Der Autor Wolfgang Joachim Müller mit seinen beiden Büchern. Das nächste Buch ist in Planung, Foto: Frey Quelle: Unbekannt

(if) - Er ist ein viel gereister Mann, Wolfgang Joachim Müller. Er war in der halben Welt unterwegs, doch sein Herz schlägt für den Stuttgarter Osten, da, wo er aufgewachsen ist und seine Jugend verbracht hat. So liegt es nahe, für den pensionierten Lehrer, Geschichten aus seiner Jugend aufzuschreiben. „Ameisenberg“ heißt das lesenswerte, unterhaltsame Buch, das mit Fotografien versehen ist und den Leser blitzschnell in die Schulzeit holt.

Die Schulzeit am Wagenburg-Gymnasium, in der damals mehr als strenge Lehrer tätig waren. Es gab auch Schläge. Dinge, die der Autor bis heute nicht vergessen hat. Dem gegenüber beschreibt er in dem Buch eine zarte Liebe zu einem Mädchen, das in die Waldorfschule geht. Er erlebt dort nicht nur die heitere und ausgelassene Faschingsparty, auch, das Künstlerische: seine kaputte Gitarre darf er hier selbst reparieren und dann darauf vorspielen. Ein gelungener Kontrast, denn dort ist der menschliche Umgang völlig anders.

Das Gymnasium, das Pennälertum mit vielen Streichen wird beschrieben, dann gibt es noch die Freizeit. Und da beschäftigt sich die Hauptfigur mit Tennis. Als Balljunge fängt er an. Auch hier gibt es spannende Erlebnisse, nette Begegnungen und „die Blonde“, die ihm immer zusieht, später seine Jugendliebe Alla, mit deren Hund er sich zuerst anfreundet. Das erste Rendezvous, für das er sich eine Sportentschuldigung bei der Mutter holt. Die Schläge des Vaters wegen Nichtigkeiten. Immer wieder ist in der Erziehung in Schule und Elternhaus auch Gewalt im Spiel.

Auf der anderen Seite die Liebe zur Heimat, zum Ort, das Beschauliche und Wissenswerte, die Sternwarte etwa, in der er romantische Stunden mit Alla erlebt. Geschichte von Feinkostläden, Straßen, Wegenamen. Eine gelungene Mischung, aus der der Leser nebenbei auch noch etwas Historie über den Stadtteil lernen kann.

Besonders schön ist der Spaziergang am Ende zu allen Orten und das Gespräch mit einer jungen Waldorfschülerin. Der Kreis scheint sich zu schließen. Und dann gibt es noch einen Roman, den Müller geschrieben hat und der nun neu herausgekommen ist: Jana, Liebe zwischen Neckar und Moldau. Unter dem Pseudonym Cornelius Molinar sind jetzt die Studienjahre und die Zeit danach im Roman verpackt, der autobiografische Züge trägt.

Orte wurden verändert. Im Mittelpunkt des Romans steht Florian Schöllkopf, der Student der seine passende Lebenspartnerin sucht. Der Romanheld benutzt die Frauen, wird aber auch ausgenutzt.

In Tschechien findet er die wahre Liebe. Doch dann schließen sich die Grenzen beim Prager Frühling. Die beiden verlieren sich aus den Augen. Schöllkopf lernt in Deutschland eine andere Frau kennen und eines Tages tritt wieder die Tschechin auf. Ein Konflikt bahnt sich an. Auch dieses Buch steckt voller Spannung und Lebenserfahrung. Die hat Müller genug. Er hat fünf Jahre in Kolumbien gelebt und kann die lateinamerikanischen Lieder auf dem Zupfinstrument Tiple spielen.

Müller hat 156 Länder bereist. Er war an der Carl-Benz-Schule in Bad Cannstatt Lehrer, bevor er nach Kolumbien ging, nach Barranquilla, dann 21 Jahre in Plieningen Lehrer. Der 74-Jährige ist in Stuttgart geboren. Das Schreiben ist für ihn sehr wichtig: „Wenn ich schreibe, bin ich total zufrieden und total abgetaucht in der Welt, über die ich schreibe.“ Auch ist er sich sicher: „Schreiben macht glücklich wie Musik, Malerei und Treffen mit Menschen, die man gerne hat.“ Früher war er Chorleiter in der Grundschule Plieningen. Bei seinen Lesungen musiziert er ebenfalls mit der Tiple.

Wolfgang Joachim Müller: Ameisenberg, Erzählungen aus dem Stuttgarter Osten, Printsystem Medienverlag, Heimsheim, ISBN 978-3-938295-76-2, 203 Seiten, 13,80 Euro.

Cornelius Molinar: Jana, Liebe und Leid zwischen Neckar und Moldau, Printsystem Heimsheim, ISBN 978-3-945835-52-0, 352 Seiten, 14,90 Euro.

Folgende Termine für Lesungen gibt es mit Wolfgang Joachim Müller: Sonntag, 6. November, Gemeindehaus Mönchfeld, Barbenweg 13. Beginn ist um 15 Uhr. Veranstalter: Kaffeele Familienkreis , 8. November, Arbeiter-Samariter-Bund, Stuttgarter Straße 31, Beginn 15 Uhr. 19. Dezember, Ökumenische Begegnungsstätte, Matthias-Claudius-Haus, Auf der Steig 23, Beginn 15 Uhr, Veranstalter Ökumenische Begegnungsstätte.