Das Neugereuter Theäterle mit seinem neuesten Stück. Foto: Veranstalter - Veranstalter

Das Neugereuter Theäterle sorgt wieder für prächtige Unterhaltung mit seinem neuesten Stück „Kleine Morde erhalten die Erbschaft“.

NeugereutIm Pflegezentrum Haus St. Monika glänzt derzeit das „Neugereuter Theäterle“ mit dem schwarzhumorigen Stück „Kleine Morde erhalten die Erbschaft“.

Pflegeheime scheinen mittlerweile höchste Ansprüche zu erfüllen. Das Haus „Abendrot“ beispielsweise bietet Pool, Sauna, Massage und lockt zudem mit Seeblick. Klothilde Winzer ist begeistert: „Ond beheizte Klobrilla hend se au!“ Das Publikum brüllt vor Lachen und spendet anhaltend Szenenapplaus. Bei der Boulevardkomödie „Kleine Morde erhalten die Erbschaft“, die am vergangenen Freitag im Neugereuter Haus St. Monika Premiere hatte, ist das Haus „Abendrot“ eine verlockende Fiktion. In dem personell sparsam aber treffend besetzten Vierpersonen-Stück überzeugt Christine Melchert in der Rolle der Klothilde Winzer, 83 Jahre alt, als tyrannischer Drache und notorische Stänkerin. Spontan hat sie den einsamen Beschluss gefasst, Familie und Heim in Richtung Haus Abendrot zu verlassen, weil „sich hier ja eh niemand om mich kümmert!“ Der liebende aber komplett überforderte Sohn Rüdiger (gespielt von Stefan Gruber), dessen arg geplagte Ehefrau Vera (Ines Laubert) und die aufgeweckte Enkelin Katrin (Silke Posselt) stecken in einer schwäbischen Zwickmühle: Einerseits hätten sie die verhasste Oma vom Hals. Andererseits aber stünden sie wohl auf der Straße, weil die Oma ihr „Häusle“, in dem sie alle mietfrei wohnen, verkaufen müsste, um das komfortable Leben im Luxusdomizil „Abendrot“ bezahlen zu können. Die Familie palavert, streitet und brütet über das Dilemma, wobei, befördert von Katrins waghalsigem Ausspruch “Mir könntet doch a bissle nachhelfa“, als idealer Ausweg eine tote Oma am Lösungshorizont aufscheint. Oder hat sich die schlitzohrige Klothilde etwa eine weitere gehässige Finte ausgedacht? Die mörderische Handlung, immer wieder von Szenenapplaus begleitet, bleibt bis kurz vor Schluss spannend.

Man könnte es für eine tragikomische Fügung halten, dass ein Theaterstück mit dem konfliktträchtigen Nebenschauplatz Pflegeheim in einem Pflegeheim gespielt wird. Doch die Bewohner (derzeit 226) des Neugereuter Hauses St. Monika sehen es mit der Gelassenheit des Alters und mit „großem Spaß“, wie Inka Bauer, die Regisseurin des Stücks, bestätigt. Die Spielstätte, der große variable Saal im Parterre von St. Monika mit Plätzen für rund 120 Personen, wird von der Heimleitung für die unterschiedlichsten Veranstaltungen wie Angehörigenabende und Mitarbeiterinformationen genutzt. Vor allem aber dient er dem Neugereuter Theäterle als Hauptbühne. Berthold Guth, Vorsitzender der spielfreudigen Truppe: „Nächstes Jahr feiern wir unser 30-jähriges Jubiläum“. Wie als Vorgeschmack zu den Festivitäten begrüßte Guth nach der ausdauernd beklatschten Vorstellung den 90 000. Besucher: Margit Fritschi aus dem Fränkischen. Ob die 100 000 erreicht werden? Zu wünschen wäre es. Bis Ende Januar 2020 stehen die drei Großmuttermörder sowie das giftspritzende Naturtalent Christine Melchert mit „Kleine Morde erhalten die Erbschaft“ auf der Bühne im Haus St. Monika. Infos unter www.neugereuter-theaeterle.de.