(red) - Routine ist nicht seine Sache: Jörg-Hannes Hahn setzt zur Sterbestunde Jesu gerne Bachs beliebte Matthäus-Passion auf den Plan, aber jedes Mal mit einem neuen Ansatz. dieses Jahr am Karfreitag, 14. April um 15 Uhr singt der Bachchor Stuttgart unter seiner Leitung in der Lutherkirche die überaus selten gespielte Frühfassung der Matthäuspassion BWV 244b aus dem Jahr 1729.

Erstmals begleitet ihn ein Orchester mit alten Instrumenten, der Concentus Stuttgart. Der Bariton Ulf Bastlein singt die Jesusworte, der Tenor Michael Feyfar tritt als Evangelist auf. Außerdem konnten Gerlinde Sämann (Sopran), Julia Böhme (Alt) und der Bass Uwe Schenker-Primus gewonnen werden. „Ausgangspunkte für meine Wahl der Frühfassung war die Arie ’Komm süßes Kreuz’, die heutzutage in der zu über 99 Prozent musizierten Spätfassung von einer Viola da Gamba musiziert wird“, erklärt Kirchenkreiskantor Jörg-Hannes Hahn. Allerdings wurde er durch einen Lautenisten darauf aufmerksam gemacht, dass es eine Frühfassung dieser Arie mit Laute gibt. In dieser Fassung für die Laute ist die Vollgriffigkeit der Akkorde schlüssig und die Arie bekommt einen anderen Charakter“, erläutert Hahn.

In nahezu jedem Satz der Passion finden sich zwischen Früh- und Spätfassung Detailunterschiede in Notentext, Textunterlegung oder Besetzung. Beispielsweise sind in der Frühfassung die Chöre nicht vollständig geteilt und beide Chöre nutzen eine gemeinsame Continuopartie. Anstelle der großräumig angelegten Choralbearbeitung „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ erklingt in der Erstfassung der schlichte Choral „Jesum lass ich nicht von mir“.

Im Arioso „O Schmerz!“ übernehmen Traversflöten die Partien der in der Spätfassung eingesetzten Blockflöten. Die Frühfassung der Matthäus-Passion liegt in einer erst jüngst ausgewerteten Partiturabschrift vor, die der Thomanerchor erstmals im März 2000 benutzte und bekannt machte.

Nach Bachs Tod geriet die Matthäus-Passion zunächst in Vergessenheit. Etwa 100 Jahre nach ihrer Uraufführung wurde sie auf spektakuläre Weise von dem jungen Felix Mendelssohn Bartholdy am 12. März 1829 in Berlin mit der dortigen Singakademie wieder aufgeführt. Mendelssohn holte das Werk in das musikalische Bewusstsein zurück, was der Startschuss für seine reiche Rezeptionsgeschichte war. „Die Chöre waren von einem Feuer, einer schlagenden Kraft und wiederum von einer rührenden Zartheit, wie ich sie nie gehört habe“, schwärmte Fanny Mendelssohn nach der Aufführung.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.musik-am-13.de. Karten für das Konzert gibt es unter Telefon 95568-12 und online unter www.easyticket.de.