Das Kunsthöfle ist auf neue Räume ausgewichen, weil im Amtsgericht Bauarbeiten sind. In den Räumen der Volksbank Stuttgart gibt es deshalb derzeit eine Ausstellung mit Werken von der Künstlerin Almut Holtermann zu sehen.
Kurator und Vorsitzender der Galerie Kunsthöfle, Helge Bathelt macht mit Blick auf das Werk von Holtermann auf die ostasiatische Malerei aufmerksam. Die Grundlage der ostasiatischen Malerei ist eine fundamentale Philosophie, die genaue Vorstellungen von Kosmologie, menschlicher Bestimmung und dem Verhältnis von Mensch und Universum entwirft. „Eine praktische Anwendung dieser Philosophie finden wir in der Malerei, die unter anderem den Kreis nutzt, um das Verhältnis von Yin und Yang darzustellen. Zahllose Kreisdarstellungen kennen wir aus Tuschezeichnungen großer Künstler seit der Tang-Dynastie“, so Bathelt.
Schon seit dem Altertum sind Kugel und Kreis Sinnbild des Universums und der Schöpfung und auch Symbol für das Ganze, Vollkommene und Vollendete.
Almut Holtermann beschäftigt sich tiefgreifend mit dem Thema und setzt sich in ihrem Werk und auch in ihrer Biografie damit auseinander.
Holtermann hat in der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart studiert und wirkte dort anschließend für drei Jahre als Lehrbeauftragte. Acht weitere Jahre war sie selbstständige Textildesignerin, ehe sie ab dem Jahr 1975 Malerin im Hauptberuf wurde. Bathelt verweist auf das vielgestaltige Werk, zunächst auch mit traditionellen Sujets, das sich längst zum substanziellen von „Kreis, Kugel und Kosmos“ entwickelt. Bei „Kreis, Kugel und Kosmos“ steht sie heute. Und genau solcherlei Motive sind in der Volksbank Stuttgart zu sehen, Mal im Großformat, dann wieder kleiner.
Holtermann selbst beschreibt ihre Entwicklung so: „Waren es anfangs noch vielfach Landschaftsanklänge, die sehr räumlich wirkten, folgten danach Raumsituationen, in denen Farbflüsse angedeutete Bühnen- oder Theaterräume durchströmten. In der weiteren Entwicklung meiner Arbeiten tauchen Kreise und Scheiben auf, die von Farben überflutet werden. Schließlich wird die Farbe einzige Darstellerin im eigenen Kosmos… Was mich … am meisten fasziniert ist der Weltraum, das Universum, das unbegrenzte Freiheit in den Gestaltungsmöglichkeiten für mich bedeutet…“
So können die Besucher in der Ausstellung, in den Kosmos zu schauen, den Planeten zu begegnen, ihre Bahn zu kreuzen, ihre Aura zu bewundern: Merkur grau, Venus orange, Erde blau, Mars rotorange, Jupiter weiss-orangerot, Saturn Orange, Uranus blau, Neptun blau. Holtermann bringt die Farberfahrungen des Kosmos auf die Malfläche, verzichtet dabei auf dokumentarische Exaktheit zugunsten des Bildschönen, stellt dieses Bildschöne in den Mittelpunkt ihres Interesses mit dem Ergebnis einer eigenen Kosmologie, beschreibt es Bathelt. Mal mit dem Mittel der Collage und mal unter Verwendung von Oberflächenreizen durch Knitterung, aber immer in einer ihr spezifischen Farbkultur entführt sie in Bereiche einer einzigartigen Freiheit, die nur einen Wunsch offen lassen, nämlich den nach Erstreckung, den nach einem Großformat, das einen einbände in diese Welt einer eigenen Qualität, so der Kurator.
Neuere Arbeiten der Künstlerin collagieren Kreise zu einer quirligen Fröhlichkeit, einer reflektierten Fröhlichkeit, hinter der die Erfahrung eines ganzen Künstlerlebens steht und zwar in Form einer schlussendlichen Bejahung, die eines anzeigt, nämlich eine adäquatio intellectus ad rem, eine Entsprechung von Geist und Gegenstand.
Die Kreiselemente in den Collagen sind aus Papier exakt geschnitten und beinhalten zum Teil auch noch Textfragmente, auch Zeitungsartikel. Sie sind teils spielerisch und zeigen Gestaltungsfreude. Es sind besondere Seherlebnisse. Almut Holtermann stellt unter Beweis wie vielfältig die Welt von Kreis, Kugel und Kosmos ist.
Die Ausstellung mit den Werken von Almut Holtermann ist noch bis zum 4. Oktober in der Volksbank Stuttgart, König-Karl-Straße 50, zu sehen, Montag bis Mittwoch, 9 bis 16.30 Uhr, Donnerstag 9 bis 18 Uhr, Freitag 9 bis 16.30 Uhr.