Quelle: Unbekannt

Die Veitskapelle ist eine einzigartige Kirche, denn sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist als besonderes Kleinod denkmalgeschützt. Sie besteht noch in ihrem ursprünglichen Zustand.

Mühlhausen Gebaut wurde die Veitskapelle im 14. Jahrhundert, genauer gesagt ab dem Jahr 1380. Fünf Jahre später war die Kapelle fertiggestellt.

Die Zeiten waren alles andere als einfach: Das Jahrhundert war von Kriegen, Aufständen und der Pest geprägt. Die christliche Kirche stand durch äußere und innere Einflüsse vor einer großen Zerrissenheit und Spaltung. Rivalisierende Päpste kämpften um die Macht in der Kirche. Außerdem war das 14. Jahrhundert durch den hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England geprägt. Während im römisch-deutschen Reich zwischen aufstrebenden Fürsten Machtkämpfe aufflammten, eroberten die Osmanen fast den gesamten Balkan. Des Weiteren wütete die Pest durch Europa. Durch den sogenannten schwarzen Tod, starb etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung.

Dass die Veitskapelle trotz der widrigen Umstände gebaut werden konnte, ist den Brüdern Reinhart und Eberhart von Mühlhausen zu verdanken. Die beiden Ortsadeligen haben die Kirche finanziell ermöglicht. Um an die beiden Stifter zu erinnern, wurde zum Beispiel über der Kirchentür an der Nordseite der Kapelle ein entsprechender Hinweis sowie das Datum der Grundsteinlegung angebracht.

Zur Entwicklung dieses Kleinods beigetragen hat auch Maria Magdalena von Eyb, die von 1600 bis 1663 gelebt hat. Sie war Enkelin des 1586 verstorbenen Engelbold von Kaltental und war mit Stephan von Closen zu Heidenburg verheiratet, der gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Herrschaft von Mühlhausen erwarb. 1699 stiftete sie die heute noch in der Veitskapelle hängende Glocke, die vom berühmten lothringischen Glockengießer Johannes Rossier stammt. „Außerdem ist sie als Wohltäterin während des Dreißigjährigen Krieges der Gemeinde im Gedächtnis geblieben“, sagt Friedrich-Andreas Hühn, der als ehrenamtlicher Kirchenwächter Besucher über die Geschichte der Kapelle informiert. Daher erinnert ein Ölgemälde mit einem Porträt von Maria Magdalena von Eyb neben der Empore an der Südwand des Kirchenschiffs an sie.

Außerdem sind in der Veitskapelle zahlreiche Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert dargestellt. Darunter die biblischen Geschichten im Hauptschiff, das jüngste Gericht, die Leidenswerkzeuge, die Marienbilder, die Kirchenväter und die Evangelistensymbole. „All diese Motive sind so interessant und beinhalten neben den religiösen Hintergründen auch so viele geschichtliche und kunsthistorische Aspekte“, sagt Hühn. Denn die kostbaren Wandmalereien wurden nie übertüncht.

Aus dem 16. Jahrhundert, genauer gesagt aus dem Jahr 1510, stammt der Altar, der sich in der Veitskapelle befindet. Er zeigt in der Mitte den heiligen Veit mit einem Kessel. Der ehemalige Hochaltar von 1385 wurde 1902 in die Staatsgalerie entführt. Der heilige Veit ist auch der Namensgeber des heiligen Bauwerks. Ursprünglich war die evangelische Kirche jedoch drei Heiligen gewidmet: St. Wenzeslaus, St. Veit und St. Sigismund.

Die Veitskapelle war übrigens jahrelang nur eine Art Privatkirche im Stadtbezirk, beziehungsweise des damaligen Dorfs Mühlhausen. Der breiten Öffentlichkeit diente die Walpurgiskirche, die jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Heute sind von ihr nur noch die West- und Nordmauer vorhanden sowie ihr Kirchturm, in dem einst der Chor war. Deshalb steht der Jungfrauenalter aus der Walpurgiskirche unter dem rechten Baldachin vor dem Chorraum in der Veitskapelle.

Auch die Empore der Veitskapelle steht in Zusammenhang mit der Walpurgiskirche. Als diese renoviert werden musste, benötigte man mehr Platz für die Kirchenbesucher, daher wurde die Empore in der Veitskapelle gebaut.

Die kleine Kapelle ist übrigens die einzige Kirche in Stuttgart, die in ihrer ursprünglichen Gestalt mit den original Abbildungen erhalten geblieben ist. Da sie nie zerstört, umgebaut, renoviert oder geplündert wurde. Das Bauwerk zeigt deshalb in einer ungewöhnlich guten Weise ein komplett erhaltenes Stück Mittelalter in Stuttgart. Auch die Wandmalereien, besonders im Chor, zählen zu den besten erhaltenen Wandmalereien des Mittelalters nördlich der Alpen.

Allerdings musste das Gotteshaus von 2010 bis 2012 restauriert werden. Denn Wasser drückte ins Gemäuer der Kapelle, beschädigte die Mauern und die Dachbalken. Die jüngsten Restaurierungsmaßnahmen wurden unter der Leitung des Fachgebietes Restaurierung des Landesamtes für Denkmalpflege von qualifizierten freiberuflichen Restauratoren der jeweiligen Fachbereiche ausgeführt.