Die Freilichtspiele Mühlhausen haben mit ihrer Aufführung „Heilig‘s Blitzle“ die Zuschauer begeistert und für eine erfolgreiche Premiere gesorgt. Foto: Freilichtspiele Mühlhausen Quelle: Unbekannt

Von Rolf Wenzel

Bei der Premiere von Karl Witt-lingers Volksstück „Heilig`s Blitzle“ am Samstagabend lagen auf den Zuschauertischen der Freilichtbühne Mühlhausen grüne Streichholzbriefchen mit einem gelben Blitz auf der Klappe. Die konnte man mit nach Hause nehmen.

Während der verteufelten Handlung des Mundartstückes erklärte der „treue Knecht“ Michel allen Interessenten, wie man einen maroden Bauernhof einäschert. Die Handlung hatte davor mit einem deftigen Mittagessen begonnen in der Stube des Hahn-Hofs, dessen Neubau die Feuerversicherung bezahlt hatte.

Bei dieser Tischrunde lieferte Wolfgang Rupp, der nebenbei auch Regie führte, ein erstes Paradestück ab als seniler Bauer Jakob, als er eine irrwitzige „Welcher-Wochentag- ist- heute“-Diskussion in Gang setzte, bei der er Nichte Marlies (Diana Neumann) und Neffen Hugo (Martin Watzlawik) schwindlig redete, aber gleichzeitig bei ihnen die Hoffnung auf sein baldiges Ableben nährte.

Die beiden müssten nur Jakobs Enkelin ausschalten, wie zehn Jahre davor deren Eltern mit einem Knollenblätterpilzragout. Dann könnten sie selber den Hof erben. Enkelin Bärbel will ohnehin Ärztin werden und hilft nur in den Semesterferien ihrem geliebten Opa. Dann aber erscheint Bärbels Freund Siggi (Marc Waldbaur). Der ist Student der Ökologie in Hamburg und für ihn ist Bärbels schwäbische Heimat ein agronomisches und soziokulturelles Paradies, was er allen in hochartifiziellem Deutsch erklärt: „Land, das man noch kolonisieren kann“. Natürlich ist er nicht nur von Bärbel, sondern auch von ihrem Erbe begeistert. Lara Waldbaur beglückte als Bärbel ers-tens ihn wie einst Eva im Paradies, zweitens den Opa als fürsorgliche Enkelin, und drittens das Publikum als fröhliches Naturkind in einem sündenverhafteten Paradies.

Vor dem rundum gerechten Ende (mit dem Blick auf den brennenden Hof von Hugo und Marlies), bevor Sigi und Bärbel anfangen konnten, aus ihrem Erbe einen neuen Garten Eden zu machen, ging es noch teuflisch zu in Jacobs Guter Stube.

Der Alte war plötzlich tot, bevor der Notar sein Testament aufnehmen konnte und wurde in einer Truhe versteckt, während der Knecht Michel die Rolle des Erblassers übernahm. Dabei bewährte sich Andy Scholz in Miches Rollel als reaktions-schneller Verwandlungskünstler. Er täuschte nicht nur den zunehmend um Fassung bemühten Notar (Thomas Wink) sondern auch die mordlüsternen Erbschleicher Marlies und Hugo. Deshalb musste er danach in die „Leichentruhe flüchten, die inzwischen frei geworden war, weil der Opa in seinem Zwischenlager zum Leben erwacht war. Aber das muss man einfach selbst miterleben.

Weitere Vorstellungen von „Heilig‘s Blitzle“ bei den Freilichtspielen Mühlhausen gibt es an folgenden Wochenenden: Freitag/Samstag, 21. Juli/22.Juli, 28. Juli/29. Juli, Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr. Gespielt wird im Weidenbrunnen 145, Karten für die Vorstellungen gibt es unter Telefon 3807961 und unter Telefon 0174/6740029. Weitere Infos zum Theater gibt es im Internet unter www.freilichtspiele-muehlhausen.de.