19 ehemalige Gaisburger feierten gestern Eiserne Konfirmation. Foto: Fürstenberger - Fürstenberger

19 Frauen und Männer, die vor 65 Jahren in der Gaisburger Kirche konfirmiert wurden, trafen sich am Sonntag nochmals um gemeinsam die Eiserne Konfirmation zu feiern und sich an das Fest im Jahr 1953 zu erinnern

Gaisburg Fein säuberlich hatten sie sich für das Gruppenbild aufgereiht: Die insgesamt 72 jungen Männer und Frauen, die am 22. März 1953 in der Gaisburger Kirche ihre Konfirmation feierten. In Anzügen und schwarzen Kleidern präsentierten sich die „Söhne“ und „Töchter“ der Gemeinde. Stadtpfarrer Hermann Maurer hielt damals den Gottesdienst. Im Eingangsbereich des Gotteshauses ist das 65 Jahre alte Gruppenbild ausgestellt. Gestern kam ein Teil der damaligen Konfirmandinnen und Konfirmanden wieder in der Gaisburger Kirche zusammen. 19 inzwischen etwas ältere Männer und Frauen feierten mit Pfarrer Wolfgang Marquardt ihre Eiserne Konfirmation. „Das ist etwas ganz Besonderes und funktioniert auch nur, wenn das jemand vom Jahrgang in die Hand nimmt“, so Marquardt. Bereits zur Goldenen und zur Diamantenen Konfirmation hatte man sich getroffen. Klara Bräuning-Enssle hatte sich auch dieses Jahr wieder die Mühe gemacht, die Adressen ausfindig zu machen und die Jahrgangs-Kollegen anzuschreiben. Diejenigen, die konnten, sind gerne gekommen. Rudolf Wieland ist extra früh aufgestanden, um den Zug von Mannheim nach Stuttgart zu nehmen. Dieter Munz wohnt heute am Bodensee. „Die Kirche sieht noch so aus wie früher“, meint er. „Da werden schon Erinnerungen wach.“ Nur die Fenster seien damals bunter gewesen. Renate Seeger, die damals Fäckler hieß, kann sich noch gut an das beeindruckende Orgelspiel am Ende des Gottesdienstes erinnern. Sie hat in der Gaisburger Kirche nicht nur ihre Konfirmation gefeiert, sondern auch geheiratet.

Die Vorbereitung auf die Konfirmation war damals aufwendiger als heute. „Wir hatten erst ein Jahr lang Zuhörunterricht, und dann noch mal ein Jahr Konfirmandenunterricht“, berichtet Margot Böhm. Beim Zuhörunterricht habe man ein ganzes Büchlein auswendig lernen müssen. Gebete und Liedtexte wurden auch abgefragt. Und wehe, man konnte nicht an alle Strophen eines Kirchenlieds aufsagen! Jungen und Mädchen waren übrigens getrennt, sodass man sich gegenseitig nicht unbedingt kannte.

Viele Erinnerungen wurden gestern ausgetauscht, lustige genauso wie nachdenkliche. Zeit und Vergänglichkeit waren auch Thema im Gottesdienst. „Die Zipperleinchen und Wehwehchen gehören dazu“, so Pfarrer Marquardt. Altmodisch zeigten sich die heute 79- bis 80-Jährigen allerdings keineswegs. Sie hatten sich für ihre eiserne Konfirmation den Perki-Chor der indonesischen Gemeinde gewünscht, der schwungvolle Lieder sang. Und nach dem Gottesdienst wurden eifrig E-Mail- und WhatsApp-Kontakte weitergegeben. Schließlich will man Bilder und Fotos des denkwürdigen Tages austauschen. Zum Mittagessen kam man noch im Schlachthof zusammen, wo weitere Anekdoten erzählt wurden. „Es ist schön, dass wir noch fit sind und etwas gemeinsam unternehmen können“, freut sich Dieter Munz.