Viele Patienten wünschen sich Lieder, die sie aus ihrer Kindheit und Jugend kennen. Foto: RBK Quelle: Unbekannt

(red) - Es ist Freitagnachmittag, 15.30 Uhr. Da schallt es durch die Klinik für Geriatrische Rehabilitation am Robert-Bosch-Krankenhaus „Bruder Jakob, Bruder Jakob, schläfst Du noch, schläfst Du noch“. Im Lichthof stehen rund 20 Ehrenamtliche, Frauen wie Männer, und singen. Dazu versammeln sich im Halbrund etliche Patienten. Auch ein paar Angehörige, darunter ein kleines Mädchen, setzen sich dazu und singen begeistert mit.

Angefangen hat alles im November vor fünf Jahren, als Maren Bey, Leiterin der Station 3G, ihre gute Freundin Elisabeth Skrzypek, eine leidenschaftliche Hobbysängerin und Mitglied in verschiedenen Chören, fragte, ob sie sich nicht vorstellen könne, auch mit den Patienten im Robert-Bosch-Krankenhaus zu singen. Sie konnte - und so heuerte Elisabeth Skrzypek Freunde und Bekannte an, sie zu unterstützen und die Singgruppe, die kein Chor sein will, wurde rasch größer. „Ein Chor singt vor Publikum, wir aber singen mit den Menschen“, erklärt Elisabeth Skrzypek. Doris Pfander, die die Gruppe mit ihrer Gitarre begleitet, bringt es auf den Punkt: „Warum sollten wir denn im stillen Kämmerlein Musik machen? Da hat doch niemand was davon. Die Lieder g’höret unter d’Leut!“ Und die Patienten freut’s!

Sie singen hauptsächlich deutsche Volkslieder und Schlager. An diesem Freitag erklingen Titel wie „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“, „Die Gedanken sind frei“ oder „Kein schöner Land in dieser Zeit“. Das Krankenhaus hält Liederbücher für die Patienten bereit. Doch viele sind erstaunlich textsicher. Sie wünschen sich Titel, die sie in ihrer Kindheit und Jugend oft gesungen haben, oft auch Lieder aus der verloren gegangenen Heimat, wie „Ännchen von Tharau“, ein Lied aus Ostpreußen.

Manche der Patienten singen lauthals mit, andere sitzen ruhig dabei und erfreuen sich im Stillen der Melodien. Viele Lieder wecken Erinnerungen, lösen Emotionen aus, einer Patientin stehen Tränen in den Augen - und so liegen Trauer und Freude an diesem Nachmittag ganz nah beieinander. Die Lieder geben den Menschen Kraft. „Da kehrt ganz viel innere Stärke zurück“, freut sich Maren Bey. „Die Musik hat eine beruhigende Wirkung auf unsere Patienten. Wenn wir freitags mit ihnen gesungen haben, schlafen sie in der Nacht auf Samstag immer besonders ruhig.“ Deshalb wird die Singgruppe, die bisher jede zweite Woche im Robert-Bosch-Krankenhaus zu Gast war, ab Januar wöchentlich mit den Patienten singen.

Die Gruppe freut sich über neue Mitglieder, die gerne singen. Interessierte können sich per E-Mail wenden an Elisabeth Skrzypek, elisabeth.skrzypek@t-online.de.