Das Kulturkabinett wird 45 Jahre alt und feiert dies mit einer umfangreichen Jubiläumsausstellung. Im Bild zeigen Charlotte Stegmayer (li.) und Kathrin Wegehaupt die Menschen, die das KKT prägen und prägten. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

(if) -Das Kulturkabinett hieß früher Kommunales Kontaktteater. Ja. Sie haben richtig gelesen, Theater ohne „h“. So war das. Aber die Einrichtung, die bis heute die Abkürzung KKT behalten hat, hat sich im Lauf der Jahre konstant weiter entwickelt. Es zählt heute zwölf internationale Kooperationspartner. Seit 1995 erhielt es 2,65 Millionen Euro institutionelle Zuschüsse und blickt es auf 1515 Abendveranstaltungen sowie 1028 Kindertheater. Das KKT, das seit 2011 Kulturkabinett heißt, zeigt derzeit in einer Ausstellung seine wechselhafte, spannende Erfolgsgeschichte, die am vergangenen Wochenende eröffnet wurde.

Diese Ausstellung erzählt die Geschichte der Institution, die womöglich bundesweit einzigartig ist, weil sie die Kultur von Beginn an „von unten nach oben“ bringt, von den Bürgern, den Betroffenen, für die Bürger und sich bis heute zu einer internationalen Institution entwickelt hat. Projekte mit Griechenland, England, Frankreich, Polen, Österreich und Pakistan erzählen ihre Geschichte.

Ein Zeitstrahl empfängt die Besucher des KKT im Erdgeschoss. Schnell wird klar: 1972 gründete Olaf Freyenstein, Radiomoderator und Schriftsteller, das Kommunale Kontaktteater (ohne h), wie KKT-Geschäftsführerin Kathrin Wegehaupt und Stellvertreterin Charlotte Stegmayer berichten.

Das KKT war von Beginn an politisch. Zuerst hatte es noch keine eigene Spielstätte. Die erste Aktion war im Mai 1972, als der Schlossplatz versteigert wurde, um die Politik auf den Umgang mit Grund un Boden aufmerksam zu machen. Das KKT trat im öffentlichen Raum auf und war ein Beteiligungstheater.

„Die Bühne ist dort, wo die Menschen sind“, lautete das Motto von Hanne Tächl, die seit 1974 das KKT 33 Jahre lang als Geschäftsführerin bis 2007 prägte. So habe es damals ein Stück über den Strafvollzug gegeben, in der Gefängnisse mit einbezogen wurden, auch Strafvollzugsbeamte. „Es war revolutionär und ist auch von den Strafvollzugsbeamten positiv aufgenommen worden“, berichtet Stegmayer.

Die Kultureinrichtung war immer wieder von Kürzungen bedroht. 1992 kam es zu einem Eklat, als Stadträte von Mitgliedern des KKT angesichts geplanter Kürzungen mit Schoko-Goldmünzen beworfen wurden. Stadtrat Jürgen Haug (CDU) war damals am Auge getroffen worden, hatte Anzeige erstattet, die er dann aber nach Entschuldigungen zurücknahm.

Zur Vereinsgründung ist es übrigens 1974/75 gekommen.1980 zog es in die Kissinger Straße 66a, wo es bis heute ist und jetzt aus allen Nähten platzt. Vorher war das KKT in der Kolbstraße zu finden.

2002 nahm das KKT am Runden Tisch der Cannstatter Zeitung Teil, bei der die damalige Kulturbürgermeisterin Jana Magdowski auch teilnahm. Hanne Tächl machte auf das Fehlen einer Beschilderung aufmerksam: Die eigentliche Geburtsstunde für die spätere Initiative Kulturnetz Bad Cannstatt, die von der Geschäftsführerin des KKT Naemi Zoe Keuler und Iris Frey von der Cannstatter Zeitung im Jahr 2011 gegründet wurde, nachdem sich mit der Beschilderung nichts tat. 2015 hat es geklappt, die Initiative Kulturnetz Bad Cannstatt hat die Kulturstättenbeschilderung verwirklicht und wird am 18. Mai das 11. Schaufenster Kultur als Aktion eröffnen. Wegehaupt freut sich, dass das KKT sich so erfolgreich entwickelt hat. Die Macherinnen hoffen auf größere Räumlichkeiten, damit sich die Einrichtung weiterentwickeln kann. Seit 2012 erhält es Landesfördergelder. Herausragende größere Projekte der letzten Jahre waren das Sommeratelier Hallschlag, das Zirkusprojekt auf dem Marktplatz und der Fachtag für Kindertheaterpädagogik. Sechs Theatergruppen sind im Haus, es gibt Kinder- und Jugendtheaterangebote neben regelmäßigen Kunstausstellungen.

Die Ausstellung ist bis 31. Juli im KKT zu sehen. Am 9. Juli wird um 15 Uhr und 19 Uhr gefeiert. Weitere Infos unter www.kkt-stuttgart.de.