Im Cannstatter Luthergemeindehaus haben die Schüler von drei Schulen das inklusive Konzert für die Liederhalle geprobt: Haydns Jahreszeiten einmal anders. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

(if) - Ganz anders geht es zu bei Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“. Denn: Es ist ein inklusives Konzert. Menschen mit und ohne Behinderung wirken hier zusammen, nicht nur musikalisch. Geprobt wurde kürzlich in Bad Cannstatt im Luthergemeindehaus für die große Aufführung, die Anfang Juli in der Liederhalle stattfindet.

Insgesamt 120 Kinder mit und ohne Behinderung wuseln auf der Bühne wild durcheinander, sie rennen, haben Furcht vor Donner und werden pitschnass. Manche mischen als Blitze das Geschehen auf. Mehr als nur Jahreszeiten. Aniruth, ein Junge mit Behinderung, will nicht so recht vorwärts, bis er von Luis, einem Jungen ohne Behinderung, behutsam an der Hand genommen wird.

Gemeinsam tanzen sie das Gewitter in Joseph Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“, choreografiert von der Tanzpädagogin Carmen Scarano. Neun Lehrer und unzählige Helfer tragen maßgeblich zum Gelingen bei. Das szenische inklusive Kinderkonzert ist am Sonntag, 2. Juli um 18 Uhr im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle zu erleben.

Doch erst noch wird geprobt: Und das in großem Stil. Mit dabei sind Schülerinnen und Schülern der Helene-Schoettle-Schule, der Schillerschule Bad Cannstatt und des Heidehof-Gymnasiums Stuttgart. Gemeinsam singen und spielen Ruth Ziesak (Sopran), Andreas Post (Tenor) Uwe Schenker-Primus, (Bass) und der Cantus Stuttgart. Professionelle Musiker wirken hier mit den Schülern. Das Stuttgarter Kammerorchester unter der Leitung von Jörg-Hannes Hahn begleitet sie, Stadtdekan Søren Schwesig fungiert als Sprecher. Idee und Realisierung ist der Förderschulpädagogin Ulrike Hahn zu verdanken, die Schirmherrschaft hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann übernommen.

„Das Schöne an den inklusiven Projekten ist, dass wir Begegnungen zwischen den Schulen, Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften schaffen können. Da werden Kinder, die sich zunächst nicht trauen, plötzlich mutig, und die, die vielleicht Vorbehalte haben, bemerken im Miteinander, dass es viel Spaß macht, Verantwortung zu übernehmen. Deshalb möchte ich auch in Zukunft solche Projekte immer wieder anstoßen“, erläutert Ulrike Hahn. Im Jahr 2002 stellte sie ihr neuartiges Konzept des Miteinanders von Menschen mit und ohne Behinderung mit einer Bachkantate in der Stadtkirche Bad Cannstatt vor, bereits 2003 folgte zum Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen ein inklusives Weihnachtsoratorium im ausverkauften Hegelsaal der Liederhalle. Seither sind ihre Projekte fester Bestandteil der Programmplanung der besonderen Cannstatter Musikreihe „Musik am 13“.

„Jedes unserer inklusiven Projekte packt mich erneut, denn jedes Mal fügt sich am Ende alles zu einem schönen Miteinander zusammen, bei dem ich an das Wort »Inklusion« überhaupt nicht denke: Vorkenntnisse, Fähigkeiten etc. spielen nach den Proben und der langen Zusammenarbeit bei der Aufführung keine Rolle mehr“, bekennt Jörg-Hannes Hahn.

Die Veranstalter freuen sich über die Unterstützung vieler, darunter die Aktion Mensch, die Schulstiftung Baden-Württemberg, die Evangelische Schulstiftung, die Landeshauptstadt Stuttgart, Kulturamt, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, die Stiftung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Veranstalter sind die Stadt- und Lutherkirchengemeinde Bad Cannstatt.

Karten gibt es beim Easy Ticket Service, Tel.: 0711 -2 55 55 55

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