Der Bauzaun rund um die Kirche St. Maria Vianney deutet auf den Abbruch hin. Foto: Stadtdekanat Stuttgart - Stadtdekanat Stuttgart

Kirche St. Johannes Maria Vianney und Gemeindezentrum werden bis Winter 2022 neu gebaut

MönchfeldDer Bauzaun rund um die Kirche steht schon. Gearbeitet aber wird im Moment vor allem im Kircheninneren: dort tragen Handwerker seit einigen Tage den Betonboden ab und legen Leitungen frei. Die Gemeinde hat bereits im September Abschied von ihrer Kirche genommen. Das katholische Leben in Mönchfeld aber geht auch in der Interimszeit bis zur Einweihung der neuen Kirche weiter – nicht zuletzt dank der Unterstützung der evangelischen Nachbargemeinde und des Caritas-Pflegeheims St. Ulrich. „Wir sind dankbar für die Gastfreundschaft, die wir von allen Seiten erfahren“, sagt Pfarrer Ludwig-Frank Mattes.

Obwohl die Kirche in den nächsten knapp drei Jahren nicht zur Verfügung steht, plant Martina Siegl mit großem Engagement die nächsten Termine für die Mönchfelder Gemeinde. Am 16. Februar wird es nach der katholischen Eucharistiefeier in der evangelischen Kirche in Mönchfeld ein gemeinsames Mittagessen im Haus St. Ulrich geben. Und an Himmelfahrt treffen sich die Katholiken aus der Gesamtkirchengemeinde Stuttgarter Madonna zu einem Gottesdienst im Freien und anschließend zu Musik und Mittagessen ebenfalls vor dem Seniorenheim. „Auch wenn wir im Moment als Gemeinde keinen festen Ort haben, erleben wir von vielen Seiten Gastfreundschaft, die es uns ermöglicht, unser Gemeindeleben weiter zu gestalten. Das ist eine bereichernde Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin“, sagt Martina Siegl, die gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Die sonntäglichen katholischen Gottesdienste finden seit Oktober in der benachbarten evangelischen Kirche in Mönchfeld statt, die Gottesdienste an den Werktagen im Haus St. Ulrich. Dort ist auch das Pfarrbüro eingezogen und dort wird im Februar auch der Kreuzweg aus der alten Kirche aufgehängt. . „Wir wissen, dass die Situation für viele Gemeindemitglieder noch ungewohnt ist, aber wir sind zuversichtlich, dass sich alles gut einspielen wird“, so Martina Siegl.

Das räumliche Zusammenrücken hat schon Veränderungen gebracht: Vor wenigen Tagen haben sich der katholische und der evangelische Seniorenkreis zu einem ökumenischen zusammengeschlossen. „Wir rücken als Kirchen vor Ort näher zusammen, das ist eine erfreuliche Entwicklung“, sagt Ludwig-Frank Mattes, der leitende Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Stuttgarter Madonna, zu der auch die Gemeinde St. Johannes Maria Vianney mit ihren 1400 Katholiken gehört.

Während das Gemeindeleben an anderen Orten weitergeht, sind die Handwerker in der Kirche damit beschäftigt, den Boden abzutragen und bauzeitlich bedingte Schadstoffe mit Hilfe einer Schleuse fachgerecht zu entsorgen. Die Entkernung der Kirche wird noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Bis Ende Februar sollen das Dach der Kirche abgetragen und die erforderlichen Rodungsarbeiten rund um die Kirche abgeschlossen sein. Nistkästen für Vögel und Brutstätten für Fledermäuse, die als Ersatzmaßnahmen für die Rodungen notwendig sind, wurden in der Umgebung bereits angebracht. „In ein bis zwei Monaten werden schwerere Geräte aufgestellt, um die Außenmauern abtragen zu können“, sagt Alexander Schmidt, der Leiter der Bauabteilung im katholischen Verwaltungszentrum.

Abgeschlossen sein wird der Abbruch bis Juli, der Neubau soll im September beginnen. Zuerst wird die Tiefgarage gebaut, dann geht es an die vier Gebäude. Auf dem Grundstück entstehen neben Kirche und Gemeindezentrum drei Wohnhäuser für Senioren, die die Caritas-Gemeinschaftsstiftung in Kooperation mit der Grötzinger-Stiftung verwirklicht. In einem der Wohnhäuser wird die viergruppige Kita der Gemeinde Platz finden, interimsweise in der Kita St. Barbara in Hofen untergebracht.

Im Kircheninneren am Werk ist auch Helmut Baur, der seit einem halben Jahrhundert eng mit der Gemeinde verbunden ist. Er hat mehr als zwei Kilometer Leitungen herausgeholt, die an ein Recyclingunternehmen verkauft werden und der Gemeinde Einnahmen für den Neubau bringen. Noch in den 1960er Jahren hat er mit vielen freiwilligen Helfern Leitungen verlegt. Der 81-jährige Elektriker im Ruhestand trauert nicht: „Wir haben fast zehn Jahre über Neubau und Renovierung geredet, es ist gut, dass wir eine neue Kirche bekommen und dass zugleich Seniorenwohnungen entstehen, die im Stadtteil dringend gebraucht werden.“

Die neue Kirche wird mit hundert Plätzen deutlich kleiner ausfallen als die alte. Es werden viele Erinnerungen mit in die neue Kirche umziehen, aber auch das Holzkreuz über dem Altar, die Marienstatue und ein Teil der Kirchenbänke. Aus einem Viertel der alten Bänke gestaltet ein Schreiner den künftigen Altar, Ambo und auch das Taufbecken – Recycling im Kirchenraum. Der Kreuzweg aus der alten Kirche ist im Moment noch in Kisten eingelagert, wird von Februar an restauriert und dann in einem Verbindungsgang im Haus St. Ulrich von außen gut sichtbar wieder aufgehängt. Die Baukosten für Kirche und Gemeindezentrum liegen bei insgesamt 3,8 Millionen Euro, von denen die Gemeinde einen großen Teil über den Grundstücksverkauf finanzieren kann. Hinzu kommen Zuschüsse der Diözese und des Stadtdekanats.