Die Stadtkapelle Fellbach vor der Moschee Gazi Khassim auf dem Széchenyi Platz in Pécs. Foto: Stefan Lorenz Quelle: Unbekannt

Fellbach/Pecs (red) - Grüße aus Fellbach haben der Städtepartnerschaftsverein (SPV) und die Stadtkapelle Fellbach in der ungarischen Partnerstadt Pécs überbracht. Seit 30 Jahren sind beide Städte freundschaftlich verbunden.

Vor drei Jahrzehnten - Ungarn lag noch hinter dem Eisernen Vorhang - war das Freundschaftsabkommen die erste deutsch-ungarische Städtepartnerschaft und damit ein europapolitisches Ereignis. Der Pécser Oberbürgermeister Zsolt Páva erinnerte beim Empfang für die Gäste aus Fellbach an die Unterzeichnung der Urkunden im Oktober 1986, zu der auch der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker gekommen war. Seitdem hätten tiefgreifende Veränderungen Europa erfasst. „Sehr wichtig ist, dass die Freundschaft zwischen uns geblieben ist“, sagte Páva.

Der Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins, Michael Schwarz, überbrachte Grüße von Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm. Auch er sieht die Bedeutung der Partnerschaft: „Ungarn war das erste Land im Osten Europas, das im wahrsten Sinne des Wortes ein Loch in den Eisernen Vorhang geschnitten hat“, sagte das Fellbacher Stadtoberhaupt im Vorfeld der Reise. „Ohne den Partnerschluss von 1986 wären die weiteren Schritte des Jahres 1989 und danach kaum vorstellbar.“

Während der SPV mit dem Flugzeug anreiste, saß die Stadtkapelle 15 Stunden im Bus. „Vor 30 Jahren waren wir mehr als doppelt so lang unterwegs“, berichtete Manfred Jung, der schon damals mit der Stadtkapelle in Ungarn war. „An der Grenze wurde der ganze Bus auseinander genommen, jeder Instrumentenkoffer durchsucht. Heute sagt der Busfahrer an der Grenze ‚Das sind alles Deutsche’ und die Sache ist erledigt.“

Am Ziel angekommen, spielten die Musiker zusammen mit der Symphonischen Bahnblaskapelle Pécs ein Konzert auf dem zentralen Széchenyi-Platz. Beim gemeinsamen Essen mit typisch ungarischen Spezialitäten gab es für die Fellbacher noch eine Überraschung: Zum 125-jährigen Jubiläum der Stadtkapelle hatten die Pécser Musiker eine aufwendige Glastrophäe anfertigen lassen. Anschließend trat für sie „Vivat Bacchus“ auf, eine der bekanntesten ungarischen A-cappella-Bands. Später ging es in die etwa 30 Kilometer entfernte Stadt Harkány mit seinem fast 200 Jahre alten Thermalbad. Dort spielte die Stadtkapelle auf dem ungarischen Pendant des Fellbacher Herbstes, dem Weinlesefest „Harkányi Szüreti Festival“. Ein weiteres Konzert fand in der benachbarten Stadt Szigetvár statt.

Der SPV hatte zu dem Ausflug nach Südungarn eine Studienreise organisiert. Die Reiseleitung übernahm Vereinsmitglied Anni Becker, die aus Ungarn stammt. Zahlreiche Treffen mit Vertretern der deutschstämmigen Minderheit im Komitat Baranya prägten die fünf Tage. Dazu gehörte ein Gespräch mit dem „Deutschen Kreis“ in Pécs, einer Vereinigung, die sich um die Aufarbeitung der Geschichte der deutschen Minderheit in der unmittelbaren Nachkriegszeit widmet. Außerdem besuchte der Verein Weingüter und zwei Dörfer mit überwiegend donauschwäbischer Bevölkerung. Die deutsch sprechende Direktorin des Janus Pannonius Museums in Pécs, Judith Müller, zeigte den Reisenden viele Facetten ihrer Heimat.