Walter Trösch, Albrecht Weckmann, Prof. Hans K. Schlegel, Birgit Schneider-Bönninger, Peter Beier und Manfred Bodenhöfer (v.li.) bei der Eröffnung von „Kunst vor Ort“ im Bezirksrathaus Obertürkheim. Foto: Wenzel Quelle: Unbekannt

Von Rolf Wenzel

Am Sonntagnachmittag hat Bezirksvorsteher Peter Beier die 65. Ausstellung „Kunst vor Ort“ eröffnet. Der Obertürkheimer Rathauschef hatte den Künstlern aus den Neckarvororten wieder einmal seinen Sitzungssaal zur Verfügung gestellt und würdigte die Leistung von deren Leiter, Professor Hans K. Schlegel verbal und mit einem „Gutschein aus der Besenwelt“.

Nach unglaublichen 65 Ausstellungsjahren gibt Schlegel jetzt die Leitung der Gruppe an ein Triumvirat weiter: Albrecht Weckmann (künstlerischer Leiter), Walter Trösch (Finanzen) und Manfred Bodenhöfer (Ausstellungskoordinator). Hans K. Schlegel wird weiter an den Ausstellungen teilnehmen wird. Zu diesem neuen Format „nachhaltiger kultureller Stadtteilarbeit“ wünschte Kulturamtsleiterin Birgit Schneider- Bönninger viel Glück. Auch sie dankte Schlegel mit „vor Ort gewachsenen Weinen“. Wie jedes Jahr hatten die 13 Künstler für die Ausstellung im Frühjahr ein Thema gesucht und sich auf „d-konstruktion“ geeinigt . Walter Guttenberger fand in Luginsland ein anschauliches Beispiel für ihr Motto: „Schiff im Weinberg“ nannten Behnisch & Partner 1990 ihren Kindergarten dort. Die Architekten hatten die Konstruktion des Zweckbaus „Kindergarten“ zerlegt und neu zusammengefügt zu dem phantasievoll gestalteten Kunstwerk „Schiff“. Ähnlich ließ Siegfried Schmidt aus dem Gestänge eines Hochspannungsmasten ein quadratisches Kaleidoskop entstehen - mit dem Blick aus der Mitte des Masten nach oben. Aus dem philosophisch-kritischen „Hinterfragen eines Textes durch seine Dekonstruktion“ (Jacques Derrida) ist eine Variante des Grundprinzips der bildenden Kunst entstanden: Zertrümmerung der zweckorientierten Strukturen und Zusammenfügen zu neuen, ästhetisch begründeten Formen der Realität. „Lost in Construction“ behauptet Monika Adler mit ihrer Silhouetten-Komposition, Wolfgang Ehehalts „Maul“ erklärt seine Collage als Textblase und Gerda Ellwangers amöne Landschaft spricht „ohne Titel“ für sich. Auch Schlegels „Kastanie und Markise im Dialog“ hat man so noch nie gesehen.

Die Künstler haben sich auf ihre ureigene Spielwiese begeben, wo sie die Welt neu aufbauen. Ausnahmslos ist Spannendes und ästhetisch Ansprechendes entstanden: die märchenhafte „Zeitreise“ von Elzbieta Mulas, die geheimnisvollen Miniaturen auf Johanna Wittwers Rindenarrangement oder die ausstellungsreife Montage der 13 Papierreliefs von Wolfgang Knauß. Während erst der schwarze Rahmen Margitta Siebers Abstraktion wirklich „in Ordnung“ bringt, löst Rolf-Dieter Kellner Eisen, Teer und Kupfer auf und bindet sie auf der Leinwand zur unendlichen Landschaft. Musikalische Harmonien durchwehen Albrecht Weckmanns Monotypien und Walter Trösch zerlegt seinen Marmorblock optisch in zwei Teile, um eine Zwillingsskulptur entstehen zu lassen.

Diese Wunderwelt ist geöffnet am 26.11. u. 2./3. 12. jeweils von 14-18 Uhr im Bezirksrathaus Obertürkheim. Am 26.11. führt Hans K. Schlegel um 16 Uhr durch die Ausstellung. Am 3.12. ist Finissage um 16 Uhr.