Helga Müller (li.) vom Verein zur Förderung der Kunst und Doro Schwertzel-Thoma im Kunstraum 5. Fotos: Frey Quelle: Unbekannt

(if) - Es ist ein ganz erstaunliches Instrument, das Didgeridoo, von Wolfgang Rupp vom Kulturverein ’s Dudelsäckle selbst gebaut aus Hainbuche aus Steinhaldenfeld. „Es klingt wie Elefantenrufe“, sagt eine Besucherin. Recht hat sie. Dieses Instrument der Ureinwohner Australiens, das in der Tradition 20 000 Jahre alt ist, rief am vergangenen Donnerstag die Cannstatter zum 11. Schaufenster Kultur der Initiative Kulturnetz Bad Cannstatt. Mit dem Mund können Laute und Obertöne herbeigezaubert werden. Die Besucher waren fasziniert.

Auch, als Rupp noch das gläserne Didgeridoo zur Hand nahm, welches noch bis 18. Juni im Schaufenster des Glaszauber-Geschäfts von Irmgard Schierle-Bette ausgestellt ist, in dem sich das Dudelsäckle präsentiert, gab es erstaunte Blicke. Wieder einmal ein gelungener Auftakt, offiziell vor Ort begrüßt von Kulturamtsleiterin Birgit Schneider-Bönninger und Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler. Moderator Manfred Elser führte durch den Kulturspaziergang in gewohnt humorvoll-unterhaltender Art und erhielt viel Beifall für seine Erläuterungen.

Nächster Punkt des Spaziergangs war die Bäckerei Schurr am Daimlerplatz. Angesichts des unsicheren Wetters durften die Besucher innen Platz nehmen. Hier präsentierte die Cannstatter Autorin Marion Röttgen ihr Kinderbuch „Tolga hat’s nicht leicht“, das für Toleranz wirbt und die Integration eines türkischen Jungen erzählt. Intendantin Edith Körber vom Theater Tri-bühne war dabei. Sie bringt das Buch auf die Bühne am 28. Mai um 11 Uhr in der Eberhardstraße 61a als Theaterstück für Kinder ab 8 Jahren (Karten unter Telefon 2364610). Die schwungvoll-fröhliche Erzählweise von Röttgen begeisterte die Besucher. Elser verwies auf die lange Tradition der Bäckerei Schurr, die es seit 1921 gibt, in der noch vor Ort selbst gebacken wird. Hier ist das Buch auch noch in den nächsten Wochen erhältlich.

Nach der Lesung gab es Malerei und Objektkunst im Kunstraum 5 in der Spreuergasse von Dorothea Schwertzel-Thoma war die nächste Station des Spaziergangs. Dort präsentierte sich der Verein zur Förderung der Kunst mit einer Bilder-Ausstellung. Die Vorsitzende des Vereins, Helga Müller, freute sich zudem, dass sie im Schaufenster Keramik von Ernst Schönbein ausstellen kann, der 30 Jahre Mitglied im Verein war, verstorben ist und dem Verein seine Töpferkunst vermacht hat. Elser stellte den Kunstraum 5 vor, der Atelier für Kinder und Erwachsene ist, eine Mietgalerie, Malschule und Workshops bietet. Dann gab es bei „Weine der Welt“ im Geschäft von Roland Ulbrich am Jakobsbrunnen grenzüberschreitende Kunst mit einer perfekten Perfomance: Zum Bild „Rollenwesen“ von der Cannstatter Künstlerin Regina Battenberg gab es Gesang von Truike van der Poel und Martin Nagy, komponiert von Jan Kopp. Die Notenkomposition ist auch an der Wand aufgehängt. Es war eine Mischung aus moderner Musik, Sprechgesang und Lautmalerei. Das Publikum lauschte gebannt und gespannt dem gelungenen und außergewöhnlichen Beitrag im Kulturreigen mit Musik und Kunst im Dialog.

Inzwischen hatte der Regen zugenommen. Doch die zahlreichen Besucher hatten auch bei der letzten Station, der Galerie Wiedmann die Möglichkeit, im Trockenen zu sein, und zwar im Kulturkeller der Galerie. Hier berichtete der Sohn des verstorbenen Künstlers und Galeristen Willy Wiedmann, Martin Wiedmann von der stückweisen Veröffentlichung des großen künstlerischen Werks seines Vaters, der Wiedmann-Bibel. Sie wird nun mit ihren 3333 Bildern dieses Jahr als Prachtband gedruckt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bibelgesellschaft. Auch auf dem Kirchentag wird sie nun in Berlin vorgestellt. Und bei der Abschlussveranstaltung in Wittenberg werden auf 170 Meter Länge und zwei Metern Höhe, Bilder aus der Wiedmann-Bibel präsentiert, einer Veranstaltung zu der rund 200 000 Besucher erwartet werden und die per Fernsehen in fünf Länder übertragen werden. Die Initiative Kulturnetz unterstützt die Galerie seit ihrer Wiederbelebung. Jetzt präsentierte sie die Verwirklichung von Willy Wiedmanns Traum, dass die Bibel gedruckt wird. Musikalisch umrahmt wurde der Abschluss passend mit biblischen Liedern, gelungen an der Gitarre präsentiert von Klaus Jörder vom Kulturverein ’s Dudelsäckle. Gemütlich klang der Abend aus. Die Ausstellung in den Geschäften geht bis zum 18. Juni.