Der Neugereuter Autor Georg Steinweh. Foto: Ulrike Steinweh(z) - Ulrike Steinweh(z)

Der Neugereuter Georg Steinweh schreibt seit einiger Zeit Krimis. Er war zuvor auch als Kameramann tätig. Sein neuester Krimi heißt „Berber und die flotte Lotte“.

Neugereut

Georg Steinweh ist in Franken aufgewachsen. Er war beim SDR und SWR als Kameramann weltweit unterwegs. Seit 2013 wohnt der Autor in Neugereut, ist dort im Bürgerverein. Sein Krimi „Berber und die flotte Lotte“ wird am 22. Februar beim beim Verlag „Südwestbuch media entertain“ erscheinen. Im Gespräch berichtet er über seine Arbeit als Schriftsteller.

Herr Steinweh, wie sind Sie zum Schreiben als Autor gekommen?
Als ich 14 war, hat mir meine Oma eine Reiseschreibmaschine geschenkt. 30 Jahre später ging es richtig los. Erst hab ich für meine Kinder Gute-Nacht-Geschichten erfunden, dann hab ich einen Bodensee-Roman geschrieben, später eine Jugend-Fantasy-Geschichte, die auf Mallorca spielt. Beide Geschichten habe ich als E-Book selbst verlegt.

Was reizt Sie am Krimischreiben?
Es begann mit einem strategischen Gedanken, weil meine zwei anderen Bücher keinen Druck-Verlag fanden. Ich schuf einen selbstgefälligen Detektiv, fügte dem Helden eine außergewöhnliche Tochter hinzu und erfand eine passende schnoddrige Sprache. Daniel Berber führt als „Ich-Erzähler“ durch die Geschichten, gelegentlich springe ich ihm als „allwissender Autor“ zur Seite und treibe das Geschehen von äußerer Seite weiter. Durch diese zwei Ebenen kann ich abwechselnd dem Leser einen Vorsprung verschaffen und andererseits Berbers etwas überzogene Art und seinen Blick auf die Menschen gut ausarbeiten.

In Ihrem ersten Krimi „Berber und der Tod am Karpfenteich“ wird der Privatdetektiv Berber in Franken von einer korrupten Industriellenfamilie für eine fingierte Entführung engagiert und überführt dabei einen rachsüchtigen Mörder. Wie sind Sie nun auf die Idee zu „Berber und die flotte Lotte“ gekommen?
Berber ist eine Figur, die weder ortsgebunden ist, noch regelmäßige Aufträge bekommt. Man soll darüber schreiben, wo man sich auskennt. Nun bin ich weder Mörder noch im Rotlichtmilieu tätig. Ich wollte eine Zeitleiste entwickeln, damit Berber in diesem zweiten Band so ganz nebenbei etwas Vergangenheit bekommt und die Leser spüren, wessen Geistes Kind dieser Typ ist. Das geschieht durch seine Ex-Freundin Lotte. Außerdem entspringt die tragische Figur des Bordell-Königs wie so oft zu Teilen der Wirklichkeit. Dann heißt es nachdenken, bauen, in die Abgründe der Figuren-Seelen schauen und loslegen.

Es geht hier auch im Buch um Bandenkriege zwischen Kurden und Türken. Wie haben Sie dazu recherchiert und was ist Ihnen dabei aufgefallen?
Durch meinen Beruf als Kameramann konnte ich mehr als jeder „Normal-Sterbliche“ quasi offiziell das Deckmäntelchen des Seriösen lupfen und ein paar Charakter aus diesen Milieus kennenlernen. Die Bandenkriege zwischen Kurden (Red Legions) und Türken („Boxclub“ Osmanen Germania), die in der Genese hochpolitisch sind, habe ich lange beobachtet. Da etablieren sich Parallelwelten, die wir politisch sehr lax begleiten. Da geht es nicht nur um Rockergruppen, Lederjacken und kleine Schlägereien. Da schließen sich ganze scheinbar integrierte Bevölkerungsgruppen wieder aus und sind in der kommenden Generation weiter weg von uns als bisher.

Dieser Krimi spielt zudem in Ihrem näheren Wohnumfeld: Neugereut, Bad Cannstatt und Stuttgart. Was gefällt Ihnen in Neugereut und Bad Cannstatt?
„Schreibe, was Du kennst, dann bist Du glaubwürdig“. Da ist einfach was dran. Ich mach jetzt keine Ortsführung, aber meine Fantasie des Bösen blüht da auf, wo ich den braven Alltag kenne. Berber muss in Neugereut wohnen. Ein erstaunlich unterschätzter Ortsteil, bei genauerem Hinsehen mit fantastischen Möglichkeiten und Werten. Ganz wie Berber eben. Und Bad Cannstatt ist so vielfältig, dass ich für jede beschriebene Figur einen für den Leser nachvollziehbaren Kosmos erstellen kann.

Werden die Stadtteile oft eher unterbewertet? Wenn ja, warum?
Mord und Autojagden funktionieren nun mal besser da, wo es brodelt. Meine Berber-Reihe strotzt nicht von vielen Leichen, die Verfolgungsjagden sind eher zeitraubende Psychogramme meiner Helden als blechfressende Lärmaktionen. Deshalb bewege ich mich gerne da, wo scheinbare Sicherheit und Beschaulichkeit vorherrscht. Eben da, wo die meisten Leser auch leben. Ist aber für mich ein Risiko, ob es funktioniert. Denn spannend will ich ja auch sein.

Die Fragen stellte Iris Frey

Der Autor liest am 14. November aus seinen Werken im Bürgerhaus Freiberg-Mönchfeld, Adalbert-Stifter-Straße 9, um 19 Uhr.