„Jedes Element hat seine Farbe“ heißt dieses Werk von Anita Wahl im Atelier Wilhelmstraße 16. Foto: Frey - Frey

Konkrete und abstrakte Kunst ist derzeit im Atelier Wilhelmstraße 16 ausgestellt, Werke von Anita Wahl und von Daniel Mijic.

Bad Cannstatt Im Atelier Wilhelmstraße 16 hat der herbstliche Ausstellungsreigen begonnen: Unter dem Motto „Jedes Element hat seine Farbe“ zeigt Anita Wahl Ergebnisse ihres Arbeitens. Auf den Bildern in Acryl auf Leinwand hat sie mit Farben und runden Formen experimentiert. Es gibt Kreisformen und Umrundungen der Kreise wie Umlaufbahnen. Unter dem Titel „Schwarzer Kosmos“ sind auf dunklem Hintergrund farbige Punkte zu sehen. An anderer Stelle hat die Künstlern die Farben Kadmiumrot mit Magenta nebeneinander gestellt und schafft sie verschiedene Farbräume. Ein Diptychon zeit „Variationen“ mit eckigen und runden Formen. Die Künstlerin hat eine eigene Lichttheorie entwickelt. Darin erklärt sie: „Ich spreche von der letzten Lichtsynthese der Erde, zwischen schwarzer und weiser Licht-Vibration. Über Kreis und Strich fällt Licht und Farbe in jede Existenzform. Es gibt keine Materie, keine Schwerkraft. Licht ist keine Wellenlänge. Das Spektrum der Farben ist gleich Licht – Vibration – bevor es in Materie ausfällt. Es gibt keine schwarzen Löcher. Mit vier Strichen in meinem Kreisbild habe ich die Dreidimensionalität überwunden. Raum und Zeit sind dualistisch zweidimensional. Einstein liegt falsch. Ich spreche von dem absoluten Bild der Weltformel für die Entstehung von Licht und Universum.“ Wer die Ausstellung anschaut, kann die Theorie hier umgesetzt sehen.

Anita Wahl wurde 1955 in Reutlingen geboren. Sie hat an der Kunstakademie Stuttgart bei Professor Paul Uwe Dreyer studiert. Dann war sie von 1983 bis 1984 in New York. 1986 ist sie zurückgekehrt und arbeitet seither in Reutlingen. Sie ist Dozentin an der Volkshochschule Reutlingen und blickt auf zahlreiche Einzelausstellungen und -beteiligungen.

In einer zweiten Ausstellung parallel sind Werke von Daniel Mijic im Atelier Wilhelmstraße 16 zu sehen. Mit der Akademischen Betriebskapelle Rüdiger Scheiffele Unlimited Experience ist die Ausstellung eröffnet worden. Der Lehrer an der Kunstakademie Mijic zeigt hier nicht nur Siebdruckarbeiten, sondern auch Kombinationen ungewöhnlicher Materialien: Skulpturen aus Beton mit drei Füßen unter dem Titel „Welcome“, ähnlich der Anti-Terror-Pfeiler in den Städten steht sie gleich zu Beginn der Ausstellung.

Schild mit goldener Schrift

An der Ein- und Ausgangstür hängt ein schwarzes Exit-Schild mit goldener Schrift. Mijics Werke haben ironischen Charakter. Er ist gelernter Steinmetz, Bildhauer und leitet an der Kunstakademie die Siebdruckwerkstatt. In der Ausstellung hat er alltägliche Zeichen in sein künstlerisches Arbeiten hineingenommen: Zeichen mit Pfeilen auf Bodenmatten gesetzt, Siebdrucke auf verzinktem Blech mit Notausstiegs-Symbol versehen. Dann gibt es als Siebdruck auf Blech eine schwarze Wolke und darunter ein einfach abstrahiertes Regenfeld, passend zum Wetter draußen. Aus verschiedenen kaputten Glasplatten hat er übereinander gestapelt feine Zeichnungen geschaffen, wie Künstler Daniel Siegloch erklärt, der mit Mijic studiert hat. Unter dem Motto „Selbstauslöser“ hat sich der Künstler in ein beleuchtetes Foto ähnlich dem RAF-Foto gesetzt mit dem entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. Er hält ein Schild in Händen: „Seit 15 668 Tagen Gefangener meiner selbst.“

Die Ausstellungen in der Wilhelmstraße 16 sind noch bis zum 2. Dezember zu sehen, Donnerstag und Freitag, 15 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 12 bis 16 Uhr.