Ursula Olszowski vom Treffpunkt Polen, Manfred Elser und der Künstler Radoslaw Gozdzikowski (von links) beim Auftritt im Kursaal. Foto: Wenzel Quelle: Unbekannt

(rw) - Am Sonntag begeisterte Radoslaw Gozdzikowski sein deutsch-polnisches Publikum im Kursaal mit einer exzellenten Interpretation von Klavierwerken Chopins, Beethovens und Ravels. Die Chance für seinen Auftritt bei Cultur in Cannstatt verdankte der 20-jährige Student der Krakauer Musikakademie vor allem Ursula Olszowski. Um polnische Kultur in Stuttgart erfahrbarer zu machen, gründete sie 2009 den internationalen Kulturverein „Treffpunkt Polen“. Die langjährige Talentsucherin für die deutschpolnische Gesellschaft verstärkte damit ihre Förderung junger polnischer Pianisten und fand bei Manfred Elser offene Ohren.

Mit präzisem Spiel, klar strukturiert und mit leidenschaftlicher Einfühlsamkeit ließ Godzikowski die drei Nocturnes op. 9 von Frederic Chopin aufschweben. Auf den neuen Elfenbeintasten des restaurierten Steinway-Flügels hatten sich seine Finger schon gleich wohl gefühlt und glitten jetzt flink, sicher und kongenial darüber, um Chopins Huldigung an Mme Camille Pleyel eindringlich neu erklingen zu lassen. Zart und melodiös begann der Zyklus traumversunken mit dem b-Moll Nocturne, Klangwolken wirbelten danach durch das Es-Dur Stück und virtuoses Spiel im 3. Nocturne nahm schließlich Sinn und Gemüt gefangen. Bei Chopins Polonaise fis-Moll, op.44 steigerte der Pianist Schwung und Klanggewalt von Spiel und Instrument und demonstrierte seine selbstverständliche Herrschaft über die Tasten. Souverän schloss der junge polnische Virtuose seine Chopin-Hommage mit dem Scherzo op. 39, das auf Mallorca entstanden war, und mit rasanten Läufen Klangschönheit und Dynamik vereinte. So gab es Gozdzikowski Gelegenheit, das ganze Klangvolumen des herrlichen Flügels frei zu setzen.

Nach der Pause folgten auf die eindringlich dramatische Darstellung von Abschied und Wiedersehen in Ludwig van Beethovens Sonate Es-Dur op. 81a (1810) nahtlos die impressionistischen „Spiegelbilder“ von Maurice Ravel von 1905. Mit den mittleren drei Stücken des fünfteiligen Zyklus „Mirroir“ bewies Godzikowski noch einmal sein Einfühlungsvermögen und seine Wendigkeit. Auf die Sehnsuchtsklänge der „Traurigen Vögel“ folgten die artistischen Manöver der „Barke auf dem Ozean“ und das hämmernde Brodeln im „Morgenlied des Narren“ mit dem rasanten Schlussjubel. Technisch hervorragend beschwor Godzikowski mit seinem flexiblen Spiel den Saal mit magischen Klängen. Komponist und Interpret hatten sich den Beifall redlich verdient - und das Publikum zwei feurige Zugaben voller jugendlicher Spielfreude.

Am 3. Dezember folgt um 18 Uhr im Kursaal der Adventsliederabend mit den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben.