitzende Peter Metzler. Dass weitere 80 Parkplätze in der Wagenburgstraße für eine Busspur geopfert werden sollen, sei für die Anwohner nicht vertretbar. „Die Maßnahme erhöht den jetzt schon im Quartier vorhandenen erheblichen Parkdruck in den Abendstunden, sowie den unnötigen Parkplatzsuchverkehr in den Nebenstraßen.“

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) spricht sich für die Busspuren in der Wagenburgstraße aus, damit die Linie 40 den Takt einhalten kann. In den Hauptverkehrszeiten benötigen die Busse auf dem Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und Ostendstraße oft mehr als doppelt so lang wie vorgesehen.

Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier bezweifelt, dass die separaten Busspuren etwas bringen. Morgens würden die Autos stadteinwärts schon im Wagenburgtunnel stehen und sich der Verkehr nur in den Osten zurückstauen. Die Folge: Der Bus würde immer noch nicht wirklich schneller durchkommen. Ob die Maßnahme Sinn macht, soll ein einjähriger Probelauf zeigen. Die Stadt hat angekündigt, dass er schon nach den Sommerferien auf einem Teilabschnitt beginnen könnte. Bislang fehlt den Verkehrsplanern jedoch der Segen des Gemeinderates. Im Umwelt und Technikausschuss wurde im Januar eine Entscheidung vertagt, da die Stadträte mehr Details benötigen. Für die Handels- und Gewerbevereine ist der Test nicht akzeptabel. Die Busspuren dürften erst dann umgesetzt werden, wenn alternative Parkmöglichkeiten durch neue Parkhäuser oder Parkgaragen in der Nachbarschaft geschaffen wurden.

Gleich sechs mögliche Standorte schweben den beiden Handels- und Gewerbevereinen im Stuttgarter Osten dazu vor. Beispielsweise neben dem Eingang des Wagenburgtunnels oder in einem Hang an der Bergstraße, aber auch unter dem Schulhof der Gablenberger Hauptschule und unter dem Schmalzmarkt könnten sie sich Tiefgaragen vorstellen. Ein Dorn im Auge sei auch der geplante „massive Eingriff“ in die gewachsene Struktur des Schmalzmarktes. „Er bietet mehr Nachteile, als er Vorteile schafft“, sagt Thomas Rudolph, der Vorsitzende des HGV Stuttgart-Ost. Er kritisiert im Siegerentwurf vor allem den Wegfall des Bachlaufes und des Brunnens. „Dies ist ein Verlust an Aufenthaltsqualität.“Er könnte zudem nicht nachvollziehen, dass die kleine Mauer, die spielende Kinder sowie Restaurantbesucher schützt, zugunsten einer offenen Fläche wegfallen soll. „Dadurch wird der Verkehr bedrohlich nah an die Aufenthaltsfläche herangeführt. „Nicht umsonst sind erst vor Jahren Leitpfosten am Straßenrand aufgestellt worden, um die Fußgänger zu schützen“, so Rudolph.

Die beiden Handels- und Gewerbevereine können auch die Einschätzung der Scala Architekten nicht teilen, dass der Verkehr in der Gablenberger Hauptstraße in den nächsten Jahren von selbst abnehmen würde. „Diese Behauptung wird weder durch Entwicklungen zu mehr Emissionsfreiheit noch durch Zulassungszahlen gestützt.“ Eine wirksame nachhaltige verkehrliche Entlastung der Gablenberger Hauptstraße sei nur dann zu erreichen, wenn dem Verkehr auf die Fildern alternative Möglichkeiten geboten werden, etwa durch eine direkte Auffahrt als Verlängerung der Bundesstraße 14.