Daniel Ohr, Miguel Calero, Sternekoch Joachim Wissler und das Festwirt-Ehepaar Karl und Daniela Maier (von links) in der neuen Loge. Foto: Rehberger Quelle: Unbekannt

Bad Cannstatt (ede) - Einen 3-Sterne-Koch vermutet man nicht unbedingt in einem Festzelt. Doch Joachim Wissler hat keine Berührungsängste. „Ich kenne den Wasen sehr gut.“ Aufgewachsen auf einem Bauernhof war der Besuch des Landwirtschaftlichen Hauptfestes und danach des Volksfestes Pflicht. Doch inzwischen lebt er in Köln, betreibt das Restaurant Vendome im Grandhotel Schloss Bensberg. Da bleibt keine Zeit für einen Wasenbesuch.

Mehr als zehn Jahre lang war Miguel Calero bei ihm Restaurantleiter. „Wir waren ein erfolgreiches Gespann und es war für uns eine wichtige Zeit“, beschreibt der Sterne-Koch. Calero machte sich selbstständig, führt seit einem Jahr mit Partner Daniel Ohr den YouDinner Club, der für seine Mitglieder Dinner-Events an ungewöhnlichen Orten anbietet. Im vergangenen Jahr wurde auf der Empore des Göckelesmaier-Zeltes der spanische 3-Sterne-Koch Quique Dacosta für ein 5-Gänge-Tapas-Menü verpflichtet. In diesem Jahr haben sie die Mittelloge übernommen, empfangen nicht nur Mitglieder. Die YouDinner-Loge ist für jeden buch- und nutzbar. Das Konzept: „Wir wollen jedes Jahr einen anderen Könner bieten“, sagt Daniel Ohr.

In diesem Jahr ist es Joachim Wissler. „Miguel hat angefragt und ich habe schnell ja gesagt.“ Man habe sich überlegt, was wollen die Leute essen, wie viel Innovation und Tradition soll es sein? „Wir haben eine gute Mischung gefunden“, ist Wissler überzeugt. Natürlich sei es nicht vergleichbar mit dem Sterne-Restaurant. „Aber meine Handschrift ist erkennbar.“ Gäste können zwischen Karte und einem Menü mit drei Mal drei Gängen zu 49 Euro wählen. Dazu gehören unter anderem Thunfischcarpaccio, Zarenfrühstück mit Tatar vom Rind, Spinatmaultäschle, US Beef, Lachsforelle, Göckelesmaier-Festzelt-Spezialität und Zwetschgenröster. „Zwetschgen hatten wir im Garten“, so Wissler. „Und die Maultaschen sind nach dem Rezept meiner Eltern, die auf der Schwäbischen Alb den Gasthof Engelhof hatten.“

Wissler wird selbst nicht in der Küche stehen, „ich habe ja noch ein Restaurant zu leiten“, aber ab und an vorort sein. In der Küche sind drei seiner ehemaligen Mitarbeiter tätig. In einem Sterne-Restaurant gelte ein anderer Aufwand, aber ein bisschen Anspruch könne man auch Besuchern eines Festzeltes nahebringen. „Das ist das Volksfest ein guter Anlass.“ Der Loge steht ein eigener Küchenbereich zur Verfügung. „Wir wollten zeigen, wie eine Festzeltküche aussieht, wenn sie ein Sternekoch macht“, beschreibt Festwirt Karl Maier. Es gebe unterschiedliche Wasengänger, ergänzt seine Frau Daniela. „Wir wollen verschiedene Erlebnisse innerhalb eines Zeltes bieten.“

Auch die Loge wurde umgebaut, ein sechsstelliger Betrag aufgewendet. Bislang sei jedes Jahr etwas verändert worden. „Jetzt haben wir Tabula rasa gemacht“, so der Festwirt, „und uns von der alten Hülle verabschiedet.“ Die Unterbodenkonstruktion und die DJ-Kanzel, Beleuchtung und Mobiliar wurden erneuert.