Günter Riederer vom Stadtarchiv zeigt den Brief von Heuss an Käte Schaller-Härlin, als er seinen Besuch in Rotenberg 1951 ankündigte. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Sie hat ihre letzten Lebensjahre auf dem Rotenberg gelebt, die Malerin Käte Schaller-Härlin (1877 bis 1973). Letztes Jahr gab es anlässlich der Überlassung des Nachlasses der Künstlerin an das Stadtarchiv dort eine größere Ausstellung und Anfang diesen Jahres in der Cannstatter Galerie Wiedmann eine Gegenüberstellung ihrer Werke mit denen Willy Wiedmanns zur Schöpfung.

Käte Schaller-Härlin wäre dieses Jahr 140 Jahre alt. Zum Geburtstag erscheint nun ein umfassendes Buch über die Künstlerin, geschrieben von Kuratorin Carla Heussler. Sie stellt am 19. Oktober ihr Buch im Stadtarchiv vor. Günter Riederer vom Stadtarchiv zeigt ergänzend einen besonderen Schatz aus dem Nachlass: einen Brief vom ehemaligen Bundespräsident Theodor Heuss an Käte Schaller-Härlin. Sie waren befreundet und er hat sie in Rotenberg besucht, was er am 3. Februar 1951 ankündigte. Ein großes Ereignis, über das damals auch in den Medien berichtet wurde. Die Kirchenglocken läuteten damals in Rotenberg, als der Bundespräsident am Sonntag, 11. Februar 1951 ankam. „Das Ereignis des Tages“, sagt Riederer. Schaller-Härlin, die Heuss auch porträtiert hat, konnte ihn nur einmal malen, als er noch nicht Bundespräsident war. Ein zweites Mal nicht. Auch das ist aus Briefwechseln mit Heuss zu erfahren: Er bekomme 100 Bitten von Malern und Bildhauern, schrieb Heuss damals, seine Hauptbeschäftigung sei, dies abzulehnen. Nun, Schaller-Härlin hat es damals jedenfalls geschafft, ihn zu malen. Bei ihr freute sich Heuss übrigens auf die von der Haushälterin zubereiteten Linsen mit Spätzle, wie er im Brief verriet.

Das Buch von Heussler weist eine umfassende Biografie der Malerin auf, die nicht nur durch ihre Porträtmalerei bekannt wurde. Das Buch ist eine reich bebilderte Biografie mit dem Titel „Zwischen Avantgarde und Tradition. Die Malerin Käte Schaller-Härlin“. Ulrike Barth, Enkelin von Käte Schaller-Härlin, wird persönliche Erlebnisse über Leben und Werk dieser außergewöhnlichen Künstlerin bei der Lesung beisteuern. Sie hat auch ein Grußwort im Buch geschrieben.

Die in Mangalore/Indien geborene Künstlerin Schaller-Härlin gehört zu den interessantesten Künstlerpersönlichkeiten des deutschen Südwestens. Heussler ordnet mit ihrem Buch diese Künstlerkarriere neu ein. Trotz der schwierigen Ausbildungssituation für Frauen um 1900 gelang es Schaller-Härlin, sich fundierte Ausbildungsmöglichkeiten zu ergattern und sich als Künstlerin zu etablieren. Nicht zuletzt gilt sie als Pionierin der sakralen Wand- und Glasmalerei - ein Bereich, der Frauen vorher kaum zugänglich war. Werke gibt es auch in der Gaisburger Kirche.

Von großer Bedeutung für ihre künstlerische Entwicklung waren Bildungsreisen, die sie mehrfach nach Rom und Florenz sowie nach Paris führten. Mit ihrer Porträtmalerei wurde sie über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Bis weit in die 1960er Jahre porträtierte sie zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten aus Politik und Kultur und galt als Stuttgarter Institution. Seit 2014 besitzt das Stadtarchiv Stuttgart ihren schriftlichen und künstlerischen Nachlass. So wurde es möglich, den Überblick über Leben und Werk der Malerin zu bekommen, den nun Heussler mit dem Buch geschaffen hat. Heussler ist freie Kuratorin, Autorin und Herausgeberin sowie Lehrbeauftragte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Freien Kunstschule Stuttgart.

Die Buchvorstellung am Donnerstag, 19. Oktober, um 19 Uhr im Stadtarchiv, Bellingweg 21 mit Carla Heussler steht unter dem Motto „Eine Party für Käte“. Zum 140. Geburtstag der Stuttgarter Malerin Käte Schaller-Härlin.

„Zwischen Avantgarde und Tradition. Die Malerin Käte Schaller-Härlin“, Belser Verlag Carla Heussler, 192 Seiten, 142 Abbildungen, ISBN: 978-3-7630-2760-6, 34,90 Euro.