Martina Siegl und Helmut Baur vor der Kirche. Foto: Heinz Heiss (z) - Heinz Heiss (z)

Die katholische Kirche St. Johannes Maria Vianney wird im kommenden Jahr abgerissen und dann wieder neu erstellt. Aktive der Kirchengemeinde erinnern an die Entstehungsgeschichte der Kirche.

MönchfeldDie Kirche St. Johannes Maria Vianney in Mönchfeld wird abgerissen und neu gebaut. Ende September hat die Gemeinde mit zwei besonderen Gottesdiensten, einem Abschiedsspaziergang und einem Benefizkonzert Abschied von ihrem 58 Jahre alten Gotteshaus genommen. Der Neubau von Kirche und Gemeindezentrum beginnt im Herbst 2020. Auf dem Grundstück entstehen zudem Wohnungen für Senioren sowie eine viergruppige Kita, mit deren Bau früher begonnen wird. Entweiht wurde die Kirche St. Johannes Maria Vianney mit dem Profanierungsgottesdienst am 29. September.

Martina Siegl hat im Familienalbum geblättert und die Hochzeitsbilder ihrer Schwiegereltern herausgesucht. Das strahlende Brautpaar steht 1963 vor der neu gebauten Kirche St. Johannes Maria Vianney in der Steinbuttstraße. Man sieht, dass die Außenanlage noch nicht fertig ist, der Weg ist steinig, die Baustelle noch sichtbar. Die Familiengeschichte der Siegls ist eng mit der Kirche verbunden, nicht nur der Hochzeit der Schwiegereltern wegen. Martina Siegl engagiert sich seit mehr als 30 Jahren in der Gemeinde in Mönchfeld mit ihren 1400 Katholiken, seit neun Jahren ist sie die gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Ihre vier Kinder sind alle in St. Johannes Maria Vianney getauft, ihr ältester Sohn hat in der Kirche geheiratet, ihre Enkeltochter in der Kirche vor einem Jahr ihre Taufe empfangen. Alle vier Kinder haben in St. Johannes Maria Vianney ministriert, sie selbst hat 20 Jahre lang im Advent mit den Kindern das Krippenspiel einstudiert, hat Familienwochenenden organisiert, singt im Chor und kümmert sich bis heute um die Familiengottesdienste und den anschließenden Brunch. Kurz vor der Profanierung sagte sie: „Das ist schon ein seltsames Gefühl“. Die gelernte Krankenschwester ist traurig und zugleich freut sie sich auf die neue Kirche: „Das ist für die Gemeinde eine große Chance. Die alte Kirche ist im Winter nicht mehr zu beheizen, es zieht durch alle Ritzen und die Baumängel sind an vielen Ecken spürbar. Die neue Kirche wird hell und freundlich sein. Wenn wir nach dem Familiengottesdienst unseren Brunch machen, können wir die Türen zum Foyer einfach öffnen.“ Von der neuen Kirche aus wird es direkt in das Gemeindezentrum gehen. „Die Kaffeemaschine für den sonntäglichen Brunch steht dann gleich nebenan. Die Wege werden viel kürzer sein und wir können die Räume flexibler nutzen.“ Dennoch erlebt Martina Siegl eben auch die traurigen Momente, etwa als sie die Requisiten fürs Krippenspiel in Kartons verpackt hat. „Die vielen schönen Erinnerungen haben mich wehmütig gemacht“, erzählt die 54-Jährige.

Ein halbes Jahrhundert mit der Kirche verbunden ist Helmut Baur. Der 81-jährige Elektriker im Ruhestand hat in dem Gemeindezentrum zusammen mit vielen anderen freiwilligen Helfern bis tief in die Nacht Leitungen verlegt. „Weil wir bei den Baukosten sparen mussten, haben wir die Elektrik in Eigenarbeit gemacht. Genug Helfer gab es, die sich alle nach Feierabend in dem Rohbau getroffen haben.“ Zusammengekommen sind die Männer nicht nur zum Arbeiten, sondern ganz selbstverständlich mit ihren Familien auch beim Gottesdienst und zum Feiern in dem fertigen Gemeindehaus. „Die erste Veranstaltung im Gemeindehaus war der Fasching, da waren alle da und auch der Pfarrer hat mitgefeiert“, erinnert sich Helmut Baur.

Viele Gruppen haben sich in dem Gemeindezentrum versammelt, die Metzgersfrau war genauso dabei wie der Bezirksvorsteher. Noch heute trifft sich der 81-Jährige mit dem Seniorenkreis in St. Johannes Maria Vianney. Auch Baur hat Gemeindefahrten organisiert, war 21 Jahre gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats und gestaltet heute noch regelmäßig Wortgottesfeiern. Der 81-Jährige gehört zur Gründergeneration der alten Kirche, kennt aber alle Daten des Neubaus mit 120 Plätzen, den er bald erleben möchte.