Das Präventionsprojekt Take von Release schließt eine Beratungslücke und soll nach drei erfolgreichen Jahren fortgesetzt werden. Foto: Release Quelle: Unbekannt

(ede) - Das Präventionsprojekt Take ist eines der besten Aktionen der Drogenberatungsstelle Release und bundesweit einzigartig. Damit ist es gelungen, ein Projekt zur indizierten Suchtprävention Jugendlicher und junger Erwachsener im Umfeld von elektronischen Musikveranstaltungen zu etablieren. Take war auf drei Jahre angelegt, unterstützt unter anderem vom Sozialministerium. Das erfolgreiche Projekt soll fortgesetzt werden. Bei den anstehenden Haushaltsberatungen wird darüber zu entscheiden sein.

Release will Take absichern und setzt auf eine Regelfinanzierung. „Ziel und Zielgruppe wurden erreicht“, begründet Ulrich Binder, der geschäftsführende Vorstand der Drogenberatungsstelle - mit akzeptierendem Ansatz in der Partydrogenszene, aufsuchender Information und Beratung, Schulung und Begleitung von Szenekennern und zielgruppenspezifischer Öffentlichkeitsarbeit. In Stuttgart gibt es eine ausgeprägte Techno-Party-Kultur. In rund 15 Clubs finden regelmäßig oder ausschließlich elektronische Veranstaltungen statt. Darüber hinaus haben sich Initiativen und Vereine in Stuttgart gebildet, die die Interessen der Techno-Partyszene vertreten oder die elektronische Musik fördern wollen. Es gibt zwei feste Veranstaltungsreihen sowie jährlich zwei Großveranstaltungen: das „Day & Night Festival“ mit etwa 5000 Besuchern und das „SEMF“ (Stuttgart Electronic Musik Festival) mit etwa 15 000 Besuchern.

Take war 2015 gestartet und wurde vom Institut für angewandte Sozialwissenschaften, Zentrum für kooperative Forschung an der DHBW Stuttgart begleitet. Der Evaluationsbericht liegt vor. Take würde eine Beratungslücke schließen. Das Urteil angesprochener Szenegängern falle eindeutig aus: Take ist die richtige Art, über Drogen aufzuklären. Es komme bei den Szenegängern sehr gut an, senke die Hürde, sich über Drogen, Substanzkonsum und auch den damit verbundenen Gefahren - häufig zum ersten Mal intensiver - auszutauschen. Das Projekt habe wichtige Türöffner-Funktion. Zum einen werde neues Wissen über Partydrogen und damit verbundene Risiken vermittelt, zum anderen werde ein loser Kontakt zum Hilfesystem hergestellt, der im Falle von riskanten oder schädlichem Gebrauch oder Abhängigkeit den Weg in eine Beratung oder Therapie ebnen kann. Der Evaluationsbericht kommt zu dem Schluss: „Take schließt eine Beratungslücke und ist deshalb mehr als ein Projekt. Im Sinne einer zielgruppenorientierten Prävention und Nachhaltigkeit bedarf es einer gesicherten Finanzierung, um diese sinnvolle Arbeit dauerhaft fortführen zu können und in Zukunft Planungssicherheit zu erhalten.“ Sieben Förderer, darunter das Ministerium für Soziales und Integration, die Diakonie Württemberg, die Stiftung Landesbank Baden-Württemberg, der Verein Frauen helfen Frauen und die Lechler Stiftung haben das Projekt drei Jahre unterstützt und zum Teil Bereitschaft signalisiert, weiter zumachen.

Es geht dabei um 92 000 Euro für das Jahr 2018 und knapp 94 000 Euro für 2019. Ein entsprechender Antrag auf Regelförderung für das Projekt Take wurde gestellt, die Mitteilungsvorlage im Sozial- und Gesundheitsausschuss vorgestellt, der diese zur Kenntnis genommen hat. Das Referat Wirtschaft, Finanzen, Beteiligungen ist jedoch der Auffassung, dass es nicht zwangsläufig Aufgabe der Landeshauptstadt ist, den Wegfall der Finanzierung aus Drittmitteln durch städtische Fördermittel zu kompensieren. „Aus städtischer Sicht wäre bei einer Förderung zudem zu berücksichtigen, inwieweit der Adressatenkreis des Beratungsangebotes tatsächlich aus der Landeshauptstadt stammt“, so das Referat. Bei Besuchern der Technopartys dürfte es sich nicht nur um Stuttgarter Publikum handeln, so dass eine alleinige Förderung des Angebotes durch die Stadt nicht sachgerecht sei. „Aus Sicht der Finanzverwaltung wäre vielmehr vorrangig zu prüfen, ob eine Landesförderung in Betracht kommt.“