Professor Hans K. Schlegel und die Leiterin des Kulturamts, Birgit Schneider-Bönninger bei der Eröffnung der Ausstellung von KunstvorOrt im Bezirksrathaus Obertürkheim. Foto: Wenzel Quelle: Unbekannt

Von Rolf Wenzel

Mit dem Fahrrad war die Leiterin des Kulturamts, Birgit Schneider-Bönninger, am Sonntagnachmittag ins Obertürkheimer Rathaus gekommen, um die Grüße der Landeshauptstadt zur Eröffnung der 63. Jahresausstellung der Künstlergruppe KunstvorOrt zu überbringen. Dort betonte sie besonders die „herzliche Dynamik“, mit der die Gruppe um Professor Hans K. Schlegel seit über 60 Jahren als feste Einrichtung im Kulturangebot Stuttgarts beispielhafte Stadtteilarbeit leiste und die „Sensibilität und Begeisterung für moderne Kunst“ vor Ort fördere. Wie jedes Jahr begann danach die Ausstellung mit der Versteigerung je eines Werkes der 14 Künstler zugunsten der Gemeinschaftskasse durch Walter Trösch. Kluge Bieter hatten sich vorher das Angebot im Internet angesehen und kamen jetzt zielsicher zum Objekt ihres Verlangens. Gemeinsam war allen angebotenen Bildern und Plastiken das im Frühjahr vereinbarte Thema. Dieses Jahr hieß es „Zufall und Absicht“. Das gab jedem Gruppenmitglied die Möglichkeit, die Mechanismen seiner ganz speziellen Kreativität herauszustellen, im Spannungsfeld zwischen eigener Absicht und äußeren Vorgaben.

Ulrich Zeh, zum Beispiel, dem Schlegel vor dessen ausgefeilt dynamischen, großformatigen Sportbildern zum 70. Geburtstag gratulierte, ließ ein kleines Aquarell versteigern, das „einfach so“ entstanden war. Auch Monika Adler hatte anschaulich ein zufälliges Ferienerlebnis festgehalten. Schlegel selbst thematisierte den Konflikt zwischen Ordnung und individueller „Störung im Kressler“. Gerda Ellwanger wies auf das ihr „Zugefallene“ hin: die gekonnte Technik der Verbindung von feinen Linien und variablen Farbelementen. Ebenso faszinierte Walter Guttenberger mit seinen Dialogen von ordentlichen Rasterstrukturen und farbkräftigen Fantasien. Zur „systematischen Ausbeutung des Zufalls“ bekannte sich Wolfgang Knauss mit seinen Collagen.

Natürlich bestimmte das Jahresthema auch alle bis Dezember ausgestellten Werke im Sitzungssaal: Die aparten „MonografienAlbrecht Weckmanns (vor denen Schneider-Bönninger und Schlegel posierten), ebenso wie Wolfgang Ehehalts lustige Aufmärsche von Nasen und Händen oder das Buchstabenverstecken Siegfried Schmidts. Margitta Sieber war mit ihrem „Höllentrichter“ am Werk, Walter Trösch mit der kryptischen Inschrift auf einem Grabsteinbrocken und Guido Messer ließ „tagein - tagaus“ seinen Helden mit zwei Rollen Klopapier herumgeistern. Alte Techniken und magische Effekte verband Reinhold Vollmer in seinen Wismut-Bildern und auch Manfred Bodenhöfers Farben „Im Fokus des Quadrats“ fesselten den Blick des Betrachters mit ihrer Leuchtkraft.

Bis zum 4. Dezember bleibt die Ausstellung von KunstvorOrt im Obertürkheimer Bezirksrathaus, geöffnet ist sie sonntags und am Samstag, 3. Dezember von 14 bis 18 Uhr.