Auf der Grünfläche zwischen der Cannstatter Straße (li.) und der Reitzensteinstraße sollen in den kommenden Tagen sechs Bäume gefällt werden. Foto: Die Reitzensteiner (z) - Die Reitzensteiner (z)

Bezirksvorsteherin will Maßnahme im Stuttgarter Osten.

Stuttgart-OstDie Stadt hat in der Cannstatter Straße schon viel unternommen, um die Luft an der Bundesstraße zu verbessern. Sie hat unter anderem Blitzer aufgestellt, die Raser ausbremsen sollen. Außerdem erhalten Autofahrer Geschwindigkeitsempfehlungen, um für einen fließenden Verkehr zu sorgen. Nachts wird die Fahrbahn regelmäßig nass gereinigt, auch Mosswände wurden schon zu Testzwecken aufgebaut.

Nur einen Steinwurf von der Hauptverkehrsachse entfernt, auf einer Grünfläche an der parallel verlaufenden Reitzensteinstraße, finden in den kommenden Tagen jedoch Baumfällungen statt. Nach Angaben des Tiefbauamtes ist die Maßnahme notwendig, weil dort in ein bis zwei Jahren der Reitzenstein-Kanal erneuert werden muss. „Als Vorbereitung auf die Sanierung verlegt die Telekom neue Leitungen. Dafür müssen insgesamt sechs Bäume gefällt werden“ , sagte ein Sprecher der Stadt gestern.

Ein Schritt, der die Anwohner verärgert – vor allem die dort ansässigen Künstler, die sich zur Initiative „Die Reitzensteiner“ zusammengeschlossen haben. „Die 50 Jahre alten Bäume sind noch ein restlicher Schutz zu der giftigsten Straße Stuttgarts“, sagt der Fotograf Ulrich Bernhardt. Die Ahornallee sei in ihrer Größe und lebendigen Schönheit nicht nur ein ästhetischer Genuss, sondern auch ein natürlicher CO 2 -Fresser. Er fragt sich, warum man Kabel nicht zwei Meter entfernt verlegen könne. „Muss die Natur ständig der Technik weichen?“ Für Bernhardt ist nicht nachvollziehbar, dass die Stadt solch eine Maßnahme genehmigt. „Seit Jahren wird für jeden Baum gekämpft. Nur uns Anwohner, die ständig darauf achten, dass die restliche Grünfläche nicht als Müllplatz verkommt, unterstützt man nicht.“

Die Fällungen sollen noch im Januar durchgeführt werden, weil die Bäume ab Februar neue Triebe entwickeln und dann nicht mehr gefällt werden dürfen. Auch bei Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier läuteten die Alarmglocken, als sie von den Vorkommnissen erfuhr. „Ich kann den Einwand der Initiative und der Anwohner absolut verstehen. Es ist geradezu ein Schildbürgerstreich an dieser belasten Straße, die deutschlandweit wegen der Feinstaub- und Stickoxid-Belastung traurige Bekanntheit erlangt hat nur einen Baum zu fällen.“

Um auf das Thema aufmerksam zu machen, werde es auch Gegenstand der Bezirksbeiratssitzung am Mittwoch, 16. Januar, sein. „Ein entsprechender Antrag liegt vor. Da die Bäume jederzeit gefällt werden können, bleibt zu hoffen, dass es dann noch nicht zu spät ist.“