In der „Mittleren Wohlfahrt“ sollen rund 90 Wohneinheiten gebaut werden. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hat sich zum geplanten Wohnbaugebiet der „Mittleren Wohlfahrt“ im Rahmen des Beteiligungsverfahrens geäußert. Der BUND lehnt das Vorhaben entschieden ab, wie Gerhard Pfeifer, Regionalgeschäftsführer des BUND erklärt.

In seiner Begründung führt der Bund für Umwelt- und Naturschutz an, dass hier einige streng geschützte Tierarten bedroht seien. Und: „Wir halten es für eine wichtige Freifläche“, so Pfeifer. Das Neubaugebiet widerspreche dem Grundsatz der Stadt Stuttgart „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“, so Pfeifer. Zu einer Bebauung regt der BUND an, die große Parkplatzfläche zwischen Mühlhäuser Straße und Wagrainstraße als Baufläche unter größtmöglicher Schonung des Baumbestands zu prüfen.

Der BUND verweist auf den Verlust der struktur- und artenreichen Kleingärten und landwirtschaftlichen Flächen. Besonders gravierend wäre der dauerhafte Verlust von Böden mit hoher Bodenqualität, so Pfeifer. Auch sei die Verkleinerung des Kaltluftproduktionsgebiets unverantwortlich, weist Pfeifer hin.

Was den Schutz von Tieren und Pflanzen betreffe, so merkt der BUND an, dass einige zum Teil streng geschützte Vogelarten fehlten, wie etwa der Schwarzmilan, der Turmfalke, der Graureiher, die Klappergrasmücke, die Dorngrasmücke und der Wendehals. Auch werde das starke Vorkommen des Gartenrotschwanzes zu wenig berücksichtigt, bei dem Brutverdacht bestehe. Die Umwelt- und Naturschützer fordern aufgrund der überholten Daten eine Nachkartierung der Vogelfauna.

Auch verlangt der BUND ein Fachgutachten zu den Juchten- und Rosenkäfern. Auch gibt es einen Eidechsenverdacht sowohl für Mauer- als auch für Zauneidechsen. Die geplanten Eidechsenersatzlebensräume würden nicht funktionieren, so Pfeifer.

In der „Mittleren Wohlfahrt“ werden letzten Angaben zufolge rund 90 Wohneinheiten - Doppel- und Reihenhäuser, Stadtvillen und Sammelpunkte für Stellplätze der Häuser sowie eine Kita - geplant.

Bereits im Frühjahr war mit einer Planauslage gerechnet worden. Seit vielen Jahren gibt es das Bestreben der Stadt, in der „Mittleren Wohlfahrt“ zu bauen. Allein das Umlegungsvorhaben hat sich einige Jahre hingezogen, weil zuletzt noch ein paar Unterschriften von Grundstückseigentümern fehlten. Zuletzt waren die Fachingenieure mit der Erschließungsplanung beschäftigt, der Energieversorgung und weiteren ökologischen Sachthemen.

Bereits zwei Einsprüche zu dem Bauvorhaben gibt es von der Initiative Kochelseeweg. Sie hat bereits am 6. Mai 2014 Einspruch gegen die geplante Bebauung eingelegt (wir berichteten) und im September 2016 nochmals. Dort wurde gefordert, das Eidechsenvorkommen zu überprüfen. Die Interessengemeinschaft Kochelseeweg hatte neue Artenschutzgutachten und einen neuen Umweltbericht gefordert. Die Interessengemeinschaft lehnt eine Bebauung der „Mittleren Wohlfahrt“ nach wie vor aus mehrfach veröffentlichten und in dem schriftlichen Einspruch geäußerten Gründen ab, wie Klima-, Frischluftschneise-, Umwelt-, Natur-, Tier-, Lärm- und Grünflächenschutz. Insbesondere die geplanten Zu- und Abfahrtswege zu dem geplanten Neubaugebiet ausschließlich über den Kochelseeweg werden abgelehnt, zumal auch über den Hopfenseeweg Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten bestehen, wie bereits am Hopfenseeweg erstellte Gebäude belegen, so die Kritiker der Pläne.