In feinem Tuch als Burgfräulein: Janina Louis als Greadeffele. Foto: Scillamännle (z) - Scillamännle (z)

Sie ist die Symbolfigur der Fasnet in Hofen: das Greadeffele. In diesem jahr schlüpft die 24-jährige Janina Louis in die Rolle des Burgrfäuleins – und tritt damit in die Fußstapfen ihrer Mutter.

HofenEs war wie üblich: Donnernde Gewehrsalven kündigten den Auftakt der Hofener Fasnet an. In einem Umzug mit viel Musik sowie Unterstützung durch die Schützengesellschaft Mühlhausen zogen die Scillamännle vom Kelterplatz zur Burgruine, um das Greadeffele, die Symbolfigur zu wecken. Dann wissen die Hofener, die fünfte Jahreszeit hat begonnen. Wie immer war die Spannung groß, wer denn dieses Mal die wichtigste Figur der Fasnet im Stadtteil übernehmen wird. Denn wie immer wurde das Geheimnis im Vorfeld streng gehütet. Am größten war die Überraschung daher „für meine Familie“, lacht Janina Louis.

Obwohl diese seit jeher eng mit der Hofener Fasnet – bereits der Großvater war bei den Scillamännle aktiv – verbunden ist, wusste lediglich Mutter Heike Louis im Vorfeld über die Identität des Greadeffele Bescheid. „Sie hat mir bei der Auswahl des Kleides geholfen“, sagt die 24-Jährige. Schließlich hat diese Erfahrung. 1990 schlüpfte Heike Louis selbst in die Rolle der Symbolfigur, nach nunmehr 29 Jahren tritt die Tochter in ihre Fußstapfen. Daher ist es „etwas ganz Besonderes für mich“, sagt Janina I. Aber nicht nur das, sondern „auch eine große Ehre. Ich wollte schon immer einmal diese Figur spielen. Schließlich bin ich damit bereits aufgewachsen“.

Die Fasnets-Gene wurden der Studentin der Sozialen Arbeit schließlich in die Wiege gelegt. Nicht nur Mutter und Opa, sondern auch Vater, Onkel, Tante und der Bruder sind Scillamännle. Bereits von klein auf, war sie daher mit dabei. Mehr noch liegt auch das Elternhaus nur einen Steinwurf von der Burgruine entfernt. Die Sage um das Greadeffele ist der 24-Jährigen daher bestens bekannt.

Von Theophil Andreas Faßnacht, Pfarrer in Hofen 1878 – 1889, stammt aus dem Jahr 1887 das Heimatbuch „Hofen a.N. und seine Burgruine nach Geschichte und Sage“. Dort ist erstmals schriftlich die Geschichte des Greadeffele niedergelegt: „Besonders aber ist ein gespenstisches Spukwesen, das bis in die neuere Zeit sich schreckbar zu machen wusste und da es ihm zweifelsohne in den verfallenen Gewölben langweilig vorkam, mit den Bewohnern des neuen Schlosses (jetzt Schul- und Rathaus nebst Privatwohnungen) sich in Rapport zu setzen sucht – der gefürchtete Grünpantoffel (vom Volksmund gewöhnlich im Diminutiv das ‚Grüntöffele’ genannt).

Dieses, der Sage nach vor Zeiten ein hochmütiges Edelfräulein, ist wegen Üppigkeit, Hartherzigkeit gegen die Armen, Verachtung des lieben Brotes und anderer Delikte ‚verwunschen’, kommt herüber und rumort bald wie ein echter Poltergeist mit infernalem Lärmen, bald in seiner hoffnungsfarbigen Fußbekleidung daherschlurfend, bald nur als luftiges, wie Sturmwind die Wangen streifendes, mit fahlem Lichtstrahl vorbeiziehendes Gebilde, in den Gängen herum und erfüllt die Seele des Kühnen und mehr noch die des Hasenfußes mit Grausen.“

Diese Sage haben die Hofener Scillamännle aufgegriffen und seit dem Jahr 1988 begleitet das Greadeffele jedes Jahr die Fasnet. Heute jedoch nicht mehr als das böse Burgfräulein, sondern als lebenslustiges Symbol der Hofener Fasnet.

Diese Lebensfreude versprüht auch Janina I. Oder gibt es auch einmal Tadel von der erfahrenen Mutter? „Nein“, betont die 24-Jährige. Vielmehr „ist sie unglaublich stolz und hat nach einigen Jahren Pause beschlossen, selbst wieder als Scillamännle aktiv zu werden.“ Somit ziehen in der diesjährigen Kampagne sozusagen zwei Generationen von Greadeffele gemeinsam durch die Straßen.

Umso mehr fiebert Janina Louis nach zahlreichen Umzügen und Veranstaltungen bei befreundeten Vereinen – seit Anfang Januar an jedem Wochenende – nun auch dem Höhepunkt der Hofener Fasnet entgegen: „Es wird für mich ein echtes Heimspiel.“ Dadurch, dass sie im Stadtteil aufgewachsen ist, „kenne ich natürlich auch fast alle dort“, scherzt Janina Louis. Beim traditionellen Treiben wird sie als Symbolfigur natürlich immer an vorderster Front mit dabei sein und ruft bereits vor dem Auftakt am Schmutzigen Donnerstag freudig den Narrenspruch der Scillamännle aus: „Blüh auf“.