Die Stadt gesteht einen Kommunikationsfehler bezüglich der Rodung der Robinien. Foto: Janey Schumacher - Janey Schumacher

Vertreter des Stadtplanungsamts haben im Bezirksbeirat Mühlhausen die neuen Pläne für das Renaturierungsprojekt Auwiesen beim Stuttgart-Cannstatter Ruderclub und der Golf Driving Range vorgestellt.

HofenVertreter des Stadtplanungsamts haben im Bezirksbeirat Mühlhausen die neuen Pläne für das Renaturierungsprojekt Auwiesen beim Stuttgart-Cannstatter Ruderclub und der Golf Driving Range vorgestellt. Das Projekt soll bis 2022 verwirklicht werden im Rahmen des Projekts „Erlebnisraum Neckar“. Es sei das einzige Projekt mit ökologischem Schwerpunkt, berichtete Stadtplanerin Elisabeth Bender. Es solle eine Fischkinderstube am Neckar hergestellt werden. Der Standort an den Auwiesen sei der einzige in Stuttgart. Anregungen der Naturverbände seien eingearbeitet worden.

Es werde ein Verbindungsbauwerk, ein begehbarer Schacht, zwischen Neckar und Feuchtbiotop geben. Zunächst war eine Rohrverbindung geplant. Nun soll es ein offenes Gerinne sein. Außerdem hatte der Zweckverband Landeswasserversorgung die Sorge, dass man an die Leitung nicht mehr kommt, wenn Reparaturarbeiten gemacht werden sollen.

Zauneidechsen seien festgestellt worden. Für diese müssen nun Ersatzhabitate gefunden werden. Diese sollen im oberen Bereich unterhalb der Flüchtlingsunterkünfte angesiedelt werden. „Das dortige Habitat wird vergrößert“, berichtete Bender zu den Artenschutzmaßnahmen.

Auch der Eingriff in ein Ahornwäldchen werde ausgeglichen in einem anderen Naturschutzgebiet. Die Robinien im hinteren Teil der Fläche seien geringelt und gerodet worden. „Das war ein Kommunikationsfehler, dass man es nicht vorher kommuniziert hat“, sagte Bender. Robinien seien aber nicht heimisch, begründete sie die Maßnahme, zu der der Bezirksbeirat eine Resolution verabschiedet hatte. Ein Teil sei aus Verkehrssicherheitsgründen gerodet worden. Der Rest sei geringelt worden. Es dauere vier Jahre, bis die geringelten Robinien abgestorben seien. Dann würde heimisches Gehölz nachgepflanzt, so Bender.

Der Damm muss auf sieben Meter verbreitert werden, damit die Landeswasserversorgung genug Arbeitsfläche habe bei Reparaturen an den Rohren. Es werden verschiedene Ufer gestaltet, eine barrierefreie Aussichtskanzel und Treppen aus Cortenstahl zu einem weiteren Aussichtspunkt auf die Wasserfläche. Auch am Neckar soll es einen Neckarbalkon geben. Die artenarme Auwiese gehe verloren. Hierfür würde es Ausgleichsflächen geben. Zwei Schwarzpappeln, um die gestritten wurde, werden stehen gelassen. Sie würden in den Damm eingebaut und eingestaut. „Wir müssen sehen, ob sie überleben“, so Bender.

Die Wasserfläche, die geschaffen werde, habe drei Kammern, mit einer Tiefe bis zu 2,25 Meter. Durch die verschiedenen Kammern solle der Nährstoffgehalt jeweils abnehmen. Die Planung ist im Städtebauausschuss so beschlossen worden, am 12. November soll der Projektbeschluss gefasst werden. Bis Ende des Jahres soll der Entwurf fertig sein. Es werde die Planung für die Umsiedlung der Zauneidechsen gemacht. Anfang nächsten Jahres soll das Planfeststellungsverfahren erfolgen. Baubeginn soll Ende 2021 sein. Im Sommer davor gebe es noch archäologische Untersuchungen.

Aus dem Bezirksbeirat kamen Fragen zur Wasserqualität: Der Neckar sei doch so nährstoffreich. Deshalb argumentiere man beim Max-Eyth-See, dass man das Neckarwasser hier nicht zuführe, so Grünen-Bezirksbeirat Melih Göksü. Bender sagte, die Verbindung zum Neckar müsse hier sein, deshalb gebe es das Drei-Kammer-System. Und das Wasser werde bis zu 3,25 Meter tief. Damit solle vermieden werden, dass der Wasserbereich kippe. Auszuschließen sei es aber nicht. Das bestätigte auch Stadtplaner Wolfgang Maier. Er verwies dabei auf dem Klimawandel.

Johannes Jäger (SPD) kritisierte, dass Ausgleichsmaßnahmen für ein ökologisches Gebiet gemacht werden müssten. Auch wurde von Reiner Hofmann (Linke) gefragt nach einer Erweiterung des Projekts unter der Mühlhäuser Straße bis zum Max-Eyth-See. Maier erklärte, dass dies auch im Visier sei, bis zur Schleuse Hofen. Es werde planerisch daran gedacht. Der Max-Eyth-See sei „Zukunftsmusik“. Die Kosten bis zur Schleuse seien deutlich geringer, als am Kraftwerk einen künstlichen Fischaufstieg zu bauen. Sobald da am Kraftwerk etwas geändert werde, müssen sie einen Fischaufstieg bauen, so Maier. Doch der Ausbau der Schleusen sei noch nicht klar. Monika Kurfeß (CDU) fragte, ob Maßnahmen getroffen werden, damit die Schwarzpappeln nicht auf den Radweg kippen. Sie stünden entsprechend entfernt, so Bender. Gefragt nach den Kosten, erklärte Maier, dass das Land mit 85 Prozent sich an den Baukosten und mit 10 Prozent an den Planungskosten beteilige. Das Gesamtprojekt koste sechs Millionen Euro, die Baukosten betrügen vier Millionen Euro und zwei Millionen Euro seien die Planungskosten. Es werde ein bis eineinhalb Jahre eine Baustelle geben. Der Bezirksbeirat nahm die Pläne zur Kenntnis. Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann kündigte an, dass das Gremium weiter informiert werde.