Rosemarie Gauß mit ihrer OptArt (links) und Bettina Baur mit ihrem Bild „Ablage“, eine Radierung zum Thema Flüchtlinge. Im Amtsgericht sind zudem noch Werke von Annemarie Müller-Nisi zu sehen. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Das neue Jahr beginnt bei der Galerie Kunsthöfle mit Frauenpower. Und gestern war bereits Aufhängetag. So gibt es im Amtsgericht eine Ausstellung mit Werken folgender Künstlerinnen zu sehen: Bettina Baur, Rosemarie Gauß als Mitglieder des Kunsthöfle-Vereins und als Gast Werke von Annemarie Müller-Nisi. Letztere hat lange in Hegnach gearbeitet und lebt schon seit vielen Jahren in der Toskana, von der sie sich nachhaltig beeinflussen lässt, weiß Professor Helge Bathelt, Kurator der Ausstellung und Vorsitzender der Galerie Kunsthöfle.

Eine Vertreterin der OptArt (Optical Art) ist Rosemarie Gauß. Sie arbeitet mit Flechtweberei mit textilen Bändern. Ein ganz besonderer Aufwand ist dies, wenn die Werke aus der Nähe betrachtet werden. „Außerdem beobachtet Rosemarie Gauß die Wirkung abstandsvariabler Felder in einem umgrenzten Raum, wobei dieser Raum sich durch ein Gleichmaß der Felder auszeichnet. Notwendiges Ergebnis dieser Versuche sind dann jene optischen Täuschungen, die konkave und konvexe Flächen zu bilden scheinen und einer Illusionsmalerei der Moderne zuzurechnen sind“, beschreibt es Bathelt. Wer die Bilder vor Augen hat, versteht die Begeisterung, die Gauß zu der Arbeit brachte: „Es ist die Freude an den bewegten Bildern“, wie sie selbst sagt. Besonders hervor stechen die Bilder mit den Fußbällen. angefangen hat sie zuerst mit farbabstufenden Arbeiten, bevor sie auf die OptArt kam. In die Bilder arbeitet sie Baumwollstoff und spärlich Satin.

Bettina Baur, die in Ammerbuch zusammen mit Frederick Bunsen eine Kunstschule und ein Atelierhaus aufgebaut hat, besticht in der Ausstellung mit ihren Radierungen und grafischen Arbeiten. Seit 1987 ist sie künstlerisch aktiv. Mit Aquarellen begann sie, erweiterte ihr Ausdrucksspektrum und variierte zwischen nun hochreduzierten Landschaftsanmutungen und abstrakt-expressiven Gestaltungen, so Bathelt. Immer mehr widmete sie sich auch der Druckgrafik und schuf Mixed Media-Arbeiten von wachsender Ausstrahlung, erklärt der Vereinsvorsitzende. Baur zeigt beispielsweise ein Bild zum Thema Flüchtlinge mit dem Titel „Ablage“. Hinter dem Tor sind Todesanzeigen zu sehen. Am Tor hängen symbolisch unten Geldsäcke. Es soll zeigen: „Die Suche nach dem Geld führt zum Tod“, so Baur. Ergriffen war sie von den vielen Flüchtlingen, die auf dem Meer starben. Andere Bilder beschäftigen sich mit Landschaften, etwa ein Hopfengarten hat sie zur Radierung inspiriert. Zwei Aquarelle zeigen Felsen in der Brandung, mit Moorlauge auf „La Gomera“ gemalt. Auch Schriftcollagen sind zu sehen mit Schriften aus dem Familienarchiv und alte Familienfotos.

Anneliese Müller-Nisi ist in Waiblingen als Tochter des Kunstmalers Wilhelm Nisi geboren und fand beim Vater auch die erste Kunstförderung. Heute stellt sie international aus. Ihre erste Ausstellung war 1958 in der Kunsthalle in Baden Baden im Rahmen des Kunstpreises der Jugend. Sie lebt seit 1983 in der Maremma in Mittelitalien. Inspiriert wird sie in ihrer Kunst von der Landschaft der südlichen Toskana.

Die Ausstellung im Amtsgericht Bad Cannstatt, Badstraße 23, wird am Freitag, 20. Januar, ab 18.30 Uhr eröffnet. Die Ausstellung ist danach zu folgenden Öffnungszeiten bis zum 6. März zu sehen: Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag geschlossen.