Galerist Thomas Niecke (li.) präsentiert Werke von Andreas Heinrich Adler und Birgit Rehfeldt in der Galerie Keim noch bis 5. November. Beide Künstler waren bei der Eröffnung kürzlich vor Ort. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Er ist der Meister der Materialbilder, Heinrich Adler. Zumeist großformatig erzählt er seine Geschichten oft auf der Leinwand, aber auch auf Holz in Storyboards hoch geschichtet. Die Assoziationen mit dem Weltall aber auch dem Meer tauchen schnell auf beim Blick auf Adlers Werk. Durch die Farbwahl mit Türkis und Brauntönen entstehen diese Gedanken beim Betrachten der Bilder.

Anlässlich seines 60. Geburtstags zeigt Thomas Niecke in der Galerie Keim nun eine große Werkschau des Künstlers, der 1957 in Waiblingen geboren ist und seit 1983 freier Künstler ist im Bereich der Malerei. Adler war sieben Mal auf der Art Karlsruhe vertreten. Er blickt zudem auf zahlreiche Ausstellungen im europäischen In- und Ausland und in den USA. Und er ist gelernter Bildhauer.

In Storyboard experimentiert er einmal mehr mit Materialien, in denen auch Farbpigmente ihre besondere Wirkung entfalten. Die Storyboards besitzen malerischen Charakter. Mal sind muschel- oder schneckenähnliche Formen zu finden, dann wieder pflanzenartige Formationen oder Motive mit gesteinsartigem Charakter. Und oft entfaltet die dreidimensionale Wirkung seiner Pigmentbilder, die zuvor chemische Reaktionen erlebten, eine geheimnisvolle Aura.

Adlers Storybilder sind häufig in quadratischem Format. Auch in den großen Bildern zeichnet sich dieselbe Arbeitsweise ab. Bilder in Erdtönen, die aber zunehmend auch malerischen Charakter enthalten. Maritime Formen lassen Assoziationen ans Wasser folgen, Andeutungen von Schiffen ebenso. Oder auch Muscheln wie im „Tauchgang“. Der Maler lernte Tauchen, um seine Tiefenangst zu überwinden. Bilder voller Tiefe ergreifen heute den Betrachter. Wassertiere und -pflanzen beflügeln die Phantasie des Schauenden und Staunenden immer wieder.

Eindrücklich auch das dreiteilige Bild „Trigonometrisch“ mit einer eckigen mehrdimensionalen Darstellung von Objekten inmitten der Tiefe, vielleicht des Meeres. Mal wieder abgetaucht, um dem Betrachter die Urformen malerisch zu erklären. „In seinen Materialbildern gerät die behandelte Leinwand unter Spannung, bis sie einreißt“, erklärt Thomas Niecke, ein bewusst herbeigeführter und dennoch nicht vollständig steuerbarer Prozess. Der malende Bildhauer und die Bildhauerin: Birgit Rehfeldt zeigt figürliche Arbeiten, in dieser Ausstellung,auch viel aus Holz. Biespielsweise die „Pause“, eine Sitzende aus Thuja-Holz. Der Stamm unten ist noch gut erkennbar. Die Sitzende thront verbunden, in eins gearbeitet, oben drauf. Die Jahresringe leicht verschoben, zeigen das Herz. Das Herz hält auch eine Figur aus Alabaster in dem für Rehfeldt typischen Stil: Die Ecken und Formen zeigen kubistische Anklänge. Und doch hat Rehfeld einen ihr eigenen künstlerischen Ausdruck gefunden. Die neuen Arbeiten sind noch schlichter in der Form gefasst, der Kopf und das Ohr, elegant und überraschend schön abstrahiert. Immer ist ihr eigener Stil ablesbar, auch in der Figur mit dem Titel „Ich“, der am Rücken noch den Alabasterstein in seiner Ursprünglichkeit zeigt.

Noch eine Sitzende hat die Künstlerin geschaffen. Das Werk heißt „Feierabend“. Oben auf der Spitze des Objekts gelingt es einer Frau, eine große Kanne Tee zu servieren, darunter alle Maschinen und Geräte, die zu Hause und im Job so bewältigt werden müssen, darunter auch eine Waschmaschine.

Eine erfrischend lebendige Ausstellung hat Kunsthändler Niecke hier geschaffen. Beide Künstler passen gut in der Zusammenschau zueinander. Claudia Bögner attestiert Rehfeldts Werken in sich ruhende Körper. „Doch die Ruhe, die sie ausstrahlen, rührt nicht allein von ihrer Statik her, denn die Schwimmerin mit ihrem fließenden Haar wirkt alles andere als statisch“, stellt Bögner fest. Sie liegt vielmehr in der Ausgewogenheit ihrer Proportion und Formgebung begründet, die auf den Betrachter wirkt und auf deren Umsetzung sich Rehfeldt meisterlich versteht, so Bögner. Rehfehldt stammt aus Hamburg. Sie hat an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste Bildhauerei studiert.

Die Ausstellung bei der Galerie Keim ist noch bis zum 5. November, zu sehen, Marktraße 31, Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 9.30 bis 18 Uhr, Samstag, 9.30 bis 14 Uhr, Mittwoch, 9.30 bis 13 Uhr und nach Vereinbarung. Infos unter www.galerie-keim.de.