Künstlerin Christa Lippelt vor ihren imaginären Porträts. Die Ausstellung wird am 8. Oktober in der Stadtteilbücherei eröffnet. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

(if) - Sie blicken eindringlich, streng, kritisch oder auch angestrengt, die imaginären Porträts der Cannstatter Künstlerin Christa Lippelt. Fast alle haben Geschichten hinter sich, denn sie beziehen sich auf literarische Figuren. Beispielsweise Leyla mit ihren Schwestern Yasmin und Selda aus dem Buch von Feridun Zaimoglu. Die Gesichter sind gekennzeichnet durch große ausdrucksvolle Augen, die viel Schicksalhaftes erlebt haben. Deshalb auch die Schleier und Vorhänge bei den Frauen. Aber auch eigens erlebte Frauengestalten haben sie angeregt zum Malen. Sie sind in meist leuchtenden Farben kontrastreich dargestellt. Es geht nicht um Realismus, sondern um Charakter und Ausstrahlung in den Porträts. Da gibt es in jeder Frau etwas Spannendes zu entdecken. Sei es bei der „Roten“ mit ihren dreiecksförmigen Gesichtszügen oder bei Bambara, die exotisch aussieht. Auch Malcolm Lowrys Yvonne aus seinem Roman „Unter dem Vulkan“ hat die Künstlerin inspiriert, in Acryl, oftmals mit Ölkreide kombiniert, zu malen. Gleich im Foyer ist etwa trifft der Besucher auf „Madame B“, in Acryl auf Leinwand gebannt. Was sie an Madame Bovary gereizt hat: „Sie wollte elegant sein, war es aber nicht. Sie war kühl und berechnend und nicht klug.“ Doch nicht nur die Porträts bestimmen die Ausstellung, bei denen auch eine Collage mit dem Bild ihres verstorbenen Mannes Christoph zu sehen ist, Arzt, Autor, Literaturpreisträger. Daneben sind zwei Schwarz-Weiß-Arbeiten unter dem Titel „Aufflug“ und „Nächtliche Inseln“ mit Kohlestift und Kreide abstrahiert. Im Aufflug scheinen Engelsflügel dargestellt. Im Mittelteil der Bibliothek gibt es große abstrakte Bilder, die sich wunderbar einfügen ins gesamte Bilderensemble: Herauszuheben sind dabei „Monte Baldo“ vom Gardasee inspiriert, Felsen in hell-dunkel, braun, schwebend und doch liegend zugleich. Daneben der „Hafenblick“, wie verschwommen ein Blick aus einem Schiff ebenfalls im Hell-Dunkel-Kontrast. Im vorderen Teil der Bibliothek sind Übermalungen zu sehen, deren Grundlage Tulpenbilder waren. Reizvoll, was die Künstlerin daraus geschaffen hat: Hier spielen die neuen Räume und Farbzusammenhänge eine Rolle, Frösche tauchen auf, Gesichter, geheimnisvoll inszeniert. Am Empfang gibt es herbstliche Motive, aber auch bunten Farbenzauber mit Donaufelsen und den „Verhangenen Tag“, eine Landschaft mit viel emporwallenden Himmelswolken zum Hineinträumen. Lippelt ist 1944 in Königsberg geboren. Sie blickt auf zahlreiche Ausstellungen seit 2008 und ist seit Jahren bei der Initiative Kulturnetz Bad Cannstatt aktiv.

Die Ausstellung wird am 8. Oktober, um 17 Uhr, in der Stadtteilbibliothek, Überkinger Straße 15, von Alexandra Kirchner eröffnet. Die Einführung hält Professorin Renate Gebeßler.