Am Max-Eyth-See verhindern Fraß-Schutzzäune, dass Gänse den neuen Bewuchs fressen. Foto: Frey - Frey

In Stuttgart nimmt die Zahl der Nilgänse extrem zu. Das berichtete Klaus Lachenmaier im Bezirksbeirat Mühlhausen.

Mühlhausen Nachdem es kürzlich im Bezirksbeirat Mühlhausen eine Bürgeranfrage zur Verbreitung von Nilgänsen gab, hat Klaus Lachenmaier, Biologe, Vogelexperte und Jäger vom Landesjagdverband in dem Gremium über das Vorkommen und die Entwicklung der Nil- und Graugänse sowie weiterer kommender exotischen Tiere informiert. Lachenmaier stellte fest, dass es die Graugans seit 1993 am Max-Eyth-See gibt und heute dort zwölf bis 15 Paare leben. Die Gänse brüten auf der großen Insel im See. Winterzählungen hätten ergeben, dass es in Stuttgart 1994 insgesamt 50 Exemplare gab und aktuell bis zu 300 Graugänse. Als Probleme verwies Lachenmaier auf die verkoteten Ufer. Die Ursache liege in der Gänsefütterei, so der Experte, vor allem durch professionelle Gänsefütterer, die die Tiere mästen. „Gänse sind Wildvögel und können woanders hinfliegen, wenn sie kein Futter mehr haben“, so Lachenmaier.

Die Nilgans gibt es im Stadtbezirk Mühlhausen seit 2012. Die Populationszahlen schnellen rasant nach oben. Im Dezember seien am Neckar 110 Nilgänse gezählt worden. Die Nilgänse brüten an entlegenen Orten wie Kirchtürmen, Dächern sowie am Neckar, im Rosensteinpark und in der Wilhelma. Die Winterzählung hat 2008 fünf Exemplare ergeben, mittlerweile seien es 30 bis 35 Exemplare. Die Nilgänse stammen ursprünglich aus Afrika. Sie seien sehr anpassungsfähig und die am stärksten zunehmende Vogelpopulation in Deutschland. An vierter Stelle stehen die Graugänse. Lachenmaier rechnet mit einer weiteren großen Verbreitung dieser Vögel, die vom Menschen hergebracht wurden. „Sie stammen aus Holland oder Nordrhein-Westfalen“, so Lachenmaier. Sie seien bei Vogelzüchtern beliebte Vögel und frei gesetzt worden. Auch Graugänse seien vom Menschen hergebracht, sie stammten aus Norddeutschland und Mecklenburg-Vorpommern, so Lachenmaier. Nilgänse legten ein sehr aggressives Verhalten an den Tag, wenn sie ihre Brut verteidigen. Sie würden auch die Mittelmeermöwe vertreiben oder die Schnatterente auf der Insel. In der Wilhelma habe man wegen Nilgänsen schon Flamingos verloren, so Lachenmaier. Im Bezirksbeirat wurde daran erinnert, dass auch schon Kinder am Seeufer angegangen worden seien von den Gänsen. Es wurde gefragt, ob es Warnschilder am See gebe. Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann erklärte, dass es die Schilder nicht gebe. Das Jagdgesetz erlaube, in bestimmten Jagdzeiten, drei Gänsearten zu jagen: die Grau-, die Nil und die Kanada-Gans. Letztere gebe es in Stuttgart noch nicht. Im Jagdjahr 2015/16 sind 1076 Gänse von den Jägern erlegt worden, im Jahr 2017/18 seien es 1624 Gänse gewesen. In Mühlhausen, welches eine Jagdfläche von 700 Hektar habe, seien vor zwei Jahren acht Gänse erlegt worden und im vergangenen Jahr vier Gänse. „Eine Bejagung würde die Bestände nie gefährden“, sagte Lachenmaier. Nilgänse werden in Mühlhausen auf den Feldern bejagt, am Max-Eyth-See dürfe nicht gejagt werden. Der See gehöre zum befriedeten Bereich. In seinem Ausblick erklärte Lachenmaier, dass die Nilgans sich weiter stark vermehren werde, die Graugans schwächer. Probleme gebe es bei Frei- und Mineralbädern. Neue Populationen werde es im künftigen Auwiesenbiotop geben. Neue Probleme gebe es mit dem Schwarzschwan aus Australien und der Mandarinenente aus Ostasien, die gezielt ausgesetzt oder frei gelassen würden, denn man wisse nicht, wie sie sich mit heimischen Arten vertragen. Die Bejagung der Enten habe einen Vergrämungserfolg. Wichtig sei zur Eingrenzung der Population, dass die Gänse auf keinen Fall gefüttert werden. Auch könnten Eier in den Nestern ausgetauscht werden, bei Graugänsen ginge das, bei Nilgänsen sei es schwierig, weil man an die Brutstellen nicht gut hinkomme. Den Bezirksbeirat überraschte, dass es laut Lachenmaier Waschbären im Stadtbezirk gebe, eine invasive Tierart. Die Nilgans sei in der Ausbreitung invasiv. Salat und Getreide seien zu bestimmten Zeiten gefährdet, würden Nilgänse fressen. Auf Nachfrage zu Jagdzeiten sagte Lachenmaier, dass Rehe sehr früh bejagt werden und Enten in der Morgendämmerung. Bohlmann erklärte, dass mit Ämtern eine Strategie besprochen werden soll.