Es zeichnet sich eine Mehrheit für eine autofreie Wilhelmsbrücke ab. Das Thema soll am Dienstag im Gemeinderat diskutiert werden. Foto: Nagel - Nagel

Grüne, SPD, die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke/Plus sowie die Stadtisten machen sich für eine autofreie Wilhelmsbrücke nach Eröffnung des Rosensteintunnels stark.

Bad Cannstatt - Nach der Eröffnung des Rosensteintunnels im Jahr 2020 soll der Bereich des Neckarknies zwischen König-Karls-Brücke und dem Mühlsteg im großen Stil umgestaltet werden. Als Grundlage dazu dient der Ideenwettbewerb (wir berichteten). Brisanz birgt in diesem Zusammenhang vor allem die Wilhelmsbrücke. Denn schon seit Jahren fordern Bürger aus der Neckarvorstadt eine autofreie Flussquerung. Der Einzelhandel hat jedoch größte Bedenken und lehnt den Wunsch ab..

Die Grünen, die sich schon vor dem Wettbewerb dafür stark gemacht hatten, haben jetzt Mitstreiter gefunden. Denn auch die Gemeinderatsfraktion der SPD sowie die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke/Plus und die Stadtisten können sich mit diesem Gedanken anfreunden. „Nach Fertigstellung des Rosensteintunnels bleibt die Wilhelmsbrücke dem Rad- und Fußverkehr vorbehalten“, heißt es deshalb in einem gemeinsamen Antrag, der am Dienstag im Technikausschuss diskutiert werden soll. Denn dann wird der Siegerentwurf des Ideenwettbewerbs nach den Bezirksbeiräten auch den Stadträten präsentiert. Und die Pläne der Landschaftsarchitekten Grünewelle und silands/Gresz + Kaiser sehen eine autofreie Wilhelmsbrücke vor. Wie übrigens alle zehn Wettbewerbsteilnehmer.

Dass dies verkehrstechnisch möglich ist, hatte schon Stadtplaner Andreas Hemmerich im Bezirksbeirat betont. Seine Begründung: „Nach Eröffnung des Rosensteintunnels fahren deutlich weniger Autos über die Rosensteinbrücke“, so der Verkehrsexperte. Heute werden dort täglich rund 21 200 Fahrzeuge gezählt, ab 2020 sollen es 40 Prozent weniger sein. „Hier werden also Kapazitäten frei“, so Hemmerich. Folglich können nach Meinung der Verwaltung der bisherige Autoverkehr von der Wilhelmsbrücke dorthin umgeleitet werden. Zumal der Umweg zumutbar wäre. Ein weiteres Argument liefern die Antragssteller: „Schon heute wird die Brücke von rund 1000 Fußgängern in der nachmittäglichen Hauptverkehrszeit genutzt.“ Zur gleichen Zeit seien nur etwa 600 Kraftfahrzeuge gezählt worden. Mit einer Sperrung für Autos könne deshalb der Zugang von der Neckarvorstadt zur Altstadt eine deutliche Aufwertung und die Marktstraße eine Attraktivitätssteigerung erfahren.

Allerdings hat bei Letztgenanntem die CDU größte Bedenken und lehnt eine autofreie Brücke ab. Und auch der Cannstatter Einzelhandel hat sich bereits zu Wort gemeldet und wehrt sich vehement gegen eine Sperrung der Querung. Hier gibt es die große Befürchtung, dass Kunden vom Hallschlag, wenn sie mit dem Auto einen Umweg über die Rosensteinbrücke fahren müssten, künftig woanders ihren Einkauf erledigen. Zum Beispiel in Zuffenhausen.