Quelle: Unbekannt

Von Andreas Volz

Großalarm gestern Vormittag am Kirchheimer Schlossgymnasium. Nachdem zahlreiche Kinder und Jugendliche über Übelkeit und Hustenreiz klagten, ist die Einrichtung evakuiert worden. 42 Schüler kamen vorsorglich in Krankenhäuser, teilweise mit einem Rettungshubschrauber. Die Polizei nennt Pfefferspray als möglichen Auslöser.

Vier Stunden lang dauerte der Großeinsatz am Kirchheimer Schlossgymnasium: Rund 270 Einsatzkräfte kümmerten sich gestern in der Mittagszeit um fast 800 evakuierte Schüler und Lehrer, denen eine bislang unbekannte Substanz - möglicherweise Pfefferspray - zu schaffen machte. 112 Schüler litten an Übelkeit und Hustenreiz.

„Gegen 11.30 Uhr hatten Schüler über Beschwerden geklagt“, sagt der stellvertretende Schulleiter Hans-Ulrich Lay, der gestern selbst per Megafon Anweisungen gab, nachdem das Schulgebäude evakuiert war. Schließlich galt es, diejenigen zu versorgen, die unter starker Übelkeit und Husten litten. Die übrigen Schüler mussten in der Sporthalle bleiben. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, so Hans-Ulrich Lay. „Wir dürfen niemanden ins Schulhaus lassen, wir dürfen aber auch niemanden heimschicken.“

Die Symptome waren für die Rettungskräfte nicht immer richtig einzuordnen. Außer Hustenreiz und Übelkeit gab es auch Kreislaufbeschwerden - ausgelöst durch Schock und Aufregung, wie Polizeipressesprecherin Andrea Kopp berichtete. Die Schüler saßen oder lagen zunächst am Boden, später auf Bänken und Tragen. Einige erhielten Infusionen mit Kochsalzlösungen. Hans-Ulrich Lay erwähnte außerdem, dass die Schüler eher über Husten geklagt hatten als über Reizungen der Augen.

Letzteres führt zur Frage nach der Substanz, um die es da ging. Aus Sicht der Polizeisprecherin gibt es einen Zusammenhang, der aber erst noch überprüft werden muss: „Einer Schülerin wurde Pfefferspray abgenommen. Der Zeitpunkt würde in etwa passen. Es ist aber nicht so, dass wir jetzt schon definitiv sagen können: Das war‘s.“ Die Kriminalpolizei ermittelt.

Beim möglichen Straftatbestand gehe es wohl um gefährliche Körperverletzung. Zivilrechtlich könne auf den oder die Verursacher auch die Kosten für den Großeinsatz dazukommen. Das hängt aber noch von vielen Faktoren ab, die bislang ungeklärt sind. Wichtig ist für Andrea Kopp, dass keine lebensgefährliche Substanz im Spiel war.

Für die Schulleitung ist es genauso wichtig, dass die Evakuierung ohne Panik verlief. Auch die Eltern warteten diszipliniert und geduldig am Eingang des Schulgeländes auf ihre Kinder. Gegen 14 Uhr verkündete Hans-Ulrich Lay in der Sporthalle die erlösende Nachricht: Klassenweise durften die Schüler erst ins Schulhaus und dann in die Ferien.

Für einige von ihnen ging es nicht ganz so schnell. Nach Angaben der Polizei wurden 42 Personen vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Weil die Kliniken der näheren Umgebung nicht genügend Plätze hatten, kamen auch fünf Rettungshubschrauber zum Einsatz, die Schüler sogar bis nach Ludwigsburg in die dortige Klinik flogen. Nach vier Stunden war der Großeinsatz vorbei und die Feuerwehr gab das Gebäude wieder frei.

Rettungskräfte (Bild oben) behandeln Schüler, die über Hustenreiz, Übelkeit oder Kreislaufprobleme klagten. Insgesamt mussten 42 in ein Krankehaus gebracht werden.Fotos: Jean-Luc Jacques