Autorin Ute Bareiss aus Steinhaldenfeld hier auf ihrem Schiff Taimada. Sie ist bereits viermal um die Erde gesegelt. Foto: Hajot Müller Quelle: Unbekannt

Ute Bareiss aus Steinhaldenfeld hat nach „Im Fahrwasser der Macht“ ihren zweiten Krimi „Weißes Gold“ geschrieben, der lesenswert, spannend und atemberaubend ist. Im Gespräch erklärt sie die Ideen dazu, auf dem Wasser vor St. Pierre bei Martinique in der Karibik. In ihrer Heimat möchte sie daraus lesen. Ein Termin ist noch offen.

Wie kamen Sie auf die Idee zu „Weißes Gold“?

Bareiss: Themen zu Natur und Umwelt interessieren mich generell. Als ich davon gehört hatte, dass auch heute noch Elefanten so zahlreich wegen Elfenbein regelrecht abgeschlachtet werden, nur um an das Weiße Gold zu kommen, war ich erschüttert - solche Themen hatten für mich zur Vergangenheit gehört. Doch die Elefantenpopulation hat sich zum Beispiel in Tansania zwischen 2009 und 2014 um über 60 Prozent dezimiert. Jährlich sterben über 20 000 Elefanten durch Wilderer, die ihnen die Stoßzähne skrupellos aus dem Kopf hacken - für etwas Zierrat aus Elfenbein. Heutzutage werden zudem oft Giftköder ausgelegt, sodass nicht nur Elefanten, sondern auch anderes Wild, wie Löwen, Hyänen, Geier, eliminiert werden. Nachdem klar war, dass der zweite Teil der Alex-Martin-Thriller-Reihe in Thailand spielen wird, habe ich mich natürlich näher mit dem Land beschäftigt. Im ’Land des großen weißen Elefanten’ spielen die Dickhäuter eine wichtige Rolle. Gerade zum Zeitpunkt der Entstehung des Plots 2013 fand die Cites-Konferenz in Thailand statt. In diesem Jahr war der Schutz der Elefanten ein großes Thema der Konferenz und es gab deswegen einige Kontroversen zum Veranstaltungsort, da Thailand als einer der Hauptumschlagplätze für Elfenbein gilt - nicht nur aus dem eigenen Land, sondern auch für illegal eingeführtes weißes Gold aus Afrika. Da die Schmuggelware über den Indischen Ozean nach Thailand gelangt, lag nahe, dass mein Protagonist, der Meeresbiologe Alex Martin, der in der Andamenensee Naturschutzgebiete errichtet, mit diesen Schmugglern in Kontakt kommt. Die weiteren Handlungsschwerpunkte haben sich aus demvierjährigen Aufenthalt vor Ort ergeben.

Waren Sie selbst auch in den betreffenden Ländern, die Sie beschreiben, genauer in Thailand und den afrikanischen Savannen?

Bareiss: Bereits im Jahr 2000 hatten wir den Norden von Thailand bereist und im Rahmen unserer Weltumsegelung verbrachten wir die letzten vier Jahre größtenteils auf der Andamanensee in Thailand.

Von Afrika kennen wir Eritrea, Sudan, Ägypten und Marokko näher. Mit den Savannen habe ich mich ausgiebig beschäftigt und die Recherche dazu hat mich so neugierig gemacht, dass ich sie diesen Sommer bereisen werde - allerdings von Land aus, nicht mit dem Schiff.

Von der Esskultur, die Sie in Thailand beschreiben und den örtlichen Gegebenheiten, klingt das alles echt. Haben Sie es selbst erlebt?

Bareiss: Wenn man solch eine lange Zeit in einem Land verbringt, bekommt man einen intensiven Einblick in die örtlichen thailändischen Gegebenheiten und wir haben auch gezielt die Gegenden dazu erforscht. Natürlich hatten wir auch die thailändische Küche, die für uns weltweit ganz oben rangiert, ausführlich getestet und genossen. Es spielen sicherlich die echten Erlebnisse in diese Geschichte hinein.

Sie schlüpfen hautnah in die thailändische Gesellschaft, haben Sie sie auch so erlebt?

Bareiss: Durch die Sprachbarriere - wir sprechen nur sehr wenig Thai - hat es eine Weile gedauert, in engeren Kontakt zu kommen, da auch Englisch dort nicht überall verbreitet ist. Mit der Zeit lernten wir einige Einheimische näher kennen. Wir hatten eine spannende Zeit in Thailand - der politische Umbruch mit den Demonstrationen und der Regierungswechsel, der zu der Zeit stattfand, das haben wir quasi hautnah miterlebt. Wir konnten sehr viel über die persönlichen Wünsche, Vorstellungen, Sehnsüchte und auch die Lebensgewohnheiten der Thai mitnehmen. Einige Leute haben wir regelmäßig besucht, sie standen mir auch bei der Recherche zur Seite.

Die Flucht mit der Frau und ihrem Kind ist eindrücklich, gerade die Bootsfahrt, da schimmert durch, dass Sie viel auf dem Schiff sind.

Bareiss: Wir leben seit 15 Jahren größtenteils auf unserem Schiff und haben diesen Sommer unsere Weltumsegelung vollendet. Über 100 000 Seemeilen (also knapp 200 000 Kilometer, oder auch den vierfachen Erdumfang) haben wir auf See verbracht. Ein Ende der Weltreise ist übrigens nicht in Sicht.

Was ist Ihnen im Roman wichtig?

Bareiss: Am wichtigsten ist es sicherlich, mit einer spannenden Geschichte zu unterhalten und diese Spannung über das gesamte Buch nicht nur konstant zu halten, sondern zu steigern. Und die Leser in eine andere, eine exotische Welt zu entführen, sie das fremde Land fühlen zu lassen, als wären sie selbst vor Ort. Neben dem Elfenbeinhandel sind ein Hauptthema die menschlichen Schwächen, Tiere, die aus bloßer Profitgier und Habsucht abgeschlachtet werden, Menschen, die als Ware behandelt werden und was diese Täter zu solchen Handlungen treibt. Zudem möchte ich die Entwicklung des Serienhelden Alex Martin vorantreiben und dem Leser nahebringen.

Wo haben Sie den Roman geschrieben?

Bareiss: Den Anfang hatte ich in Steinhaldenfeld und bei einem Urlaub in Südfrankreich geschrieben, der Rest folgte auf dem Wasser. Hauptsächlich auf dem Indischen Ozean - auf unserer Überfahrt von Thailand, über Indien, die Malediven, den Jemen bis ins Rote Meer - Eritrea, Sudan, Ägypten - und weiter durch den Suezkanal ins Mittelmeer. Dort war Alex Martin so präsent, dass dies die Schauplätze vom dritten Teil „Blauer Tod“ werden.

Das Gespräch führte Iris Frey.

Ute Bareiss: Weißes Gold, Kieselsteiner Verlag, 580 Seiten. ISBN: 978-3-945313-97-8, 11,90 Euro.