Die bunte Performance zum 90. Geburtstag der Freien Kunstschule Stuttgart gestern im Großen Kursaal: Studierende laufen in Hölzel-Farben umher, bilden Farbgruppen und schauen auch Besucher an. Farben bewegen Menschen und diese wiederum Farben. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Es sind Menschen, die die Farben darstellen und andere bewegen. Im Großen Kursaal waren es gestern die Studierenden Adelheid Berst, Andrea Göppel, Christiane Goerlich, Irmtraud Kienle, Petra Pipping, Anke Sellner und Elvira Wehrwein unter der Seminarleitung von Daniel T. Braun. Sie zeigten die Performance „Hölzel 2.0.1.7“. In bunten, Hölzel-Farben bekittelte Künstler, die sich bewegten, die Besucher des Festakts trafen. Farben, Farb-Menschen in nonverbaler Kommunikation mit- und untereinander. Dazu Farbklänge von Musikern des Staatsorchesters Stuttgart mit Streichern.

Die Kunst lebt. Und wie. Seit 90 Jahren gibt es die Freie Kunstschule Stuttgart (FKS). Und deshalb fand ihr zu Ehren gestern ein Festakt im Kursaal statt. Bürgermeister Michael Föll gratulierte der Kunstschule und brachte „warmen Geldsegen“ mit: Der Stadtkämmerer, der als Cannstatter der Cannstatter Institution gratulierte, erklärte, dass die FKS zwei Millionen Euro für die Substanzerhaltung und Sanierung bekommen wird und die Stadt somit fest an die Zukunft der FKS glaubt. „Die große Tradition ist eine hervorragende Grundlage für die Zukunft“, so Föll. Die Stadt werde die FKS weiter wohlwollend begleiten. Föll hatte auf die wechselvolle Geschichte der Einrichtung hingewiesen, die von Adolf Hölzel und August Ludwig Schmitt gegründet worden war und sich seit 1972 auf dem ehemaligen Südzucker-Areal befindet. Die Krise Anfang 2000 habe sie aufgrund radikaler Umstrukturierung und Personalumbau gut gemeistert. Dabei dankte Föll insbesondere dem Förderer Hans-Peter Frölich. Der Staatssekretär a. D., Jürgen Walter, verwies in seiner Rede auf die bedeutenden Beziehungen der FKS zu anderen internationalen Institutionen und Partnerschaften, etwa mit der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, dem Pacific Northwest College of Art im amerikanischen Portland. „Kunst und Kultur sollen wieder dem Menschen Lust auf Zukunft machen“, sagte Walter. Der Rektor der FKS, Martin R. Handschuh, sprach zum Schiller-Wort „Kunst ist eine Tochter der Freiheit“. Er verwies auf die Modernität Hölzels und die gelungene Weiterentwicklung der Freien Kunstschule. So hofft er, dass mit der Steigerung des Niveaus in der Lehre an der FKS der Grundstein gelegt ist für die zukünftige Entwicklung der Akademie, die ihren Niederschlag in der Anerkennung als Hochschule finden soll, so Handschuh. Dies könne gelingen mit der Förderung durch die Stadt, Unterstützer im politischen, öffentlichen oder wirtschaftlichen Leben, die die Einmaligkeit der FKS schätzen. Handschuh hofft, dass die Einrichtung so zu neuer Blüte gebracht werden kann.

Zum Festakt waren nicht nur zahlreiche Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kultur gekommen, sondern auch aus Bund, Land und Stadt sowie Verwandte aus der Schmitt-Familie: Elisabeth Schmitt, deren Mann der Sohn von Ludwig Schmitt war und Schmitt-Enkel Richard Gann. Dazu zahlreiche Professoren, Dozenten und Studierende.

Für die feierliche musikalische Umrahmung sorgten Mitglieder des Staatsorchesters Stuttgart in höchster Professionalität. Mit viel Spielfreude und Elan präsentierten sie unter anderem Paul Hindemiths Minimax-Repertorium für Militärmusik mit Zeitungshüten auf dem Kopf.

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