Quelle: Unbekannt

Pfarrerin Friederike Weltzien evangelische Gemeinde Obertürkheim

Jetzt haben wir es gefeiert, das Reformationsfest, am 31.10.2017! Diesen Tag des Erinnerns und Gedenkens. Martin Luther und seine Thesen und was daraus geworden ist. Nach einer zehnjährigen Vorbereitung auf das Erinnern.

Und es war ein echtes Fest. Martin Luther kehrte heim in seine Kirche, die Petruskirche in Obertürkheim. Jedenfalls ein Bild von ihm, gemalt zum Gedenken an seinen 400. Todestag. So kam es, dass viel von alten Zeiten erzählt wurde, an diesem Festtag. Die Erinnerungen an die Konfirmation 1944 wurden wach, als in einer Kirche ohne Dach und ohne Fenster gefeiert wurde, aber voller Dankbarkeit, den schweren Luftangriff überlebt zu haben, damals, als das Lutherbild noch dort an der inzwischen abgerissenen Empore prangte und das alte Bild einen großen Riss davontrug. Wie ein Blitz schlägt der Riss auf die Bibel herunter, die der gemalte Luther im Arm hält.

Es ist kein einfaches Jubiläum, denn es ist ja auch der Beginn der großen Kirchenspaltung, die zu schrecklichen Verbrechen und Kriegen geführt hat. Aber das Erinnern hat etwas bewirkt. Die vielen ökumenischen Impulse, die Ideen zu intensiverer Zusammenarbeit zwischen den beiden großen Kirchen. Das ist wohl eine Art neues Bekenntnis in diesen Festtagen, wir wissen es wohl und wir bekennen uns auch dazu, dass wir uns als Christen gemeinsam mit klaren Worten und Taten einbringen in unsere Gesellschaft.

Das war ein Fest, als wir nach dem Gottesdienst in der Petruskirche in Bad Cannstatt eintrafen. Wir liefen auf eine Bilderstraße zu. Die ganze Bibel in Bildern wurde in einer 1,5 Kilometer langen Bahn durch die Fußgängerzone ausgespannt. Biblische Geschichten in Bildern und hinter den Bildern standen Menschen, die diese Bilder hochhielten. Es waren freundliche lachende Gesichter, die man ansprechen konnte, mit denen man gemeinsam rätselte, an welcher biblischen Geschichte man sich gerade aufhielt. Da hätte sich der Künstler Willy Wiedmann wohl gefreut, er hatte es sich gewünscht, als er die Bilder malte, die Menschen wieder aufmerksam zu machen, auf die Schätze dieses Buches. Und der alte Martin Luther, was mag der sich so gedacht haben, als er auf die Menschen herunter sah an diesem Festtag? Vielleicht hat er verstanden, dass man heute Bilder braucht und ganz besonders Menschen mit freundlichen Gesichtern, um die große Bewegung der Reformation wieder anzustoßen.