„Der Sturm oder rette sich wer kann“ frei nach Shakespeare begeisterte mit seiner Premiere im Kulturkabinett die Besucher. Foto: KKT/Marc Haakert Quelle: Unbekannt

(rw) - Am Freitag gab es im Kulturkabinett (kkt) gleich doppelten Grund zum Feiern. Das Theater Lunte hatte fröhliche Premiere mit seiner zauberhaften Version von Shakespeares „Der Sturm“. Die Regisseurin Ulrike Reinhard hatte das 400 Jahre alte Stück nicht nur auf die mit transparenten Vorhängen begrenzte Bühne gebracht, sondern auch so lange an ihm gefeilt, dass sie mit Recht als Co-Autorin genannt werden muss, von: „Der Sturm oder rette sich wer kann.“

Der Reiz an ihrer Darstellung des pädagogischen Spiels des Zauberers Prospero mit den Schiffbrüchigen ist die Besetzung der Rollen dieser Gestrandeten durch Handpuppen, denen Prosperos Tochter und seine dienstbaren Geister Bewegung und Stimme verleihen. So faszinierten Miranda (Barbara Galinski), Ariel (Ingo Schweizer) und Caliban (Miguel Salmeron) nicht nur als sie selbst, sondern auch als Sprecher und Bewegungszentren der Fremdlinge. Daraus ergaben sich urkomische Szenen wie das Gespräch des angetrunkenen Caliban mit Trinculo und Stephano, bei dem drei unterschiedliche Stimmen aus einer Kehle kamen. Von Anfang an vergnügte dieses Figurenspiel das Publikum, als Ariel aus den auf und ab bewegten Vorhängen eine immer stürmischere See entstehen ließen, auf der Mirandas Puppenkarton zum hin und her geworfenen Schiff wurde, das schließlich im Meer versank. Natürlich geht es ethisch noch immer wie bei Shakespeare um die Rückgewinnung der gestohlenen Macht des Herzogs Antonio mittels der Zauberkraft seines Bruders Prospero, des rechtmäßigen Herschers. Aber ästhetisch dreht sich alles um das Wirken der Kunst als Möglichkeit, mit den Mitteln der poetischen Phantasie eine Vision geglückter Menschlichkeit zu schaffen. Deshalb gipfelt das Geschehen im unschuldigen Liebesspiel Mirandas mit dem zukünftigen König Ferdinand (Dominik Jung).

Aber um den Weg dorthin zu weisen, braucht es Geduld, Nachsicht und strategisches Geschick. Deshalb hat Ulrike Reinhard ihren Sturm als Theaterprobe konzipiert, für die sie die Rolle der Regisseurin erfand, die auch den Prospero spielt. In Juliane Roth fand sie die angemessene moderne Besetzung für Mirandas Vater, den die Tochter - als running gag - jetzt Mutter nennen muss. Souverän geht dieser Spielleiter auf Proteste des Ensembles ein und lenkt sanft den Erkenntnisweg zum gemeinsam zu findenden Ziel, ohne dass bei alledem der Humor zu kurz kommt.

Weitere Vorstellungen am 2. und 3. Dezember jeweils 20 Uhr im KKT.