Das doppelt beleuchtete Papierschnitt von Jörg Mandernach und Kurt Laurenz: „Trying not to look back together“. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

„Das Unvollendete ist ein Wagnis“ hat Gert Fabritius auf sein Bild geschrieben, welches er in der Ausstellung „Näherung“ der Gruppe Linienscharen zeigt. Er ist einer von 74 ausstellenden Künstlern, die in der Wilhelmstraße 16 ihre Werke unter dem besonderen Aspekt von Linien und Linienscharen zeigen sowie von Näherungen jeweils zweier Künstler.

Das erklärt Melanie Grocki. Die „Linienscharen“ sind keine feste Gruppe und kein Verein. Sie sind vor fünf Jahren von den Künstlerinnen Katrin Ströbel und Carolin Jörg ins Leben gerufen worden. Von Eva-Maria Reiner wurde dann das Format „4Zylinder“ ins Leben gerufen beim Württembergischen Kunstverein. Es handelt sich um eine Initiative von Künstlern für Künstlern. Die Plattform Linienscharen für zeitgenössische Kunst zeigt nicht nur Zeichnungen, auch skulpturale Arbeiten.

Die Ausstellung „Näherung“ wurde von Melanie Grocki und Sabine Aurich betreut. Unter dem Motto „Näherung“ haben Künstler paarweise andere Positionen kennengelernt. Daraus sind auch gemeinsame Arbeiten entstanden, die Hand in Hand kreiert wurden, wie die Ausstellung mit Werken auf Tischen zeigt.

Die „Näherung“ spielt zudem mit den mathematischen Begriffen der Linienscharen, die auch poetische Bedeutung haben können: In der Geometrie gibt es Linienscharen mit Höhenlinien. Aber auch auf poetischer Ebene sind Linien bedeutsam. So etwa im Papierschnitt, der die Linien in Worte fasst und ein Schriftbild ergibt. Es ist zudem beleuchtet über eine Lichtprojektion und mittels Ventilator wird das Bild mit den Linien bewegt, das Kurt Laurenz Theinert und Jörg Mandernach geschaffen haben.

Grocki freut sich, dass sich bekannte und noch nicht bekannte Künstler hier auf Augenhöhe zusammengefunden haben. Beispielsweise zeigt Ulrike Kirbach einen liegenden Kopf, daneben einen getippten Text: „So viel Gutes schwirrt auf die Erde nieder“, auch als Tagebuchnotiz vom 19. Juli 2017. Linien und Schrift werden in den Bildern neu wahrgenommen. Sei es im Tuschebild, in der feinen Zeichnung oder in den Papierstreifen, die senkrecht hängen und auf einer Seite leuchtend grün erstrahlen. Linienstrukturen werden von Tageslichtprojektoren auf ein Metallobjekt geworfen und übereinandergelegt. Eine gelungene, facettenreiche Schau ansprechender zeitgenössischer Werke.

Neben Workshops, die noch bis 2. Dezember andauern, ist die Ausstellung bis 3. Dezember zu sehen, Montag bis Freitag, 15 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag, 12 bis 16 Uhr. Finissage ist am 3. Dezember von 14 bis 16 Uhr in der Wilhelmstraße 16 im Atelier Wilhelmstraße 16 e.V. Infos unter www.linienscharen.de.