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Lydia Renner wurde am 27. August 1919 bei Schorndorf geboren. Seit mehr als 70 Jahren lebt sie in Stuttgart-Ost.

Stuttgart-OstImmer ein Lächeln auf den Lippen hatte Lydia Renner an ihrem 100. Geburtstag, den sie gestern feierte. Und dazu waren zahlreiche Gäste, darunter die Familie, Nachbarn und Bekannte gekommen. Im Fünf-Minuten-Takt klingelten die Gratulanten an der Tür, brachten Blumen oder kleine Geschenke vorbei. Der Trubel machte der Jubilarin nichts aus, sie ließ es sich es auch im hohen Alter nicht nehmen, jeden zu begrüßen und hier und da einen Plausch zu halten. Dabei erzählte Lydia Renner zum Beispiel von ihrer Tätigkeit in der Wäscherei der städtischen Bäderbetriebe. „Ich war dort Vorarbeiterin.“ 120 Mitarbeiter kümmerten sich in dem Betrieb im Stuttgarter Osten um Wäsche. „Das waren bis zu 15 Tonnen am Tag.“ Dabei die Anweisungen der Vorarbeiterin zu befolgen, sei vielen schwer gefallen. Der Grund: „Manche waren neidisch.“ Doch Lydia Renner hat sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen, durchgehalten und bis zu ihrer Rente dort gearbeitet.

Im Stuttgarter Osten lebt Lydia Renner seit etwa 70 Jahren, aufgewachsen ist sie auf einem Bauernhof in Unterbergen bei Schorndorf. In diesem Ort ist auch Tochter Karin auf die Welt gekommen. „Als ich acht Jahre alt war, sind wir nach Stuttgart gezogen“, erinnert sich diese. Die Tochter, die Enkeltochter Sylvia – die zweite Enkeltochter Dorothee lebt in Tübingen – sowie die beiden Urenkel wohnen heute im Nachbarhaus. Darüber ist Lydia Renner sehr froh, denn das birgt viele Vorteile: „Zum Mittagessen gehe ich immer rüber.“ Aber Frühstück oder Vesper bereitet sich die Jubilarin immer noch selbst zu Hause zu. „Ich mache das, was noch geht, denn ein bisschen was muss man ja tun.“ Fensterputzen und kochen sei körperlich zu anstrengend, aber leichtere Arbeiten im Haushalt erledige sie selbst. Geistig fit hält sich Lydia Renner auch und zwar mit Kreuzworträtseln, beim Zeitungslesen und mit Büchern. „Vor allem Liebesromane lese ich sehr gerne“, sagt sie strahlend.

Es gab auch weniger schöne Zeiten im Leben der Jubilarin. Beispielsweise hat sie den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 miterlebt. „Meine beiden Brüder mussten in den Krieg.“ Einer wurde nach zwei Wochen so schwer verletzt, dass ihm das Bein amputiert werden musste. Heute ist Lydia Renner „zufrieden“, lebt gerne in ihrer Wohnung und ist froh über die gute Nachbarschaft. Pläne fürs Wochenende hat die Jubilarin auch schon geschmiedet. Mit etwa 30 Gästen wird noch einmal Geburtstag gefeiert.