Reinhard Gröper alias Egbert Hans Müller, ist 90 Jahre alt. Der Autor ist in Bad Cannstatt aufgewachsen und beschreibt diese Zeit in einem Buch. Foto: Archiv - Archiv

Reinhard Gröper, der eigentlich Egbert Hans Müller heißt, ist 90 Jahre alt geworden. Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat den preisgekrönten Autor als „klugen Mahner und Ratgeber in Sachen Kultur“ gewürdigt.

Bad Cannstatt Reinhard Gröper, der eigentlich Egbert Hans Müller heißt, ist am 23. Februar 90 Jahre alt geworden. Oberbürgermeister Fritz Kuhn würdigte den mehrfach preisgekrönten Autor und Literaturpreisträger für seine Lebensleistung: „Stuttgart ist stolz, Reinhard Gröper zu ihren Literaturpreisträgern zählen zu können und überaus dankbar für die Impulse und Anregungen, die er der Stuttgarter Kulturlandschaft gegeben hat“, sagte Kuhn. „Er war und ist für viele ein kluger Ratgeber und Mahner in Sachen Kultur und Literatur. Wir hoffen, dass er auch weiterhin die Stuttgarter Kulturszene mit seinem Sachverstand und seiner Erfahrung bereichert und der Stadt Stuttgart verbunden bleibt.“

Gröper hat auch Bezüge zu Bad Cannstatt, denn er wohnte hier einst als Kind im Wohngebiet gegenüber der Nürnberger Straße, in der Kemmelbergstraße 4. Sein Vater leitete 1933 die Stadtteilbibliothek Bad Cannstatt. Gröper schrieb in seinem biografischen Roman „Vom Glück bei großen Gärten zu wohnen“, den er vor einigen Jahren in der Stadtbibliothek Stuttgart vorstellte, über seinen Wohnbereich an der Stadtgrenze zu Fellbach und beschreibt dort seine Umgebung an der Nürnberger Straße: „Die Wochen vor dem Umzug waren eine Nervenprobe, denn der Neubau wurde nicht fertig....Das war nun unsere Welt, der Häuserblock stand quer zu der flachen Bachsenke, in der die Nürnberger Straße gegen die Stadtgrenze heraufzieht. In der Mitte der Nürnberger Straße war der Gleiskörper der Straßenbahn als Espenallee gepflastert. Ein paar Gärten begleiteten die Ausfallstraße. Im Gelände vor uns waren Dämme aufgeschüttet, die bereits Straßennamen hatten.“ Gröper war beruflich zuletzt als Ministerialdirigent im Kultusministerium tätig. Er hat viele Bücher veröffentlicht.

Gröper wurde 1929 im schlesischen Bunzlau geboren. Seine Familie zog 1935 nach Stuttgart, wo Gröper aufwuchs und bis heute lebt. Nach dem Krieg studierte er zunächst Rechtswissenschaften in Tübingen und trat 1959 in die Kulturverwaltung des Landes Baden-Württemberg ein. In dieser Zeit prägte Gröper die Förderpolitik in Baden-Württemberg richtungsweisend mit. Seine 2007 erschienene Veröffentlichung „Mein literarischer Salon“ weist ihn zudem als einzigartigen Chronisten und Kenner der baden-württembergischen Kulturlandschaft aus.

Als einer, der sich für Kultur einsetzt, wirkte Gröper auch bundesweit: Er war unter anderem Vertreter der Länder im Kuratorium der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt, Mitglied des Ausschusses der Deutschen Schillergesellschaft und des Kuratoriums des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim.

Als Autor blickt er auf zahlreiche Veröffentlichungen, wie „Limfjordmuscheln“ (1979), „Neunflächer: Gedichte“ (1987), „Schöne Tage in Ratswyl“ (1988) „Herrn Arnolds Garten“ (1990), „Erhoffter Jubel über den Endsieg. Tagebuch eines Hitlerjungen 1943-1945“ (1996), „Nachkriegshäutung. Tagebuch einer deutschen Pubertät“ (1998), „Nach Venedig“ (2002) und „Von Igran nach Egran und über Wladiwostok zurück“ (2005). Seine kreative Schaffenskraft begleitet ihn bis heute. Am 23. Februar ist seine Erzählung „Der Kinderkrieg“ im Verlag J.F. Hagenlocher, Tübingen, erschienen.

Gröper wurde 1950 mit dem Scheffelpreis der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe ausgezeichnet, 1978 mit der Richard-Schirrmann-Medaille des Deutschen Jugendherbergswerkes, 1993 mit der Mörike-Nadel des Verbandes der Verlage und Buchhandlungen in Baden-Württemberg und 1994 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. Im selben Jahr erhielt er auch den Literaturpreis der Landeshauptstadt Stuttgart in Anerkennung seiner schriftstellerischen Leistungen und im Blick auf sein kulturpolitisches Engagement.