Die Bürgervereinsspitze vor der Mühlstein-Installation: v.l.n.r.: 1. Reihe: Heinz Morhard, Sieglinde Klopfer, Gerhard Roos; 2. Reihe: Wolfgang Walter, Jürgen Schwarz, Herbert Schmidt, Fritz Kölz, Friedrich-Andreas Hühn. Foto: Hühn (z) - Hühn (z)

Der Bürgerverein Mühlhausen feiert morgen sein 50-jähriges Bestehen. Im Laufe der Jahrzehnte hat der Verein viele Bereiche im Ort mitgestaltet.

MühlhausenDer Bürgerverein Mühlhausen ist 50 Jahre alt geworden und feiert morgen das Jubiläum. Dabei kann er auf sein vielfältiges Wirken in Mühlhausen blicken. Der Vorsitzende, Heinz Morhard, Träger der Ehrenmünze, und sein Team sowie die Vorgänger haben in den letzten Jahren viel bewegt und den Ort mitgestaltet.

Die Gründung des Vereins führt zurück auf das Klärwerk in Mühlhausen, wie Morhard berichtet: „Die zunehmende Geruchs- und Lärmbelästigung, eine störanfällige und veraltete Klärschlammverbrennungsanlage sowie die Planung einer Altölverbrennungsanlage auf dem Klärwerksgelände, führten im Mai 1969 zur Gründung der ‚Schutzgemeinschaft zur Wahrung der Interessen der Bewohner von Stuttgart-Mühlhausen und Umgebung e.V.’ mit dem Ziel, nachhaltige Verbesserungen für die Anwohner und die Umwelt zu erreichen.“

Erste Erfolge waren die Einstellung der Planungen für die Altölverbrennungsanlage im Jahre 1970 und dann die Erhöhung der Schornsteine der Klärschlammverbrennung auf damals 80 Meter, unter anderem die Beseitigung ortsnaher Klärbecken, eine bessere Rechengutlagerung sowie weitere Großbaumaßnahmen führten zur deutlichen Geruchsverringerung, so der Vorsitzende.

Ein TÜV-Gutachten über die Geruchsentwicklung und -ausbreitung an verschiedenen Messpunkten im Stadtteil bestätigte das Anliegen der Bewohner. „Bis heute wurde im Dialog mit den Verantwortlichen des Tiefbauamts viel erreicht“, freut sich Morhard.

Die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse und eine damit verbundene Förderung der Wohnqualität hatte immer oberste Priorität für den Verein. So konnte erfolgreich der Bau der Ortsumgehungsstraße mit Lärmschutzwand im Jahre 1974, die Ortskerngestaltung 1980 sowie die Verlängerung der Stadtbahnlinie nach Remseck 1998 erwirkt werden. Der Verein hat sich für die Schaffung des Naturschutzgebiets „Unteres Feuerbachtal“ stark gemacht, um diese Wald- und Grünlandoase auch für kommende Generationen zu erhalten. Bis heute sind Mitglieder des Bürgervereins dort aktiv: Sie beteiligen sich an der Biotoppflege und arbeiten an der Biotopvernetzung mit dem Ziel, die Lebensräume von Pflanzen und Tieren zu sichern und miteinander zu verbinden.

Seit 1976 ist die Schutzgemeinschaft Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Stuttgarter Bürgervereine e.V. eingetreten, um die Kontakte und den Informationsaustausch mit anderen Bürgervereinen zu pflegen. Eine rege Zusammenarbeit besteht mit den benachbarten Bürgervereinen in Freiberg/Mönchfeld, Hofen, Neugereut, Zazenhausen und Kornwestheim, die ab 1990 durch das geplante Bauvorhaben Viesenhausen noch weiter intensiviert wurde. „Zur Vermeidung des Nord-Ost-Rings, mit seinen negativen Folgen für Mensch und Natur, suchen wir nach alternativen Lösungen“, so Morhard.

Zusammen mit den Mühlhäuser Vereinen engagierte sich der Bürgerverein für die Renovierung des Palmschen Schlosses und dessen Ausbau zum dezentralen Verwaltungszentrum. Unter der Federführung des Bürgervereins fand im September 1981 in Anwesenheit des damaligen Oberbürgermeisters Manfred Rommel die Eröffnung des 1. Fleckenfestes in der neugestalteten Veitstraße statt.

Vor fünf Jahren beschloss die Mitgliederversammlung eine neue Satzung und die Namensänderung in Bürgerverein Stuttgart-Mühlhausen e.V. - Schutzgemeinschaft. Hervorzuheben ist zudem die Herausgabe der Heimatbücher „Mühlhausen am Neckar“ aus dem Jahr 1993 und Stuttgart-Mühlhausen“, die Jubiläumsausgabe aus dem Jahr 2008, die zusammen auf rund 600 Seiten Einblicke in die Ortsgeschichte bieten. Da hat auch der inzwischen verstorbene Ortshistoriker Rolf Straub an den Büchern mitgearbeitet und viel historisches Material gesammelt, welches der Bürgerverein nun weiter verwenden kann in seinem Ortsarchiv.

Im Ortsarchiv Mühlhausen im Alten Rathaus, in dem nicht amtliche Dokumente und Exponate der Vereine und von Privatpersonen gesammelt werden, steht in den nächsten Jahren die digitale Erfassung der gesammelten Objekte im Mittelpunkt. Das Ortsarchiv wurde nun in jüngster Zeit aufgebaut und weiter professionalisiert.

Vor vielen Jahren hat sich der Bürgerverein für einen Windschutz am Friedhofsgebäude stark gemacht. 2016 konnte auf dem Friedhof eine Erinnerungsstele für die sieben Gräber der Familie Palm, den letzten Ortsherren des ehemaligen reichsfreien Dorfs Mühlhausen, eingeweiht werden. „Nach langen Bemühungen konnte mit Hilfe der Stadt Stuttgart erreicht werden, dass die auf dem Friedhof noch verblieben Gräber der ehemaligen drei Ortsherren von Mühlhausen gerichtet wurden und nun auf einer Stele beschrieben ist, wer dort mit welchen Angehörigen bestattet ist, so Morhard. Es wird auf die Geschichte der Familie Palm eingegangen, die Ortshistoriker Rolf Straub zusätzlich im Bezirksrathaus, dem Palm’schen Schloss, auf einer Schautafel sehr anschaulich für die letzte Dynastie von Ortsherren ab 1728 dargestellt hat.

Im Februar dieses Jahres hat der Bürgerverein ein Faltblatt mit einem historischen Führer durch Mühlhausen veröffentlicht und Führungen durch den Ort angeboten. Morgen kann der Verein auf erfolgreiche 50 Jahre blicken.